Bochum. Was bei der Gründung noch kühn wirkte, scheint aufzugehen. Die Bochum Perspektive 2022 liegt bei der Umgestaltung des Opel-Werks im Plan.

Der gelbe Riese ist fast fertig. Als erstes neues Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Opel-Werks in Bochum-Laer steht das Megapaketzentrum von DHL. Und der Umbau von 70 Hektar ehemaliger Industriefläche in ein modernes Gewerbegebiet mit den Schwerpunkten Technologie und Wissen geht weiter voran.

Besichtigung auf Mark 51/7

Was tut sich auf einer der „spannendsten Baustellen Deutschlands“, wie die Entwicklungsgesellschaft Bochum Perspektive 2022 das frühere Opel-Areal in Laer nennt. Erneut bietet sie eine kostenlose Führung auf dem Gelände an, das seit zwei Jahren unter dem Begriff „Mark 51/7“ firmiert und vermarktet wird.

Am Samstag, 6. Juli, können sich Interessenten auf dem 70 Hektar großen Areal umsehen. Die Bochum Perspektive lädt dann von 10 Uhr an zu einer 90-minütigen Exkursion ein, Treffpunkt ist das Gebäude D2, die frühere Gasübergabestation, die über den Opelring zu erreichen ist.

Bei der Führung in Gruppen mit bis zu 50 Personen erfahren die Teilnehmer, wie es auf der Baustelle weitergeht und welche Visionen für die gesamte Fläche entwickelt wurden.

Verbindlich anmelden können sich Interessenten unter 0234/ 61 06 33 22 oder unter www.bochum2022.de .

„Wenn nichts Gravierendes dazwischen kommt, dann sind bis 2022 alle Flächen vorbereitet und alle Straßen gebaut“, sagt Michael Hey von der Bochum Perspektive 2022. Alle Grundstücke werden dann noch nicht bebaut sein, aber wohl nur noch wenig an das frühere Opel-Werk erinnern. Stehen bleiben einzig die frühere Verwaltung, das künftige O-Werk, sowie die sogenannte Gaszentrale. Beide Gebäude stehen unter Denkmalschutz.

6000 neue Arbeitsplätze

Es sieht nach einer Punktlandung für die Entwicklungsgesellschaft aus, die 2014 gegründet wurde mit dem ambitionierten Ziel, binnen weniger Jahre an die Stelle einer Industrie-Ikone ein Industrie- und Gewerbegebiet mit möglichst vielen Arbeitsplätzen und mit Anbindung zum Wissenschaftsbetrieb zu setzen. Als Ende 2014 das Werk geschlossen wurde, war dieser Umbau ein kühner Plan.

So sehen die Pläne für die Entwicklung von Mark 51/7 momentan aus. Durchschnitten wird das Areal von der Hauptverkehrsstraße, auf der auch die Straßenbahnlinie verlaufen soll. Im Süd liegen O-Werk und DHL-Megapaketzentrum. Im Westen wird sich der Eisenbahnzulieferer Faiveley ansiedeln. Im Osten wird entlang der Wittener Straße das Wissenschaftsband entstehen. Dort wird auch das Max-Planck-Institut errichtet.
So sehen die Pläne für die Entwicklung von Mark 51/7 momentan aus. Durchschnitten wird das Areal von der Hauptverkehrsstraße, auf der auch die Straßenbahnlinie verlaufen soll. Im Süd liegen O-Werk und DHL-Megapaketzentrum. Im Westen wird sich der Eisenbahnzulieferer Faiveley ansiedeln. Im Osten wird entlang der Wittener Straße das Wissenschaftsband entstehen. Dort wird auch das Max-Planck-Institut errichtet. © Bochum Perspektive 2022

Bis 2022 sollte das 70 Hektar große Werksgelände neu entwickelt werden, sollten anstelle 3000 alter mindestens ebenso viele neue, zukunftsträchtige Arbeitsplätze entstehen. Mehr als die Hälfte der achtjährigen Entwicklungszeit ist herum. Und es sieht so aus, als sollte die Rechnung aufgehen. Schon allein jetzt, da 60 Prozent der Fläche verkauft und 34 Prozent fertig aufbereitet sind, „gehen wir von etwa 6000 Arbeitsplätzen aus“, sagt Jürgen Schauer, bei der Bochum Perspektive zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit.

