Bochum. Die Bochumer Galeristin Inge Baecker starb während des Hochwassers in Bad Münstereifel. Wohin ihre Sammlung geht, ist eine echte Überraschung.

Dies ist eine traurige Geschichte, die aber auch Hoffnung macht: Während der Flutkatastrophe im vergangenen Sommer kam die in Bochum geborene Galeristin Inge Baecker ums Leben. Ohnehin schwer krank, starb sie mit 77 Jahren in ihrem Haus in Bad Münstereifel an den Folgen eines Stromausfalls. Baecker war auf ein Beatmungsgerät angewiesen. Als der Strom ausfiel und der Akku leerlief, konnte sie nicht mehr beatmet werden. „Letztlich ist sie im Schlaf gestorben“, erzählt Sepp Hiekisch-Picard, stellvertretender Leiter des Kunstmuseums.

Kunstmuseum Bochum erhält Sammlung von Inge Baecker

Über Jahrzehnte war Inge Baecker eine weit geschätzte Galeristin, die zu ihrer alten Heimat Bochum und insbesondere zum Kunstmuseum beste Kontakte pflegte. Zahllose Kunstwerke durchaus von hohem Rang befanden sich in ihrem Besitz. Viele von ihnen lagerte sie daheim in ihrem Haus in einem leerstehenden Swimmingpool, der vom Hochwasser nicht betroffen war.

„Fluxus“-Ausstellung im nächsten Jahr

Der Kunstschatz von Inge Baecker kann während der Öffnungszeiten des Kunstmuseum (Kortumstraße 147) besichtigt werden: Di. bis So. von 10 bis 17 Uhr, Mi. von 12 bis 20 Uhr.

Im nächsten Jahr plant das Kunstmuseum eine große „Fluxus“-Ausstellung im Obergeschoss, wo einige der Werke aus Inge Baeckers Besitz neben vielen anderen gezeigt werden sollen.

Eine gehörige Überraschung war es dann, als während der Trauerfeier bekannt wurde, wohin Baeckers kompletter Kunstschatz nach ihrem Tod gehen sollte: nach Bochum. „Dass wir diese einmalige Sammlung einmal erben würde, damit hatte niemand gerechnet“, sagt Noor Mertens, die das Kunstmuseum seit einem halben Jahr leitet. „Für Ankäufe haben wir normalerweise nur einen sehr kleinen Etat, und dann bekommen wir all dies als Schenkung auf einen Schlag.“

Kunstwerke liegen gestapelt im Eingangsbereich

Auch Inge Baecker selber hatte daraus ein gut gehütetes Geheimnis gemacht: „Ursprünglich war geplant, dass ihre Sammlung in ein Museum zu Ehren des Künstlers Wolf Vostell gehen sollte, mit dem sie gut befreundet war“, sagt Hiekisch-Picard. „Aber das Museum, das mal in Leverkusen, mal in Herten entstehen sollte, wurde nie gebaut.“ Und so wurden die zahllosen Kisten mit Bildern, Zeichnungen, Postern, Rahmen und diversen anderen Utensilien nach Baeckers Tod zum Kunstmuseum transportiert – und liegen dort jetzt gestapelt im Eingangsbereich.

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Dazu muss man wissen: Inge Baecker leitete ab 1970 in Hamme eine Galerie für Avantgarde-Kunst, die über Jahre ein viel beachtetes Zentrum der sogenannten „Fluxus“-Bewegung war. „Fluxus“ verstand sich als Angriff auf das Kunstwerk im traditionellen Sinne, statt Ausstellungen gab es mit dem Publikum gemeinsam improvisierte Happenings.

Im Jahr 2012 widmete das Kunstmuseum der Galeristin Inge Baecker und der Fluxus-Bewegung eine eigene Ausstellung. Auch Geoffrey Hendricks „Wolkenauto“ war damals zu sehen, das mittlerweile im Duisburger Lehmbruck-Museum steht.
Im Jahr 2012 widmete das Kunstmuseum der Galeristin Inge Baecker und der Fluxus-Bewegung eine eigene Ausstellung. Auch Geoffrey Hendricks „Wolkenauto“ war damals zu sehen, das mittlerweile im Duisburger Lehmbruck-Museum steht. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Aus Kunst wurde Aktionskunst. Namhafte Vertreter dieses Genres waren Allan Kaprow und Nam June Paik, die in Baeckers kleiner Galerie ein uns aus gingen, was in Bochum selbst kaum wahrgenommen wurde. Baeckers „Kunstwochen“, die sie zwischen 1972 und 1979 im Ruhrpark veranstaltete, genießen einen legendären Ruf. 2012 widmete ihr das Kunstmuseum eine große Ausstellung.

Grob geschätzte 400 Werke werden jetzt gesichtete und katalogisiert

Jetzt ist das Team des Kunstmuseums damit beschäftigt, all die vielen Schätze aus Baeckers Nachlass zu sichten und zu katalogisieren. Grob geschätzte 400 Werke sind es, die im Foyer liegen und auch öffentlich wie in einem großen Schaudepot besucht werden können.

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„Das Problem ist, dass wir längst nicht alle Werke zuordnen können“, sagt Noor Mertens. Mit Hilfe von Kunststudenten und dem Zentralarchiv des Kunsthandels in Köln wird versucht, zu ermitteln, woher und vom wem die Bilder stammen. Danach sollen die meisten von ihnen im Dachgeschoss des Altbaus gelagert werden – und auch eine große Ausstellung zu Ehren von Bochums bedeutender Galeristin im kommenden Jahr ist fest geplant.