Bochum-Hamme. Zum Hingucker wird eine Installation von Uwe Siemens. Die Epiphanias-Kirche an der A40 in Bochum sieht jetzt aus wie von einem Textmarker bemalt.
Da dürfte sich so mancher Besucher der Autobahnkirche direkt an der A40 schon verwundert die Augen gerieben haben: Die Kirche leuchtet – und zwar von innen! Für eine bemerkenswerte Installation hat der Bochumer Künstler Uwe Siemens dem eher schlichten Gotteshaus an der Dorstener Straße einen besonderen Anstrich verpasst.
Ein über 30 Meter langes, knallgelbes Band zieht sich jetzt wie ein leuchtender Blitz einmal quer durchs Gebäude. „Besonders schön ist es, wenn in der Abenddämmerung die Sonne durchs Fenster scheint“, sagt Siemens. „Dann fängt der ganze Innenraum richtig an zu strahlen.“
Autobahnkirche an der A40 in Bochum sieht wie verwandelt aus
Die evangelische Epiphanias-Kirche an der Dorstener Straße in Hamme ist in den letzten Jahren immer mal wieder für Ausstellungen genutzt worden. „Doch eine Installation, die speziell für diesen Raum erarbeitet wurde, gab es hier noch nie“, sagt Pfarrer Michael Otto, der von dem Ergebnis ganz begeistert ist. „Ich bin kein Künstler, aber was man mit Farbe alles machen kann, das erstaunt mich immer wieder.“
Zur Person: Uwe Siemens
Der Maler Uwe Siemens (48) ist seit vielen Jahren in der Bochumer Kunstszene aktiv. Er war Mitbegründer des Freien Kunst Territoriums und ist Mitglied des Künstlerbundes. Seit 2017 ist er Mitarbeiter an der Kunsthochschule Braunschweig.
Sein Atelier an der Anne-Frank-Straße 3 öffnet er regelmäßig auch für interessierte Besucher. Die Installation „Das leuchtende Band“ kann bis 23. April in der Epiphanias-Kirche (Dorstener Straße 263) besucht werden. Alle Infos: uwesiemens.de
Für Uwe Siemens ist die Installation weit mehr als eine reine Farbspielerei. Vor allem interessiert ihn die besondere Architektur der Kirche, die 1929 zur Zeit der Weimarer Republik im sogenannten Bauhaus-Stil erbaut wurde. Nach Plänen des Architekten Wilhelm Tiefenbach besteht sie aus einer klaren, gradlinigen und schlichten Form. „Neben der Kanzel ist die Orgelempore die einzige Rundung, die es in dem ganzen Gebäude gibt“, sagt Siemens. „Es scheint fast so, als würde die Empore die Besucher der Kirche umarmen. Das wollte ich mit einer Arbeit aufgreifen.“
Stoffband in mühevoller Kleinarbeit erstellt
Das 32 Meter lange Stoffband, das aussieht, als sei es von einem riesigen, gelben Textmarker bearbeitet worden, wurde in mühevoller Kleinarbeit innerhalb von vier Tagen hergestellt. „Die Farbe habe ich selbst gemischt, was recht aufwendig war“, erzählt Siemens. „Mal war sie zu orange, mal zu weiß. Bis ich die richtige Mischung gefunden hatte, dauerte es eine Weile.“
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Anschließend wurden die einzelnen Teile zu dem ellenlangen Band zusammengenäht. Unschätzbare Hilfe dabei leisteten Hella Kirchberg aus dem Presbyterium der Friedenskirche Q1 – und ihre treue Nähmaschine. „Die ganzen Stücke zusammenzunähen, das hat schon einige Kraft gekostet“, sagt sie. „Hat aber Spaß gemacht.“ Mit einem Modell der Kirche testete Uwe Siemens zuvor die exakte Länge des Bandes aus: „Am Ende hat alles genau gepasst. Das hat mich selbst gewundert“, meint er.
Seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 ist die Epiphanias-Kirche die einzige Autobahnkirche im Ruhrgebiet. Das heißt: Sie ist täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet (Sommerzeit: 8 bis 20 Uhr) und soll auch für all jene ein Ort der Ruhe und Einkehr sein, die auf langen Autobahnfahrten direkt an ihr vorbeikommen. Doch passiert das auch? „Eher selten, aber bisweilen durchaus“, sagt Michael Otto. „In unserem Gästebuch finden sich auch Einträge von tschechischen Lkw-Fahrern, die sich hier offenbar gut aufgehoben fühlten.“
Lebendige Kirchengemeinde mitten in Bochum-Hamme
Daneben ist das Haus aber auch der Ort für eine lebendige Kirchengemeinde mitten in Hamme – und dies schon weit bevor hier der Verkehr über die A40 entlang rauschte. Der Bochumer Abschnitt des „Ruhrschnellwegs“ entstand Ende der 1950er Jahre.