Bochum-Mitte. Zugewachsene Wege, defekte Wasserstelle: Gernot Lütz ärgert sich über den Zustand des Blumenfriedhofs. Historische Gräber würden vernachlässigt.

Irgendwann hat er es selbst angepackt: Spitzhacke, Säge und Gartenhandschuhe eingepackt und den Weg zum elterlichen Grab auf dem Blumenfriedhof selbst freigeschnitten. Mehrere Stunden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen war Gernot Lütz damit beschäftigt, bis die zugewachsenen Steinplatten endlich wieder zu erkennen waren.

"Ich komme regelmäßig hierher, etwa einmal im Monat", sagt der 68-Jährige. Zugewucherte Wege, ungepflegte Wiesen und Wege in schlechtem Zustand sind dem Bochumer dabei stets ein Ärgernis. "Mit dünnen Lederschuhen oder einem Rollator kann man hier doch gar nicht entlanggehen", sagt er und zeigt jede Menge lose Steine auf einem der Hauptwege.

Abbild Bochumer Stadtgeschichte

Die Wasserstelle funktioniere seit über einem Jahr nicht. "Anfangs hing hier noch ein Schild, dass auf einen vorübergehenden Ausfall hinwies, mittlerweile ist der Brunnen einfach trocken", sagt Lütz und führt zu der unbenutzten Wasserstelle. Für besonders schlimm hält Lütz den Zustand der denkmalgeschützten, historischen Gräber. "Viele Gräber sind als solche überhaupt nicht mehr zu erkennen, nur wenn es Angehörige gibt, die sie pflegen", sagt Lütz.

Der einstige Leiter der Zeche Feierabend, Generaldirektor Köhler, liegt hier ebenso begraben wie Walter Borbet, langjähriger Direktor des Bochumer Vereins. Ein Stück Bergbau- und Industriegeschichte befindet sich an der namensgebenden Blumenstraße, auch an gefallene Bochumer im 1. Weltkrieg wird erinnert. Verunglückte Bergleute haben ihre letzte Ruhestätte an einem Obelisk, Ehrengräber gibt es auch für tote Bürgermeister wie Fritz Graff und Karl Hahn.

Grabpflege bezahlt

"Da ist der Zustand doch besonders beschämend", findet Lütz. Wer unter manchen historischen Gräbern seine letzte Ruhe gefunden hat, ist nicht mehr erkennbar - Büsche sind bereits auf dem Streifen, gelegen auf der Seite der Krümmede, gewachsen. "Mit dem Erwerb eines Grabes habe ich die Pflege für eine bestimmte Laufzeit mitgezahlt", beklagt Lütz. Nun erhalte er die Leistung dafür aber nicht.

Lütz vermutet, dass mit dem Geld Löcher an anderen Stellen gestopft werden. "Ich erwarte, dass die Stadt die Gräber und den Friedhof angemessen pflegt und nicht auf Sparflamme fährt", sagt er. Durch Anrufe beim Gartenfriedhofsamt hat er bereits erreicht, dass wenigstens einige Wege freigeschnitten wurden. "Der Rasenschnitt wird immer einfach auf den Wiesen liegen gelassen", beschwert sich Lütz.

Stadt argumentiert mit Witterung

Die Stadt bestreitet größere Probleme mit der Pflege des Blumenfriedhofs."Die feuchtwarme Witterung lassen den Rasen und die Wildkräuter in den Randstreifen und auf den Wegen stark wachsen, so dass ein erhöhter Schnittbedarf vorhanden ist", argumentiert Stadtsprecher Thomas Sprenger.

Aufgrund der allgemeinen Situation auf allen Friedhöfen und Grünflächen sei es schwierig, dem erhöhten Mähbedarf nachzukommen. "Bleibt der Rasen aber zu lange stehen, kommt es nach der Mahd zu Verklumpungen. Diese sind für den Rasen nicht schädlich, die Rasenfläche sieht dann allerdings nicht ganz so schön aus", gibt er zu. Es gäbe an dem Friedhof Blumenstraße allerdings keine für die Angehörigen pflegefreien Grabstätten.

Mehrere Beschwerden

In Bezug auf die denkmalgeschützten Gräber teilt Sprenger mit: "Nicht alle denkmalgeschützten Gräber sind in der Zuständigkeit der Stadt Bochum." Es gäbe hier auch noch Gräber mit privaten Nutzungsrechten und Unterhaltungspflichten. "Gräber, die aufgegeben wurden, deren Grabmale aber unter Denkmalschutz stehen, liegen in städtischer Zuständigkeit, und die Unterhaltung erfolgt durch die Stadt", so der Sprecher.

Beschwerden über städtische Friedhöfe gab es schon in der Vergangenheit: Im Juli hatte sich Walter Spiller über den Zustand der Kriegsgräber auf dem Zentralfriedhof beschwert. Damals hatte die Stadt geantwortet, dass die Pflege "mit dem heutigen Personal in der ursprünglichen Form nicht aufrechtzuerhalten" sei. Die Anlagen seien gestalterisch im Sinne von Pflegeerleichterungen angepasst worden.

21 städtische Friedhöfe

In Bochum gibt es 21 städtische Friedhöfe. Sie werden zentral von der Friedhofsverwaltung verwaltet, welche etwa Zulassung von Grabmalen, die Pflege der Friedhöfe sowie den Betrieb der Trauerhallen und Friedhofskapellen organisiert.

Die Kosten für die Grabnutzungsrechte von Gräbern richten sich nach der Nutzungszeit und der Grabart, die durch die Angehörigen ausgewählt wird.