Bochum. Fußball und Umweltschutz? Passt das zusammen? Sehr wohl. Der VfL Bochum hat dafür eine eigene Stabsstelle gegründet. Ein Projekt: Mehrwegbecher.
„Wichtig is’ auf’m Platz“, philosophierte einst der BVB-Kicker Adi Preißler. Stimmt bis heute. Doch längst dreht sich in der Fußball-Bundesliga nicht mehr alles ums runde Leder. Der Blick der Vereine hat sich geweitet. Wer Naturschutz propagiert, meint damit nicht nur die Pflege des Stadionrasens. Nachhaltigkeit lautet die größte Herausforderung unserer klimagewandelten Zeit. Der VfL Bochum hat sie angenommen. So frühzeitig und konsequent wie nur wenige Clubs in Deutschland.
Matthias Mühlen ist an der Castroper Straße der „Leiter Corporate Social Responsibility“. Wie bitte? Der 34-Jährige kennt die Fragezeichen, die seine Berufsbezeichnung hervorruft. Ums einfach zu machen: Der Betriebswirt ist für alles zuständig, was sich um die soziale und ökologische Arbeit des Vereins rankt. Der Wächter des Gemeinwohls inmitten des Multi-Millionen-Geschäftes Deutsche Fußball-Liga (DFL). Ein Nachhaltigkeits-Manager.
VfL Bochum: Mehrwegbecher sollen so schnell wie möglich kommen
2019, noch als Zweitligist, hat der VfL dafür eine eigene Stabsstelle eingerichtet und mit Matthias Mühlen besetzt. Im Februar 2022 folgt eine zweite Vollzeitstelle. „Als traditionsreicher Fußballverein sind wir in der Gesellschaft fest verankert und tragen eine soziale bzw. gesellschaftliche Verantwortung. Das haben wir, damals als erster Bundesligist, sogar in unserem Leitbild festgehalten. Dieser Verantwortung werden wir durch viele Maßnahmen gerecht“, sagt Mühlen beinahe staatstragend, ist aber schnell wieder der Fan-Basis nahe, wenn er beschreibt, was konkret die Blau-Weißen tun. Im Sozialen. Vor allem aber – und darum soll es hier gehen – für die Umwelt.
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Beginnen wir beim Bier, ok, gerne auch Softdrinks. Der Ausschank im Vonovia-Ruhrstadion erfolgt in Einwegbechern. Die sind zwar nicht als Wurfgeschosse geeignet, dafür aber alles andere als nachhaltig. „Wir sind in Gesprächen, um so schnell wie möglich auf Mehrwegbecher umzustellen. Durch ein Pfandsystem hoffen wir, Plastikmüll am Spieltag zu vermeiden“, sagt Mühlen. Möglichst unattraktiv sollen die Behälter zudem sein. Sie sollen nicht als Sammelobjekt dienen, sondern zurückgegeben werden.
„VfL-Echo“ im Taschenformat reduziert den Papiermüll
Auch dem Papierabfall soll der Garaus gemacht werden. Das „VfL-Echo“, bisher als Magazin gedruckt, wurde auf ein handliches Taschenformat eingedampft. „Dadurch können wir den Müll bei Heimspielen deutlich reduzieren. Zusätzlich bieten wir eine umfangreiche digitale Alternative unseres Stadionmagazins an“, betont Mühlen.
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Im Zusammenspiel mit den Mehrwegbechern, so die Erwartung, bleibt es künftig sauberer „anne Castroper“. Ein gutes Beispiel für die so genannten Clean-up-Aktionen des VfL, bei denen Kinder für die Abfallvermeidung sensibilisiert werden. Einer der Partner: die Initiative „Bochum bolzt“.
Photovoltaik-Anlage entsteht auf dem Dach des Stadioncenters
Weiteres großes Thema: Energie. Das Stadiondach eignet sich aus statischen Gründen nicht für Photovoltaik. Die Kraft der Sonne soll dennoch genutzt werden. „Wir haben eine rund 500 Quadratmeter große Fläche im Bereich des Stadioncenters lokalisieren können, auf der eine Photovoltaikanlage installiert wird“, berichtet Mühlen.
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Man werde „das Umwelt- und Klimamanagement fortlaufend verbessern“, kündigte Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung, zum Jahresbeginn bei der „Ökoprofit“-Auszeichnung für den VfL an (siehe Info-Kasten). In der Tat erkennt Matthias Mühlen noch einige Baustellen, etwa bei der Anreise der Fans. Laut Ruhr-Uni-Studie nutzen schon mehr als 50 Prozent den ÖPNV, auch dank des Kombi-Tickets. Luft nach oben gibt’s aber immer – ebenso wie bei den Radfahrern. „Für sie wollen wir die sicheren Abstellmöglichkeiten am Stadion verbessern.“
Umwelt schonen, Geld sparen
Wie eng Ökologie und Ökonomie verknüpft sind, dokumentierte der VfL Bochum 2019/20 als Teilnehmer des bundesweiten Projekts „Ökoprofit“. Dabei gilt es, den Energie- und Wasserverbrauch in einem Unternehmen nachhaltig zu senken.
Von LED-Leuchten bis zum Druckerpapier sei an vielen kleineren Stellschrauben gedreht worden, schildert VfL-Stabsstellenleiter Matthias Mühlen. Mit beachtlichem Erfolg. Allein beim Energieverbrauch wurden mehr als 540.000 Kilowattstunden eingespart. Machte unterm Strich 141.798 Euro.
Auch der Wasserverbrauch soll gedrosselt werden. Wie? Durch effiziente Technik bei der Rasenbewässerung. Nochmal Adi Preißler: Wichtig is’ auf’m Platz – auch für die Umwelt.