Bochum-Weitmar. Diebstahl von Grabschmuck auf dem Friedhof in Bochum-Weitmar erbost trauernde Witwe. Jetzt setzt sich Elfie Ritter zur Wehr.
Als Elfie Ritter (80) ihrem verstorbenen Mann vor zwei Wochen einen Besuch auf dem Friedhof an der Heinrich-König-Straße abstattete, sah sie schon von Weitem, dass etwas nicht stimmte. Das Henkelchen eines Blumenkörbchens - sonst stets aus der Ferne erkennbar - fehlte. Am Columbarium selbst dann die Gewissheit: Das Körbchen war weg. „Ich war erschüttert“, sagt die Witwe, die den Friedhof drei Mal in der Woche besucht, hörbar getroffen.
Die Traurigkeit wich der Wut, denn: Elfie Ritter ist kein Einzelfall. „Auf den Friedhöfen wird immer häufiger etwas geklaut“, weiß die Frau von zahlreichen Bekannten und Friedhofsbegegnungen. Vasen, Schalen, Kerzen, vor allem auf Blumengestecke und Metalle haben es die Diebe abgesehen. „Die Diebe machen vor nichts Halt. Das ist pietätlos“, ärgert sich Ritter. Einer Nachbarin sei eine Madonnenstatue gestohlen worden, sie konnte daraufhin den Friedhof für einige Tage nicht besuchen - zu traurig machte sie die kahle Stelle.
Stich für die Angehörigen
Elfie Ritter stellt sich vor allem eine Frage: „Warum?“ Ihre Vermutung: „Manches könnte sich zu Geld machen lassen, Metall wird beispielsweise verkauft. Vielleicht brauchen andere einfach nur ein Geschenk und wollen nicht im Blumenladen einkaufen“, so Ritter. Sie selbst habe das gestohlene Körbchen stets liebevoll neu bestückt, Angehörigen versetze man mit dem Diebstahl von Grabdekorationen zusätzlich zum Verlust einen weiteren Stich.
Stadt rät zur Anzeige
Diebe stehlen am liebsten Metalle
Bei den Friedhofsdieben ist besonders Metall beliebt: Im Februar diesen Jahres wurden 30 bronzene Namensplaketten von Gräbern auf dem Friedhof in Hauptstraße in Langendreer gestohlen, im Vorjahr entwendeten Diebe ein drei Meter breites sakrales Kunstwerk aus Bronze.
Metalldiebe tummeln sich nicht nur auf Friedhöfen: Wertstoffhöfe oder Häuser mit Gasleitungen und Kupferrohren sind ebenfalls immer wieder betroffen.
Die Stadt als Betreiber zahlreicher Friedhöfe hat währenddessen keine Informationen über eine Zunahme von Diebstählen. „Vor ein paar Jahren war ein Anstieg an Metalldiebstählen spürbar. Damals waren die Altmetallpreise besonders hoch“, so Stadtsprecherin Charlotte Meitler. In Diebstahlfällen rate man zu einer Anzeige. „Es bleibt aber eine privatrechtliche Angelegenheit“, so die Sprecherin.
„Man darf das Grab nicht zu schön herrichten, dann wird in jedem Fall etwas geklaut“, hat Elfie Ritter bereits vom Friedhofspersonal zu Hören bekommen. Weil Ritter nicht glaubt, eine Antwort auf die Frage „Warum?“ zu finden, wappnet sich die 80-Jährige nun selbst. „Niemand kann Wachpersonal auf dem Friedhof wollen, also muss man selbst aktiv werden“, hat sie beschlossen.
Eigene Schilder gebastelt
Dafür hält die Witwe das Thema nicht nur im Bekanntenkreis und im Gespräch mit dem Friedhofspersonal hoch, sondern hat Schilder gebastelt, die bei einem versuchten Diebstahl sichtbar werden. „Wer meine Gestecke hochhebt, der liest nun: ,Bitte nicht die Blumen stehlen. Der Verstorbene hat die Blumen verdient’“, berichtet Ritter. Damit will sie an das Gewissen appellieren. Ritter hofft auch, dass sich weitere Angehörige ihrer Idee anschließen. Ihr gestohlenes Körbchen hat sie bereits ersetzt.
Auf Ritters Engagement gegen die Friedhofs-Diebe wäre ihr Mann Horst sicherlich stolz gewesen.