Bochum-Weitmar. Absperrungen gibt es im Weitmarer Holz viele, ein Tagesbruch sorgt für weitere. Die Stadt Bochum warnt, Wege zu verlassen. Wie es nun weitergeht.

Er ist etwa einen Meter tief und hat einen Durchmesser von knapp fünf Metern: Der Tagebruch im Weitmarer Holz, der direkt neben dem Fußweg in der Nähe des Parkplatzes Schloßstraße aufgetreten ist. Seit Ende Dezember ist für Spaziergänger der Weg deshalb gesperrt.
 
Auch, wenn das Naherholungsgebiet heute vor allem von Wildschweinen, Joggern und Spaziergängern geprägt ist, erinnert der Tagesbruch ohne Zweifel an die Geschichte des Weitmarer Holz und Bochum als Bergbaustadt: Denn in dem Waldgebiet wurde einst Steinkohle abgebaut.

Ein historisches Erbe im Bochumer Südwesten

Der Jörgenstein an der Straße "Im Bliestollen" erinnert an diese Anfänge Ende des 19. Jahrhunderts: Namensgebend ist Schweinehirt Jörgen, der der Legende folgend entdeckt haben soll, dass Steinkohle brennt. Historisch belegt ist das nicht.  

Wohl aber, dass Kleinzechen wie die Zeche Anna-Katharina oder die Zeche Papenbank, Jahrzehnte auf dem Gelände des heutigen Naherholungsgebietes in Betrieb waren. Die gesamte Fläche des Weitmarer Holz ist deshalb heute als Bergschadensgebiet eingestuft.

Im Eigentum von Eon

Mehr als die Legende von Schweinehirt Jörgen dürfte die meisten Besucher des Weitmarer Holz deshalb interessieren, was das historische Erbe für sie im Jahr 2022 bedeutet. In erster Linie: Ein Risiko für alle, die nicht auf den Wegen bleiben.
 
Die meisten Bergschäden treten auf, wenn alte, nicht verfüllte Bergwerkstollen und -schächte einstürzen – abseits der gesicherten Wege im Weitmarer Holz besteht diese Gefahr. Weil die Erdoberfläche in der Bergmanssprache "Tag" genannt wird, spricht man von "Tagesbruch".

Nachfolger des Altbergbaus

Der jüngste Tagesbruch ist vermutlich über einem Schacht gefallen. Dieser Schacht befindet sich im Bergwerkseigentum der Eon, die deshalb für die Koordinierung der Sicherungsarbeiten zuständig ist. Denn die Energiekonzerne sind Rechtsnachfolger des Altbergbaus, dazu zählen neben Eon auch RWE und Thyssen-Krupp. Sie sind für die Sanierung alter Bergbauschächte verantwortlich. Noch sind nicht alle Schächte identifiziert, auf über 60 000 Tagesöffnungen schätzt die Bezirksregierung die Bergbau-Hinterlassenschaft. Eon hat dabei mit über 5500 Schächten in NRW die Nase vorn.  

Dort kann man jedoch kein Datum mitteilen, wann der Tagesbruch beseitigt sein wird. "Die Analyse des Schadens wird in Kooperation mit den Behörden bis Februar abgeschlossen sein. Die Dauer der darauf folgenden Sicherungsarbeiten können jetzt noch nicht final bestimmt werden und werden einige Monate in Anspruch nehmen", teilt Pressesprecher Marvin Macke mit.

Sicherungsarbeiten am Gehege

Doch die Absperrung wegen des Tagesbruches ist nicht die einzige im Weitmarer Holz: Im Bereich des Wildschweingeheges führt die Stadt Bochum derzeit Sicherungsarbeiten durch. 

"Auf den Wegen werden Erkundungsbohrungen durchgeführt. Die dabei festgestellten Gefahrenzonen werden mit einer hydraulisch erhärtenden Suspension verfüllt, wodurch die Tagesbruchgefahr beseitigt wird, so dass danach die Wege wieder gefahrlos begangen werden können", sagt Pressesprecher Thomas Sprenger.

Arbeiten dauern bis Februar

Mit einem Abschluss der Arbeiten sei Ende Februar 2022 zu rechnen. Bis dahin appelliert die Stadt Bürgerinnen und Bürger ausdrücklich, die bergbaulichen Gefahren im Weitmarer Holz ernstzunehmen.

"Leider gibt immer wieder Bürgerinnen und Bürger, die die zwischenzeitlich sogar mit Draht gesicherten Absperrungen beiseite räumen oder diese durch Verlassen der Wege umgehen", sagt Stadtsprecher Sprenger.

Absperrung ernst nehmen

Bürgerinnen und Bürger sollten die Absperrungen aber unbedingt beachten und die Wege nicht verlassen. "Im Hinblick auf den aktuellen Tagesbruch stehen die Warnschilder zu Recht dort", betont Sprenger.
 
Zwar ist der neuste Tagesbruch im Weitmarer Holz nicht so spektakulär wie der Bergschaden auf der A45 in der Nähe von Dortmund, der 2012 für eine wochenlange Sperrung der Autobahn sorgte, aber: Wichtig ist das Identifizieren, Sichern und Sanieren von alten Schächten dennoch. Mit steigendem Grundwasserspiegel erhöht sich die Gefahr, dass Schachtsäulen einbrechen.
 

Erholungsgebiet seit den 1960ern

Mit einer Fläche von 80 Hektar zählt das Weitmarer Holz zu den größten Erholungsgebieten der Region. Dazu wurde es erst in den 1960er Jahren, damals wurden die Wanderwege gesichert, die durch Tagebrüche gefährdet waren.
Seitdem zieht das Weitmarer Holz viele Wanderer an, Routen führen durch berghistorisches Gebiet, zum Beispiel vorbei an Gehegen mit Rotwild und Wildschweinen oder der Sternwarte.