Bochum. Ein Kriegsrelikt in Bochum wird zum „Kulturbunker“ mit viel Raum für künstlerische Aktivitäten. Wie es dazu kam, ist eine spannende Geschichte.

Der ehemalige Luftschutzbunker an der Baarestraße in Bochum-Stahlhausen wird langfristig zum Kulturbunker entwickelt – Ausstellungen, Lesungen und andere künstlerische Aktivitäten werden hier stattfinden. Die ungewöhnliche Entwicklung zeigt, was alles geht, wenn man hartnäckig an einer Sache „dran“ bleibt.

Weltkriegsbunker in Bochum wurde saniert und komplett umgebaut

Wie die Bärendorfer Künstlerin Uta Hoffmann, auf deren Initiative das Bunker-Upcycling zurückgeht. Die Malerin, Mitglied im Bochumer Künstlerbund und bekannt für ihre großen, intensiven Farbtafeln, war vor einigen Jahren mehr oder weniger durch Zufall auf den Betonklotz in der Kolonie Stahlhausen aufmerksam geworden. Das Weltkriegsgemäuer hatte der Bochumer Bauunternehmer Rüdiger Echterhoff bereits Ende der 90er Jahre gekauft und nach und nach umgebaut, unter anderem sind Wohnungen entstanden.

Der größte Teil der Räumlichkeiten aber stand leer. Die Gelasse, Katakomben und Treppenhäuser, in denen die Menschen während der Bombenangriffe im Krieg Zuflucht suchten, schienen nur schwer zurück ins Leben zu finden. Doch dann kam Hoffmann eine Idee: Kultur würde das Stigma des Gebäudes überwinden können.

So sah der Hochbunker aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges vor der Sanierung und dem Umbau aus. Der Schandfleck in der Kolonie Stahlhausen gehört nun der Vergangenheit an.
So sah der Hochbunker aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges vor der Sanierung und dem Umbau aus. Der Schandfleck in der Kolonie Stahlhausen gehört nun der Vergangenheit an. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

NRW-Förderprogramm setzt den Fokus auf kreative Heimatorte

Da kam ein NRW-Förderprogramm gerade recht, es machte die Anschubfinanzierung möglich. Zweck der Landes-Unterstützung: Kreative „Heimatorte“ zu finden, zu definieren und auszubauen – als Begegnungsstätten für die Öffentlichkeit, als Brücke zwischen Kunst und Alltag. Uta Hoffmann wurde mit Blick auf den Bunker hellhörig: „Das passte wie ein Handschuh!“. Die Bewerbung war erfolgreich, „aber man musste wirklich dranbleiben.“

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Schließlich konnte Hoffmann mit Unterstützung des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung und mit den Eigentümern Gaby Bielawski und Rüdiger Echterhoff die neue Landmarke samt neuer Nutzung entwickeln.

Zwei große Ausstellungen fanden bereits im Kulturbunker in Bochum statt

Zwei große Ausstellungen, Lesungen und Performances haben 2021 in dem umgebauten Hochbunker schon stattgefunden. Die hochwertigen Kultur-Offerten, aber auch die ungewöhnliche Örtlichkeit selbst fanden viel Interesse. „Auch im neuen Jahr wird der Kulturbunker mit Hilfe der Bochum-Fonds von BO-Marketing und der Stadt genutzt werden können“, freut sich Uta Hofmann. Unter anderem wird der Bochumer Künstlerbund die geschichtsträchtigen Räume bespielen. Nicht zuletzt bekommt die Kulturstadt Bochum mit dem reanimierten Gebäude einen weiteren „Hotspot der Livekultur“, wie er im kommunalen Positionspapier „Bochum Strategie“ ausgewiesen ist.

Über den Bunker

Der Luftschutzbunker stammt aus dem Jahr 1941, gegen Kriegsende bot er bis zu 3000 Menschen Schutz vor den Bomben, die auf Bochum niedergingen. Die Anlage diente in den 70er Jahren Rockbands als Probenort und lag dann mehr oder weniger brach.

Der Bauunternehmer Rüdiger Echterhoff kaufte den Bunker in der Absicht, im Sinne einer positiven Stadtteilentwicklung Altes und Neues zu verbinden. Die Ergebnisse sind jetzt sichtbar. In die massiven Wände wurden Fenster eingebaut, auf dem „Dach“ entstanden Loft-Wohnungen, die Fassade wurde gestrichen.

Für Uta Hoffmann ist klar: „Die Konstruktion Kulturbunker ist für das nächste Jahr gesichert, und sie soll dann hoffentlich auch zu einem ,Zukunftsprojekt‘ der Stadtwerke werden“, sagt sie. Damit wäre eine kontinuierliche Finanzierung erreicht.

Eröffnungsfest im Kulturbunker ist für März 2022 geplant

Wie auch immer: Das ambitionierte Projekt hat bereits viel Aufmerksamkeit gezogen, nicht nur in der Kreativszene Bochums, sondern auch in der Stahlhauser Nachbarschaft. Die Anwohner sind neugierig, was auch „ihrem“ Bunker geworden ist – über Jahrzehnte gammelte der Klotz als Schandfleck vor sich hin. Mit einem Begegnungsfest möchte Uta Hoffmann und ihrer Mitstreiterinnen den Kulturbunker gern der breiteren Öffentlichkeit vorstellen: „Es gibt schon tolle Pläne für eine Eröffnungsfest, aber wahrscheinlich wird es wegen Corona damit erst Ende März 2022.“

Gut Ding will eben Weile haben.