Bochum-Linden. Eine Familie aus Bochum sammelt Unterschriften, um die Kinder- und Jugendpsychiatrie Linden zu retten. Sie hat einen engen Bezug zur Einrichtung.

Protestiert wurde viel gegen die Entscheidung des Helios-Klinikkonzerns, die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bochum-Lindenzum Jahresende zu schließen. Doch es wird auch gehandelt, damit es nicht so weit kommt. Während sich Stadtverwaltung und Politik auf Kommunal- und Landesebene bemühen, einen neuen Träger für die Einrichtung zu finden, hat eine Familie aus Linden eine Unterschriftenaktion gestartet.

Bochum: Warum sich eine Familie so für die Kinder- und Jugendpsychiatrie einsetzt

Bei einer Online-Petition kann man sich registrieren lassen, um seine Stimme für den Erhalt der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu geben. Der Anfang ist vielversprechend: Schon nach 24 Stunden waren 2500 Unterschriften zusammen. Inzwischen, nach dem vierten Tag, sind es schon mehr als 5500. „Das ist super“, freut sich Julia Umlauf, die die Petition zusammen mit ihren Angehörigen als Familie Jurke angestoßen hat.

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„Wir kommen alle aus Linden und wohnen nicht weit weg“, sagt die 27-Jährige. Das ist aber nicht der Hauptgrund, warum sich die Familie für den Erhalt der Kinder- und Jugendpsychiatrie einsetzt. „Ich selbst und zwei meiner Geschwister waren stationär dort untergebracht“, erzählt Julia Umlauf. „Von daher ist das für uns eine Herzensangelegenheit.“

Einsatz für Psychiatrie: Drei Geschwister waren selbst Patienten dort

Sie sei damals in jungen Jahren ins Heim gekommen und habe so starkes Heimweh entwickelt, dass sie ausgerastet sei, schildert Julia Umlauf die Umstände, unter denen sie in die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Linden eingewiesen wurde. „Um mich zu beruhigen“, sagt sie. „Mal war ich eine Woche da, mal einen Monat, mal auch nur ein paar Tage. Ich weiß, wie wichtig diese Einrichtung ist, denn mir hat sie geholfen.“

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Heute steht Julia Umlauf auf eigenen Füßen, hat selbst zwei Kinder. Ihre Geschwister hätten dieselbe positive Entwicklung gemacht. Dank der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Axstraße: „Da arbeitet so ein tolles Team, da gibt es so viele Therapiemöglichkeiten“, schwärmt Julia Umlauf. „Das geht dort total menschlich zu, alle haben ein offenes Ohr für einen. Auch heute noch könnte ich mit Problemen anrufen – man würde mir helfen.“

Suche nach neuem Träger: Bezirksbürgermeister mahnt Tempo an

Sie könne also aus eigener Erfahrung sagen, welche Bedeutung die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Linden hat, gerade auch in Corona-Zeiten, unter denen ja bekanntlich Kinder und Jugendliche besonders leiden. „Ohne sie wäre ich noch wie früher“, ist sich Julia Umlauf sicher.

So geht es zur Online-Petition

Die Stadt Bochum gibt sich hinsichtlich der Verhandlungen zum Erhalt der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Linden bedeckt. Man sei „im Gespräch mit potenziellen Trägern, deren Namen ich mit Rücksicht auf die laufenden Gespräche nicht preisgeben kann“, teilt Stadtsprecher Peter van Dyk auf WAZ-Anfrage mit. „Wir sind natürlich an einer zeitnahen Lösung interessiert, können aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, wann dies der Fall sein kann.“

Wer über die Online-Petition der Familie Jurke seine Unterschrift für die Kinder- und Jugendpsychiatrie geben möchte: https://chng.it/bRjKMQmV .

Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) begrüßt das Engagement der Familie. „Das ist in jedem Fall gut.“ Noch besser fände er es jedoch, wenn in die Suche nach einem neuen Träger noch mehr Bewegung käme. Von daher empfiehlt Gräf, die gesammelten Unterschriften nicht – wie geplant – Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) zu überreichen, sondern NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). „Der wäre der richtige Adressat, damit man in der Landesregierung mal Dampf macht.“

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Stadtverwaltung und Politik vor Ort seien an dem Thema dran, versichert Marc Gräf. Aus einer Sicht müsse die Landesregierung als Geldgeber „ein Schüppchen drauflegen, um die Gespräche mit möglichen Trägern in die finale Phase zu bringen“.

Gräf gibt die Hoffnung nicht auf, „dass wir einen Trägerwechsel hinbekommen“. Dies sei ohnehin unabdingbar, „schließlich können wir die Kinder nicht alle ambulant versorgen“. Es tue vielen gut, sich in die Obhut von Therapeuten zu begeben, damit sie in der Gesellschaft wieder Fuß können.

Julia Umlauf und ihre Geschwister sind das beste Beispiel.