Bochum. . Ob abgebrochene Plastikteile, defekte Batterien oder zerlöcherte Blusen: Das Repair Café Bochum nimmt sich der kaputten Teile an. Und rettet dabei so einiges.

  • Reparieren statt wegschmeißen. Im Repair Cafè landet so schnell nichts auf dem Müll
  • Zwei Vereine und der BUND organisieren die Werkstatt
  • Auch Kleidungsstücke werden ausgebessert

Konzentriert schraubt Heribert Lindlar am Pedal einer Nähmaschine. „Wenn mich erst einmal der Jagdinstinkt gepackt hat“, sagt er, „dann will ich der Technik auch zeigen, dass es noch geht.“ Petra Elias schaut ihm dabei über die Schulter. Ihre alte Nähmaschine hat sie noch nicht aufgegeben. „Sie gehörte meiner Mutter. Nun ist durch langjährigen Gebrauch ein Kunststoffteil am Pedal abgebrochen“, erklärt sie. Selbst im Nähmaschinengeschäft habe man ihr davon abgeraten, sich von dem Gerät zu trennen.

Für Lindlar kein Problem: Gemeinsam mit der Besucherin ersetzt er das defekte Kunststoffteil. „Ein bisschen Kreativität braucht man schon “, gibt er zu. Bei über 70 Prozent liegt die Erfolgsquote im Repair Café, das der Technikverein „Das Labor“, der Nachbarschaftsverein „Alsenwohnzimmer“ und der Umweltschutzverein BUND organisieren. Seit nunmehr drei Jahren findet in zweimonatigen Abständen ein solches Repair Café statt, bei dem Besucher ihre defekten Geräte gemeinsam mit fachkundigen Technikern reparieren können.

Auch in Wattenscheid wird repariert

„Es geht nicht darum, Geräte wie im Geschäft, reparieren zu lassen, sondern darum, es gemeinsam zu tun“, stellt Thomas Brämer, Elektroniker, klar. So könne man das Erfolgsgefühl teilen und zusammen Spaß haben. Matthias Drossel, ebenfalls Teil des Teams: „Wer repariert, lernt Technik wertzuschätzen“. Soeben hat er einen alten Kassettenrekorder wieder zum Leben erweckt, indem er einen lockeren Riemen gefestigt hat.

„Man kann eigentlich alles noch reparieren“, sagt er stolz. Das hofft auch Bernhard Milz. Sein „altes Schätzchen“ hat den Geist aufgegeben, die Versorgung mit Batterien seines über 20 Jahre alten Walkmans läuft nicht mehr. „Ich hänge daran“, sagt er. Aber nicht nur technische Geräte können wieder hergerichtet werden, auch Textilien gehören nicht direkt in den Mülleimer. So verwandelt Kathrin Grannemannn ihre Bluse mit Loch ohne großen Aufwand in eine kurzärmlige Sommerbluse. „Das wäre doch zu schade gewesen, ich habe sie erst zwei Mal getragen“, freut sie sich über das aufgehübschte Kleidungsstück.

Der 15-jährige Tom Boetzel hat zwar kein defektes Gerät mitgebracht, ist aber fasziniert von den ganzen Tüfteleien. Handwerklich arbeite er gerne, zwar eher mit Holz, dennoch sei das für ihn sehr interessant. „Das ist viel besser als direkt etwas Neues zu kaufen. Es macht Spaß und spart Geld“, sagt er. Sabine Schönhoff weiß, dass nicht nur Spaß zum Reparieren dazu gehört: „Der kaputte Laser meines Blue-Ray Players hat mich sehr viel Geduld gekostet“. Fast zwei Stunden schraubte sie mit Thomas Brämer herum, bis das Gerät wieder intakt war. Mittlerweile ist auch in Wattenscheid ein Repair Café entstanden, und das ganze Team hofft, noch weiteren den Anstoß geben zu können. „Reparieren ist tatsächlich eine Kunst“, sagt Drossel. Eine Kunst, die hungrig macht: Nebenan im Alsenwohnzimmer lud der Nachbarschaftsverein ins „Restaurant“ ein. Dort zauberten Freiwillige aus geretteten Lebensmitteln eine Pilz-Lauch-Pfanne und ein Gemüse-Ratatouille. „Irgendwie reparieren wir das Essen auch“, lacht Sophia Rissler vom BUND. „Zumindest machen wir aus etwas Kaputtgeglaubtem wieder etwas Tolles.“