Bochum. Der Bochumer Stadtrat wendet sich geschlossen an das Land. Es soll für den Erhalt der Kinder- und Jugendpsychiatrie vor Ort sorgen.

Einstimmig hat der Bochumer Stadtrat eine Resolution zum Erhalt der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Stadtteil Linden verabschiedet. Die NRW-Landesregierung wird darin aufgefordert, „mit hoher Priorität den Erhalt der Einrichtung auf Bochumer Stadtgebiet sicherzustellen“.

Helios-Ankündigung sorgt für Unverständnis

Die Ankündigung des Helios-Konzern, die Kinder- und Jugendpsychiatrie nur noch bis Ende 2022 betreiben zu wollen und dann die Trägerschaft aufzugeben, hat in Bochum, aber auch über die Stadtgrenzen hinaus Empörung und Unverständnis hervorgerufen. In Düsseldorf ist dieses laute Echo offenbar angekommen. Die Bezirksregierung Arnsberg und das NRW-Gesundheitsministerium „haben sich unmittelbar nach Bekanntwerden der Pläne des Trägers mit verschiedenen anderen Trägern, die für die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung für die Stadt Bochum geeignet wären, in Verbindung gesetzt“, heißt es in einer Antwort des Ministeriums auf Anfrage dieser Zeitung.

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Geteilt wird dabei womöglich die Einschätzung in Politik, Ärzteschaft und Stadtgesellschaft Bochums, dass nicht zuletzt angesichts der prekären Lage in der Corona-Pandemie der Standort Bochum erhalten bleiben muss. „Ziel ist es, in den nun anstehenden Gesprächen eine auch langfristig nachhaltige Lösung für die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung in Bochum zu finden und zu realisieren“, so eine Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums

Ministerium kündigt weitere Gespräche an

Erste Gespräche dazu habe es bereits mit verschiedenen anderen Trägern, die für die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung geeignet wären, in Verbindung gesetzt. „Dazu gehört auch der LWL.“ Der Landschaftsverband betreibt mehrere kinder- und jugendpsychiatrische Einrichtungen in Westfalen und ist in Bochum außerdem Träger der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin am Stadtgarten. Das Ministerium werde auch weitere Gespräche mit dem Helios-Konzern, der Stadt Bochum und geeigneten Krankenhausträgern führen, die Interesse an einer Übernahme haben, heißt es.

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Mit einer Bewertung des Helios-Rückzugs hält sich das Ministerium zurück. Nur so viel: Die Kinder- und Jugendpsychiatrie sei ein besonders sensibler Teil der Versorgung. „Das gilt immer, in Zeiten der Pandemie aber noch einmal mehr.“

Möglichst schnell einen neuen Träger finden

„Ärztinnen und Ärzte schlagen Alarm, auch wir als Rat der Stadt Bochum sind bestürzt“, heißt es in der am Donnerstag vom Stadtrat beschlossenen Resolution. „Nicht nur in Zeiten der aktuellen Pandemie muss die Versorgung der betroffenen jungen Menschen in unserer Stadt sichergestellt sein. Dazu gehört auch die Arbeit der angrenzenden Ferdinand-Krüger-Schule für Kranke. Eine ortsnahe Versorgung muss auch in Zukunft in Bochum sichergestellt werden!“

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Die Vermutung, Helios könnte die Trägerschaft in Linden aufgeben, weil die mittlerweile gesetzlich vorgeschriebene Aufstockung des Personalschlüssels die Rendite schmälert, ist offenbar auch in Düsseldorf angekommen – verbunden mit der Furcht, andere Betreiber könnten dem Beispiel folgen. „Die verbleibende Zeit muss genutzt werden, um möglichst schnell eine Perspektive für eine neue Trägerschaft zu finden.“ Und: „Die neue Krankenhausplanung soll in allen Regionen vorausschauend für tragfähige Strukturen sorgen, damit solche Vorfälle wie jetzt in Bochum künftig vermieden werden.“