Bochum. Die Corona-Fälle in Bochums Kitas steigen. Eltern sind besorgt – sie befürchten, dass Tests zu ungenau und positive Kinder in Einrichtungen sind.

Die Corona-Zahlen in den Kitas steigen. Dem Familienministerium in NRW wurden im November 2436 Infektionen bei Kindergartenkindern gemeldet, im Oktober waren es demnach 427. Die Zahl der infizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat sich innerhalb eines Monats verachtfacht. Die Entwicklung in Bochum ist ähnlich, Eltern sehen aber noch ganz andere Probleme.

In den vergangenen zwei Wochen häufen sich in Bochumer Kitas die Verdachtsfälle, schildern mehrere Eltern im Gespräch mit unserer Redaktion. In einer Kita hätte es nach einem Corona-Verdacht länger als eine Woche gedauert, bis es eine Bestätigung gab. „In einem solchen langen Zeitraum (...) kann sich eine Infektion im schlimmsten Falle unkontrolliert ausbreiten, was eine temporäre Schließung der Einrichtung zur Folge hat“, befürchtet eine Mutter.

Mehr Corona-Fälle an Bochums Kitas: Eltern verunsichert

Für viele Eltern führt das zu Unsicherheit. „Einige haben ihre Kinder zuhause gelassen, das geht aber nur im Homeoffice. Wer das nicht kann, muss befürchten, dass es keine Lohnfortzahlungen gibt, weil das Kind offiziell ja nicht in Quarantäne ist“, schildert eine Mutter, deren Kind in die Kita eines anderen Trägers geht.

Die Frauen kritisieren weitere Punkte: Obwohl ein PCR-Test durchgeführt wurde, seien Kinder noch in die Kita gegangen, obwohl es nachweislich positive Fälle gegeben hätte, wurden die Gruppen in den Einrichtungen nicht getrennt. „Mir fehlen da Konzepte, die helfen“, so eine Bochumerin.

Kitas in Bochum arbeiten gruppenübergreifend

In den meisten Kitas wird gruppenübergreifend gearbeitet, bestätigen die großen Bochumer Träger. „Getrennte Gruppensettings sind bei voller Vorhaltung der 45-Stunden-Öffnungszeit und der bekannten angespannten Personallage nicht zu realisieren“, erklärt beispielsweise Sprecherin Hannah Praetorius für die evangelische Kirche.

Ist ein Kind positiv, muss nach aktuellen Regeln des Landes NRW nur dieses in Quarantäne, die direkten Spielpartner aber nicht. Es gibt hier keine Kontaktpersonennachverfolgung, so die Stadt. Für die restlichen Kita-Kinder gilt lediglich eine verpflichtende Testung – dreimal pro Woche, insgesamt für 14 Tage – mit einem Schnell- oder PCR-Test.

Werden Kinder, die Symptome haben, mit einem PCR-Test getestet, müssen sich diese laut Stadt in Isolation begeben. Anders ist das bei Kindern, die keine Symptome haben. Gerüchte, dass Kinder die Kita trotz positivem Schnelltest besuchen dürfen, dementiert die Stadt aber ausdrücklich. „Auch ein positiver Schnelltest führt zunächst bis zum Vorliegen eines Befundes einer PCR-Testung zu einer Isolation“, so Sprecher Peter van Dyk.

Tagespflege und Kita-Eltern befürchten, dass Schnelltests zu ungenau sind

Allerdings wächst die Sorge, dass die Schnelltests für Kita-Kinder Infektionen nicht aufdecken. Diese Erfahrung hat auch die Kindertagespflege gemacht: „Die Tests sind so massiv ungenau, das haben viele Kolleginnen feststellen müssen“, schildert Sandra, eine Tagesmutter aus Bochum. Auch bei ihr sei ein mit Corona infiziertes Kind gewesen, das Erkältungssymptome hatte. Einen PCR-Test habe ein Arzt jedoch nur nach Drängen der Eltern durchgeführt. Sie wünscht sich den Einsatz von Lolli-PCR-Tests. Das fordert auch eine Petition in Bochum.

Kinder spielen in der Kita – bei Eltern wächst die Angst, dass sich ihre Söhne und Töchter mit Corona anstecken können. Sie befürchten, dass Schnelltests zu ungenau sind.
Kinder spielen in der Kita – bei Eltern wächst die Angst, dass sich ihre Söhne und Töchter mit Corona anstecken können. Sie befürchten, dass Schnelltests zu ungenau sind. © dpa | Oliver Berg

Die Petition hatte am Dienstagabend bereits mehr als 2000 Befürworterinnen und Befürworter. Unterstützung erhält sie zudem erneut aus der Politik. CDU und FDP fordern in der Ratssitzung am Donnerstag, 16. Dezember, per Dringlichkeitsantrag, dass in Kindergärten auf freiwilliger Basis sogenannte Lolli-PCR-Tests angeboten werden.

„Wir denken weiterhin an ein Angebot, das zweimal pro Woche in allen Kindertageseinrichtungen, Horten, Kindertagespflege- und Frühförderstellen gemacht wird“, erklären der jugendpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion Karsten Herlitz und der FDP-Fraktion Felix Haltt. Im Oktober haben CDU und FDP schon einmal Lolli-PCR-Tests an Kitas gefordert, das wurde im Jugendhilfeausschuss jedoch mehrheitlich abgelehnt.

PCR-Lolli-Tests für Kitas in Bochum: Meinungen gehen auseinander

Die Meinungen zu diesen Tests gehen auseinander: „Ich unterschreibe, weil die Lollitests an den Grundschulen deutlich dazu beitragen, dass Infektionen frühzeitiger erkannt werden – die anderen Tests sind viel zu ungenau bei Kindern“, schreibt eine Frau, die die Petition unterzeichnet hat. „Unsere Kita fiel auch mit falschen Lolli-Tests auf. Nicht-Positive waren im PCR-Test positiv“, schildert eine Mutter.

Doch es gibt auch Gegenstimmen – beispielsweise unter einem Facebook-Post unserer Redaktion: „Wozu, wenn Eltern ablehnen können?“, fragt sich eine Frau. „Jetzt gehen die aber zu weit“, heißt es von einer anderen.

Zur Petition der Bochumer Elterninitiative geht es hier: www.change.org