Bochum. Trotz Negativtest – Bochumer Schüler mussten mehrere Tage in Quarantäne bleiben. Eltern sind besorgt: Ist das Gesundheitsamt überfordert?
„25 negativ getestete, gesunde Kinder sitzen Zuhause im Home-Schooling, dürfen das Haus nicht verlassen, sich mit keinen Freunden treffen, nichts. Eingesperrt. Geht`s noch?“, ärgert sich Kathrin Bick aus Bochum. Die Klasse ihres Sohnes musste in Quarantäne, weil ein Pooltest – die Abstrichtupfer aller Kinder der Lerngruppe werden in einem Sammelgefäß zusammengeführt und als anonyme Sammelprobe ausgewertet – positiv war. Zeitnah folgte Entwarnung durch einen weiteren PCR-Test, sagt sie: „Man könnte meinen, dann wäre ja alles gut. Aber nein! Denn nun muss erst noch alles über den Tisch des Gesundheitsamtes.“ Doch das dauerte.
Das Gesundheitsamt sei seit Monaten „wie jeder weiß total überlastet“, so Bick. Sie ist nicht die einzige, die sich beschwert. „Unser Pool wurde gerade eben aufgelöst. Die Kinder waren fast sechs Tage in Quarantäne“, schreibt eine andere Mutter.
An einer Grundschule im Stadtgebiet soll vergangenen Mittwoch ein Pool-Test positiv gewesen sein. „Das bedeutete ebenfalls, dass die betroffenen Kinder auch das ganze Wochenende nicht raus durften. Am Montagmittag gab es vom Gesundheitsamt noch keine Nachricht“, so die Schilderung einer Bochumerin.
Stadt Bochum: Verzögerung im Gesundheitsamt durch steigende Corona-Zahlen
Die Eltern meinen: Das entspricht nicht den Vorgaben des Gesundheitsministeriums. Die Stadt Bochum bestätigt, dass es „durch die steigenden Corona-Zahlen zu einer zeitlichen Verzögerung in der Bearbeitung kommen kann.“ Jedoch gebe es auch andere Faktoren, die zu einer Verzögerung führen.
Das Vorgehen nach einem positiven Pool-Test beanspruche weiterhin Zeit, in der die Kinder weiter vorübergehend isoliert werden müssen, so Stadtsprecher Peter van Dyk. „In Einzelfällen gibt es weiterhin Probleme mit den Laboren.“ Diese führen zu einer zeitlichen Verzögerung bei der Übermittlung und können auch dazu führen, dass eine erneute Testung durch das Gesundheitsamt durchgeführt werden muss.
Auch könne zum Beispiel die Übermittlung der Sitzpläne zu einem zeitlichen Verzug führen. „Die letzten Lockerungen sind im pandemischen Kontext angesichts der zu niedrigen Impfquote zu früh gekommen“, so van Dyk.
Gesundheitsamt ermittle im Einzelfall – damit niemand zu Unrecht in Quarantäne kommt
Wie lange die Kontaktverfolgung im Schnitt dauert, kann die Stadt nicht beantworten. Van Dyk: „Da grundsätzlich eine pauschale Bearbeitung positiver Fälle vermieden wird. Es erfolgt immer eine Ermittlung im Einzelfall, damit Personen nicht zu Unrecht in Quarantäne müssen.“
Kathrin Bicks Sohn (8) hat noch am Montag des Pool-Tests das negative Ergebnis des zweiten PCR-Tests bekommen. Trotzdem: Die Quarantäne dauerte für die meisten Kinder der dritten Klasse bis Donnerstagnachmittag“, schildert die Mutter. Kinder, die nahe des positiv-getesteten Kindes saßen, müssten trotz Negativtestung bis zum 6. September im Quarantäne bleiben.
Bochumer Mutter: „Unser System versagt“
Bochum- Schulen bekommen viel Geld für dringende Sanierungen„Unser System versagt erneut. Eltern sind wieder dabei, alles neu zu ordnen, umzustrukturieren, Arbeitszeiten anzupassen, flexibel auf diesen Wahnsinn zu reagieren“, schildert Bick. Auf unbestimmte Zeit, denn keiner wüsste, wann das Amt diesen Fall bearbeitet hat und die Kinder wieder frei sind.
Quarantänefälle an vielen Schulen
Zwei Wochen nach Schulstart sind an 76 von 80 Schulen in Bochum Schülerinnen und Schüler in Quarantäne (Stand: 30. August). 511 befinden sich laut Stadt derzeit in Isolation.Die Inzidenz in der jüngeren Altersgruppe sinkt derweil. Sie lag am Dienstag (31. August) bei 382,8 bei den 10- bis 14-Jährigen. Noch eine Woche zuvor lag die Inzidenz bei 570.
Eltern wie Kathrin Bick sind froh, dass es an den Schulen fast wieder normaler Regelbetrieb stattfindet. „Das ist für alle Kinder unglaublich wichtig und richtig“, sagt sie. „Da schickt man das Kind nicht mit gutem Gefühl!“, schreibt eine Mutter bei einer Facebook-Abfrage unserer Redaktion. Eine andere meint hingegen: „Ich schicke ihn mit einem guten Gefühl. Angst haben wir nicht.“