Bochum-Langendreer. Jahrelang werkelte das Team des Reparier-Cafés Langendreer im Seniorenbüro Ost. Nun muss es raus. Die Suche nach neuen Räumen beginnt.

Staubsauger, Bügeleisen, Radios und Lampen - die Liste der Dinge, denen Reinhardt Schulte (75) im Reparier-Café wieder neues Leben eingehaucht hat, ist lang. "80 Prozent der abgegebenen Gegenstände können wir reparieren, der Rest hat das Zeitliche gesegnet", sagt der Rentner stolz. Als ehemaliger Ingenieur war Schulte schon immer technisch interessiert, hat im Reparieren ein richtiges Hobby gefunden.

Daran, dass damit bald Schluss sein könnte, will der Bochumer lieber nicht denken. Aber das Reparier-Café aus Bochum Langendreer hat ein Problem: Es ist plötzlich heimatlos. Eigentlich war die fünfköpfige Truppe immer am ersten Dienstag im Monat im Seniorenbüro Ost (Alte Bahnhofstraße 6) anzutreffen. "Der Zulauf war rege, fünf Kunden kamen mindestens", sagt Schulte.

Bochumer haben sich rausgeschmissen gefühlt

Manchmal seien auch 15 Gegenstände abgegeben worden, dann habe man auch länger als von 14 bis 17 Uhr getüftelt. "Für die Gäste gab es in der Zeit Kuchen, Tee und Kaffee. Eine richtig nette Sache eben", schwärmt Schulte.

Nach der "Zwangspause" durch die Corona-Pandemie hat das Seniorenbüro Ost für die Tüftler jedoch schlechte Nachrichten gehabt: Sie können in ihrem Raum nicht bleiben. Die Fläche werde für ein Büro für eine zusätzliche Kraft benötigt, hat Schulte erfahren. "Wir haben uns wirklich rausgeschmissen gefühlt", bedauert er. Mehr als vier Jahre sei man zuvor am Standort an der Alten Bahnhofstraße aktiv gewesen.

Suche nach einem neuen Raum startet

Die Absage sei zunächst einfach per Mail erfolgt - ohne Lösungsvorschlag. Inzwischen ist die Gruppe rund um das Repair-Café mit dem Seniorenbüro im Gespräch. An der Tatsache, dass es nun vorerst heimatlos ist, hat das allerdings nichts geändert. Beim Seniorenbüro betont man, dass man dem Repair-Café bei der Suche helfen wolle. "Uns wurde vorgeschlagen, beim Luther-Lab anzufragen", sagt Schulte.

Doch das Team ist unsicher, ob ihre Voraussetzungen erfüllt werden können: "Wir können keine Miete bezahlen, wir haben schließlich auch immer umsonst repariert", erinnert Schulte. Antrieb sei einzig und allein der anspringende Motor, die neu leuchtende Lampe oder das rauschfreie Radio gewesen.

Lagermöglichkeiten vor Ort ist nötig

"Wir haben in unseren alten Räumlichkeiten außerdem die Möglichkeit gehabt, bestimmte Dinge, die schlecht transportabel sind, zu lagern", sagt Schulte. Ein Schrank in der Größe eines handelsüblichen Bücher- oder Kleiderschrankes sei dafür ausreichend.

"Darin haben wir zum Beispiel ein Universalmessgerät, Arbeitsmatten und weiteres Werkzeug gelagert", sagt der 75-Jährige. Eine solche Möglichkeit müsste auch in Zukunft wieder gegeben sein. "Im Prinzip reichen etwa 12 Quadratmeter aus. Wir benötigen allerdings Tische zum arbeiten", sagt Schulte. Die würden beim Reparieren aber durch Matten geschützt und nicht beschädigt.

Ausweitung ist denkbar

Der Wunsch vieler aus dem Stadtteil sei es, dass das Repair-Café in Langendreer bleibe - am besten so zentral wie möglich. "Im Seniorenbüro war es außerdem so, dass wir von einer Haftung befreit waren", ergänzt Schulte. Der Wochentag, an dem das Reparier-Café für die fünf Rentner zur Verfügung stehen soll, müsste im Zeitraum zwischen montags und donnerstags liegen.

"Am Wochenende haben viele von uns andere Pläne oder Verpflichtungen", erklärt Schulte. Denkbar sei es aber, das Angebot auf zwei Tage im Monat zu erweitern. Nun hofft das Reparier-Café, eine neue Bleibe zu finden. Um schnellstmöglich wieder so einiges aus dem Stadtteil zum Laufen zu bringen. "Das ist jedes Mal eine unglaubliche Freude", sagt Schulte. Und ziemlich nachhaltig ist das ganze dann oben drein auch noch.

Hobby-Bastler willkommen

Wer Ideen für neue Räume hat, kann sich beim Team des Repair-Cafés melden: 0152 / 289 560 55.

Ist eine Räumlichkeit gefunden, sind auch neue Hobby-Bastler, Handwerkerinnen oder Technik-Affine willkommen.

Das Repair-Café will ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft setzen: Denn Reparieren produziert weniger Müll als Neukaufen, hält das Wissen, wie Dinge repariert werden können aufrecht und schafft zusätzlich Gemeinschaft.