Bochum. Wie ein „verbotener Stadtteil“ wirkte das Opel-Werk Bochum einst – betretbar nicht für jedermann. Nun entsteht ein neuer, grüner Ortsteil.

Jahrzehntelang war es fast so etwas wie der „verbotene Stadtteil“ von Bochum – 70 Hektar verschlossene Fläche. Wer von Altenbochum nach Laer – oder umgekehrt – wollte, der musste nördlich oder südlich einen beträchtlichen Umweg nehmen. Auf direktem Weg endete die Straße an Werkstoren. 50 Jahre lang produzierte Opel im Werk I seine Autos und davor holten die Kumpel von Zeche Dannenbaum das schwarze Gold aus der Erde. Passanten, Spaziergänger, Unbefugte hatten da nichts zu suchen. Das ändert sich.

Aus dem Opel-Werk wird ein neuer Ortsteil

Mit dem Ende der Autoproduktion 2014 und dem Abriss des Werks hat nämlich nicht nur der Umbau einer riesigen Industriefläche in einen schicken Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort namens Mark 51/7 mit bis zu 10.000 Arbeitsplätzen begonnen. Zugleich entsteht zwischen Nordhausen-Ring und Wittener Straße, zwischen dem Park Laer und der Opel-Querspange ein neuer Ortsteil: mit Durchgangsstraßen, mit Bürgersteigen, mit einer Straßenbahnlinie, mit Kita, Gastronomie und nicht zuletzt mit Grünflächen – betretbar ohne Werksausweis und Passierschein.

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Von Andreas Rorowski
So sollen es in einigen Jahren in Laer aussehen. Grünzüge und begrünte Dächer sollen zum prägenden Bild auf dem Areal des ehemaligen Opel-Werks gehören. Im Mittelabschnitt ist das „Wissenschaftsband“ mit zahlreichen Universitäts-, Forschungs- und Entwicklungszentren. Auch die Bosch-Tochter Escrypt wird dort zu Hause sein.
So sollen es in einigen Jahren in Laer aussehen. Grünzüge und begrünte Dächer sollen zum prägenden Bild auf dem Areal des ehemaligen Opel-Werks gehören. Im Mittelabschnitt ist das „Wissenschaftsband“ mit zahlreichen Universitäts-, Forschungs- und Entwicklungszentren. Auch die Bosch-Tochter Escrypt wird dort zu Hause sein. © SKT Umbaukultur

Knapp ein Drittel des gesamten ehemaligen Opel-Areals wird nach Auskunft der Entwicklungsgesellschaft Bochum Perspektive, die für den Umbau des Geländes verantwortlich ist, Freifläche sein – öffentlich oder privat. Zum Vergleich: Im Opel-Werk waren gut 90 Prozent des Geländes versiegelt. Zwei Grünzüge werden Mark 51/7 durchziehen: ein besonders markanter von Nord nach Süd, der anderen von West nach Ost.

Markanter Grünzug parallel zur Wittener Straße

Beim Blick von oben ist das Gesicht des „neuen Ortsteils“ bereits gut zu erkennen: an den Gebäuden, aber eben auch an den Grünflächen im Westen zu beiden Seiten des Opel-Rings. Auf der anderen Seite im Osten des Geländes wird parallel zur Wittener Straße ein breites Grün den Gewerbe- und Produktionsteil vom Wissenschaftsband trennen.

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Riesige Hügel wurden in den vergangenen Wochen im Ostteil von Mark 51/7 aufgetürmt. Die Erde wird an anderer Stelle des Geländes wieder eingebaut. Die Grünzüge, so die Bochum Wirtschaftsentwicklung, werden erst von 2023 modelliert.
Riesige Hügel wurden in den vergangenen Wochen im Ostteil von Mark 51/7 aufgetürmt. Die Erde wird an anderer Stelle des Geländes wieder eingebaut. Die Grünzüge, so die Bochum Wirtschaftsentwicklung, werden erst von 2023 modelliert. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Es soll nicht nur das Gesicht von Mark 51/7 mitprägen und zur Belüftung des Gebiets beitragen, sondern auch zwischen Nord und Süd den gewaltigen Höhenunterschied auf dem Gelände aufnehmen. Etwa 20 Meter beträgt dieser Unterschied auf dem ehemaligen Werksgelände. Andeutungsweise ist dieses Band zwar schon zu erkennen. „Aber der Großteil der Freianlagen kann erst hergestellt werden, wenn alle anderen Arbeiten abgeschlossen sind. Das ist voraussichtlich ab 2023 der Fall“, sagt Sven Frohwein, Sprecher der Bochum Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft.

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Tausende Lkw-Ladungen zu Erdhügeln aufgetürmt

Der Eindruck, schon jetzt werde hinter dem DHL-Mega-Paketzentrum mit der Modellierung des Grünzugs begonnen, täuscht. Zwar wurden Tausende Lkw-Ladungen mit Erde zu zwei riesigen Hügeln aufgetürmt. Aber die Erdhaufen dienen – wie zuvor schon an anderen Stellen – lediglich dazu, ausgekofferte Erde zu lagern, die an anderer Stelle auf dem Gelände wieder eingebaut wird.

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Eine Prozedur, die schon mehrfach vollzogen. So bleibt im früheren Opel-Werk nicht nur kaum ein Stein auf dem anderen, sieht man von den beiden denkmalgeschützten Gebäuden, u. a. der früheren Verwaltung, ab, sondern auch kaum ein Kubikmeter Erde an seinem bisherigen Platz.