Bochum. Bochums Einwohnerzahl sinkt, sagen die Landesstatistiker. Das hätten Folgen, auch finanziell. Die Stadt dementiert und verweist auf eigene Daten.

Mehr als 400.000 Einwohner könnte Bochum über kurz oder lang haben. Davon war in der jüngeren Vergangenheit in der Stadt schon mal die Rede. Die Prognosen des Landes NRW sehen ganz anders aus.

Landesstatistiker erwarten Rückgang der Einwohnerzahl in Bochum

Die aktuelle Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamts IT.NRW erwartet bis 2050 eine sinkende Einwohnerzahl in NRW – auch in Bochum. Demnach schrumpft die Stadt um 1,5 Prozent von bislang 364.500 Einwohnern (Januar 2021) auf 359.000 (2050). Das wäre leichter besser als der Landestrend (-1,7 Prozent).

Auffällig ist dabei vor allem die Veränderung in den „mittleren Altersklassen“ von 40 bis 65 (-8,7 Prozent) und von 19 bis 25 (-4,7). Die stärksten Zuwächse gibt es demnach in den Altersklassen 80+ (30,7 Prozent), 10-16 Jahre (8,7) und 16-19 (7,4). Das Durchschnittsalter werde sich aber, so IT.NRW, dadurch kaum verändern. Es liege derzeit in Bochum bei 44,7 und werde 2050 voraussichtlich 44,8 betragen.

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Frauen werden jünger, Männer werden älter

Dabei gehen die Statistiker allerdings von einer entgegengesetzten Entwicklung bei Frauen und Männer aus. Das Durchschnittsalter der Frauen sinke demnach von derzeit 46,3 auf 45,8 Jahre. Bei den Männern sei ein Anstieg von jetzt 42,9 auf 43,7 Jahre zu erwarten.

Sollte es tatsächlich so kommen, dass die Einwohnerzahl eher sinkt, als steigt, hätte das Auswirkungen auf die Höhe der Schlüsselzuweisungen des Landes und auch auf die mittel- bis langfristige Planung der Stadt, z. B. beim Wohnungsbau, bei der öffentlichen Infrastruktur, im Nahverkehr und vielen anderen Bereichen.

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Stadt verlässt sich auf eigene Meldedaten

Indes: „Diese Zahlen kommen bei uns gar nicht zur Anwendung. Wir arbeiten mit den Zahlen unseres Einwohnermeldeamtes“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. Denn: Die städtischen Zahlen seien Fakten, die von IT.NRW lediglich Hochrechnungen, die auf der jüngsten Volkszählung von 2011 basierten.

Tatsächlich ist bereits der aktuelle Ausgangswert nicht identisch. Während IT.NRW von derzeit 364.500 Bochumerinnen und Bochumern ausgeht, habe Bochum tatsächlich 370.146 registrierte Einwohner (Stand Ende 2021). Und: Ein Blick auf die vergangenen Jahre zeige, dass diese Zahl relativ stabil sei, so der Stadtsprecher. „Wir haben keine gravierende Bevölkerungsschwankung.“

Volkszählung beginnt im Mai

Gleichwohl: Nach dem Anstieg 2019 auf 372.193 Einwohner schrumpft die Bevölkerungszahl aktuell wieder. Was die Zukunft betrifft, so hält sich die Stadt bedeckt. Es gibt aktuell keine gültige Einwohnerprognose, heißt es.

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Das Land könnte derweil bald wieder über aktuellere Daten verfügen. Im Mai ist nämlich der nächste Zensus geplant. Bei der EU-weiten Erhebung wird nach Auskunft des Statistischen Bundesamts eine „registergestützte Bevölkerungszählung“ durch eine Stichprobe ergänzt und mit einer Gebäude- und Wohnungszählung kombiniert. Bei der eigentlich schon 2021 vorgesehenen, aber wegen der Corona-Pandemie verschobenen Volkszählung werde ermittelt, „wie viele Menschen in Deutschland leben, wie und wo sie arbeiten“. Die Zählung beginnt am 15. Mai.