Bochum. Direkte Bahnreisen nach Hamburg werden für die Bochumer vom 12. Dezember an bequemer. Hier sind die Einzelheiten zur besseren Direktverbindung.
Die große Freude von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) sprach trotz des nüchternen Inhalts deutlich aus der von der Stadt in dieser Woche gefeierten Pressemitteilung der Deutschen Bahn: Sechs zusätzliche schnelle Direktverbindungen vom Bochumer Hauptbahnhof täglich: über Münster, Osnabrück, Bremen mit dem Zielbahnhof Hamburg.
Eiskirchs Jubel hat einen doppelten Grund: Setzte er sich doch 2017 sozusagen an die Spitze der Bewegung, sogar eine Petition gab es, die um die Rückkehr von damals 15 gestrichenen Fernverkehrsverbindungen für Bochum warb.
Auch interessant
Grüne sehen Bahn auf richtigem Weg
Wenige Monate nach der Aufregung und den Protesten nach der Streichung gelang es Eiskirch zwar, sieben Intercity-Halts zurück zu holen. Es blieb ein Kompromiss, auch wenn der Oberbürgermeister damals von einem guten Ergebnis sprach. Diesmal freuen sich auch die Grünen: „Dadurch, dass jetzt mehr Fernreisen direkt wieder in Bochum starten können, wird eine klimafreundliche Bahnreise attraktiver. Ein attraktives Bahnnetz macht so klimaschädliche Inlandsflüge überflüssig. Insbesondere auch schnellere Nachtverbindungen und eine bessere Preisgestaltung helfen dabei, dass wieder mehr Menschen per Bahn reisen“, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Raphael Dittert.
Es lohnt ein Blick hinter die Kulissen. Das sind die Beweggründe der Bahn, zum Start des kommenden Winterfahrplans am 12. Dezember wieder eine Rolle rückwärts zu wagen, wenn denn das Bild im Zusammenhang mit dem Fernverkehr überhaupt passt: „Wir kommen langsam unserem Ziel näher, wieder alle zwei Stunden auch von Bochum aus eine schnelle Direktverbindung bis nach Hamburg anbieten zu können“, so ein Bahnsprecher auf WAZ-Anfrage.
Neues Konstrukt bleibt ein Kompromiss
Durch den neuen Deutschlandtakt bietet die Bahn einen 2-mal-2 Stundentakt (beide Richtungen) über die Trassen Wupper und Ruhr angeboten werden. Da zwei von acht Verbindungen über Wuppertal geführt werden, bleibt natürlich der Zweistundentakt für Bochum noch unvollständig. Wie die Bahn sagt, bleibt das Konstrukt ein Kompromiss.
Langfristig, so Pro Bahn, sehe das Zielkonzept eine halbstündliche Verbindung über die Rhein-Ruhrschiene vor. Da dann der Taktfahrplan, anders als früher, kein Überholen mehr vorsieht, könne es von der Systematik nicht zu Halteausfällen mehr über Bochum kommen, so jedenfalls die Theorie.
Dabei erinnert die Bahn daran, dass es im wesentlichen zwei Gründe für das Streichen von ICE-Halts in Bochum gegeben hatte. Zum einen hatte der Halt in Bochum, dem „Nachfrage-schwächsten Bahnhof“, auf dieser Verbindung, immer wieder dazu geführt, dass die Pünktlichkeit nicht eingehalten werden konnte. Zum anderen sorgten Schäden am Bahndamm zwischen Lünen und Dortmund für Schwierigkeiten.
Auch interessant
Dass das jetzige Angebot, der Verlängerung der ICE-Linie 42 über Dortmund hinaus, nur eine vorübergehende Lösung ist, hänge, so die Bahn aktuell mit der Baustelle am Dortmunder Hauptbahnhof zusammen. Immerhin gibt es nun ab Dezember von Bochum aus insgesamt acht direkte Schnellverbindungen nach Hamburg und sieben zurück.
Pro Bahn: Baustellenfahrplan wird die Regel
Lothar Ebbers ist Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn in Nordrhein-Westfalen, er begrüßt die Erweiterung des Angebots, wovon nicht nur nur Bochum, sondern auch Düsseldorf, Duisburg und Essen profitierten. Gleichzeitig spricht er von einem Übergangskonzept, das besonders durch die in den nächsten Jahren noch anstehenden Baustellen durch den Ausbau für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) zu erwarten seien. Daher sein trockener Kommentar: „Für die nächsten Jahre fürchte ich, dass der Standardfahrplan die Ausnahme bleibt und die Baustellenfahrplan zu Regel wird.“