Bochum. Die VIP-Bereiche beim VfL Bochum sind begehrt. Alle 1240 Plätze sind für diese Saison ausgebucht. Was kostet der Service? Wir haben nachgefragt.

VfL-Fans ist ihr Verein lieb und teuer. Gern sind sie bereit, für eine Tages- oder Dauerkarte tief in die Tasche zu greifen. 5000 Euro für die gesamte Saison könnten jedoch das Budget der meisten Blau-Weißen deutlich übersteigen. Vielleicht ist es ein Glück, dass sie der Versuchung nicht widerstehen müssen: In den VIP-Bereichen des Vonovia-Ruhrstadions sind alle Plätze belegt. Fast ausschließlich von Geschäftsleuten und ihren Partnern.

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„Ein ganz besonderes Erlebnis“ verspricht der Club auf seiner Homepage allen „Very Important Persons“. Das sind aktuell 1240: davon 1100 in der „Stadtwerke Bochum Lounge“ (früher „Rewirpower-Lounge“) und 140 im „Bestbeton VIP-Treff“, der samt Zeltanbau im ehemaligen Fantreff „8Zehn48“ entstanden ist. Er ersetzt den früheren VIP-Bereich „Morrizz“, der jetzt als Medienzone dient.

Anfragen für 400 Dauerkarten mussten abgesagt werden

„Die regionale Wirtschaft hat den VfL Bochum immer unterstützt. Da hat der Verein in den letzten zehn Jahren mit verschiedensten Netzwerk-Veranstaltungen für unsere Partner hervorragende Arbeit geleistet“, sagt VfL-Marketingdirektor Christoph Wortmann. So war die Stadtwerke-Lounge auch in Zweitliga-Zeiten zu mehr als 80 Prozent belegt. Ein starkes Ergebnis angesichts oft weniger starker Leistungen auf dem Rasen.

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„Seit dem Wiederaufstieg sind es 100 Prozent“, berichtet Wortmann. „Wir mussten Anfragen für 400 Dauerkarten absagen. ,Schade’, denkt sich da der Vertriebler. Aber die Kapazität ist seit Juli komplett ausgeschöpft.“ Auch VIP-Tageskarten sind nicht mehr erhältlich.

Manchmal gerät der Fußball zur Nebensache

Was kostet es, sich zwei Stunden vor und zwei Stunden nach Abpfiff mit kalten und heißen Getränken sowie drei Hauptspeisen plus der obligatorischen Currywurst verwöhnen zu lassen und das Spiel auf der Haupttribüne zu sehen? Nicht einfach zu sagen. Für den Hauptsponsor Vonovia sowie die Premium-, Top- und Netzwerkpartner werden individuelle Werbepakete geschnürt. Wie viele VIP-Karten in Anspruch genommen werden, können die Firmen selbst bestimmen.

Pläne für Heimspiel gegen BVB verworfen

Der VfL Bochum hatte überlegt, für das Heimspiel gegen Borussia Dortmund am 11. Dezember die Rundsporthalle als zusätzlichen VIP-Bereich für 400 bis 600 Besucher zu nutzen.

„Aber wir haben diese Pläne angesichts der aktuellen Corona-Entwicklung verworfen“, erklärt Marketingdirektor Christoph Wortmann. „Wir hätten damit ein falsches Signal gesetzt.“

Meist wird das volle Kontingent ausgeschöpft. Und das hat längst nicht nur mit Fußball zu tun. „Die VIP-Lounge gleicht einem Marketingclub“, weiß Christoph Wortmann. „Sie wird von Unternehmen als unseren Partnern genutzt, um Kunden einzuladen sowie Netzwerke zu pflegen und auszubauen. Eine Form von B2B (heißt: „Business-to-Business“), die im Sport immer wichtiger wird.“ Vorteil: Ein Teil der Ausgaben kann steuerlich geltend gemacht werden.

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Christoph Wortmann ist Marketingdirektor des VfL Bochum.
Christoph Wortmann ist Marketingdirektor des VfL Bochum. © VfL Bochum

5000 Euro für die Lounge, 2900 Euro für den VIP-Treff

Womit wir wieder beim Geld sind. Und einem Gradmesser, an dem sich Otto Normalfan orientieren kann. Würde es aktuell noch Dauerkarten geben, riefe der VfL für die Stadtwerke-Lounge 5000 Euro auf. Das sind 295 Euro für jedes der 17 Liga-Heimspiele. Pokalspiele werden extra berechnet: mit 275 Euro plus Mehrwertsteuer. Preiswerter ist’s im „Bestbeton-Treff“. 2900 Euro kostet hier eine Saison, macht 170 Euro pro Begegnung, gleichfalls mit Speis und Trank vom Stadion-Caterer Aramark. Doch auch für die kleinere VIP-Variante gilt: Nichts geht mehr.

Müssen Fans, die es nicht in die VIP-Regionen schaffen, neidisch sein? Nun ja: Das Essen ist in der Tat vielfältig und köstlich, das Bier gut gekühlt, der Service dank einer Vielzahl fleißiger Mitarbeiter flott. Mit einem aber können sich alle VfLer im Rest des Schmuckkästchens trösten: Die Stimmung auf der VIP-Tribüne kommt mit der Ostkurve um Längen nicht mit. 1848, nur damit es jeder weiß…

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