Max-Planck-Institut kommt auf Mark 51/7

Er blickt auf zwei große Karten, die das Gebiet, 2016 mit dem neuen Namen Mark 51/7 versehen, in unterschiedlichen Darstellungen zeigt: einmal nach der Fertigstellung, u.a. 34 Prozent sind dabei „Grün“ für die bereits aufbereiteten Flächen, und einmal unterteilt je nach Vermarktungsstand. Dabei dominiert „Rot“ für 60 Prozent bereits veräußerter Grundstücke. Einiges ist auch blau (reserviert), darunter eine noch nicht näher definierte Fläche auf dem Wissenschaftsband entlang der Wittener Straße. Dort wird in einigen Jahren das bundesweit 85. Max-Planck-Institut stehen. Dessen Gründung in Bochum wurde zwar bereits im Vorjahr verkündet. Mittlerweile aber ist auch klar, dass es definitiv auf Mark 51/7 errichtet wird – in direkter Nachbarschaft zu großen universitären Einrichtungen und zum IT-Spezialisten Escrypt. Die Bosch-Tochter wird nächstes Jahr mit dem Bau ihrer künftigen Unternehmenszentrale beginnen. Beim 1. Wirtschaftsforum der IHK am Freitag will Escrypt-Chef Thomas Wollinger erstmals öffentlich die Pläne zeigen.

Noch längst nicht fertig sind die Bagger im ehemaligen Opel-Werk. Noch immer wird abgerissen und werden große Mengen Steine, Beton und Erde im Boden des 70 Hektar großen Areals verbaut.
Noch längst nicht fertig sind die Bagger im ehemaligen Opel-Werk. Noch immer wird abgerissen und werden große Mengen Steine, Beton und Erde im Boden des 70 Hektar großen Areals verbaut. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Zur Zeit arbeiten wir an der Ausschreibung für die Aufbereitung des Areals“, erklärt Michael Hey. 2020 soll die Fläche an die Bosch-Tochter übergeben werden. Es ist das Jahr, in dem auch mit dem Bau von Straßen begonnen werden soll und riesige Mengen Schutt und Bodenaushub im Südosten, da wo jetzt noch Rest der Verladestation stehen, im Boden eingebaut werden. Das Gelände dort wird ebenso um einige Meter angehoben wie im nördlichen Teil entlang der Dannenbaumstraße. Zwei Millionen Tonnen Erde und Steine wurden bislang schon auf dem Gelände aus- und an anderer Stelle wieder eingebaut. Allein 100.000 Kubikmeter Erde liegen jetzt noch entlang des Presswerks und warten darauf, verfrachtet und verdichtet zu werden.

Noch immer müssen Schadstoffe entfernt werden

Längst ist die Entwicklungsgesellschaft im dritten Bauabschnitt angekommen. Und noch immer werden weitere Ausschreibungen vorbereitet. Die jüngste betrifft Teile der Verladestelle. 93.000 Kubikmeter umbauter Raum müssen abgerissen werden, darunter 16.500 Kubikmeter Beton und 10.000 Quadratmeter Betonboden. Vorher müssen zwölf Tonnen künstliche Mineralfasern (KMF), 6450 Quadratmeter Dachpappe und 2300 Quadratmeter Platten und Kleber entsorgt werden. Klotzen statt kleckern. Wenngleich: „Im Moment schreiben wir eher kleinere Lose aus“, erklärt Jürgen Schauer. Angesichts des Baubooms werde es immer schwieriger, Unternehmen für ganz große Aufträge zu finden – oder zumindest genügend Unternehmen, aus denen gewählt werden könnte.

Abbruchfirma spannt Sicherheitsnetz

Der Abbruch der größten Halle auf dem gesamten Gelände, dem 70.000 Quadratmeter großen Presswerk, rückt derweil näher. Um die Fenster aus den Shed-Dächern zu entfernen, die mit asbesthaltigem Kitt verklebt sind, trifft die mit dem Abbruch und der Schadstoffsanierung beauftragte Firma zur Zeit besondere Maßnahmen. Sie spannt unter der Decke des mehr als 20 Meter hohen Gebäudes ein Sicherheitsnetz zum Schutz für die Arbeiter.