Viele Leser haben uns von ihren IC-Erfahrungen erzählt. Am Dienstag (4.) sprechen Stadt und Bahn miteinander. Das Gespräch weckt Hoffnung.

Für Fernreisende, die auf den Intercity angewiesen sind, besteht wieder Hoffnung. Am Dienstag (4.) kommt mit Werner Lübbering der Bahn-Chef für NRW ins Rathaus. Einziges Thema beim Gespräch mit der Stadt: Die 15 Fernzüge, die nicht mehr am Hauptbahnhof halten, sondern Bochum nur noch links liegen lassen.

Auf WAZ-Anfrage sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger über einen möglichen Ausgang des Treffens: „Wir sind da auch sehr optimistisch.“ Was genau das bedeutet, lässt er offen. Nach WAZ-Informationen könnte aber durchaus in Erwägung gezogen werden, dass zumindest ein Teil der gestrichenen ICs wieder in Bochum halten wird.

Bahn-Reisende schreiben unter #WAZupBO

Darüber würden sich auch die zahlreichen WAZ-Leser freuen, die sich in der vergangenen Woche an unsere Redaktion gewandt haben. In den letzten Tagen haben wir die Sozialen Medien durchforstet. Unter dem Hashtag #WAZupBO schrieben Bahn-Reisende von ihren aktuellen IC-Erfahrungen. Diese fielen – wie nicht anders zu erwarten – durchweg negativ aus. Was bei der Auswertung der zahlreichen Stimmen auffiel: Nicht nur Berufspendler sind von den 15 entfallenen Verbindungen ab Bochum betroffen.

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Viele Urlauber nutzen die wichtige Nord-Süd-Verbindung, genauso wie Ältere oder Menschen, die ihre Familien besuchen wollen, sowie Wissenschaftler der Hochschulen. Der fehlende Halt in Bochum macht das schwieriger.

Als Alternative schlägt die Bahn einen Zustieg in den IC in Essen oder Dortmund vor. Die Fahrtzeit würde sich durch den Umweg „um lediglich fünf bis zehn Minuten“ verlängern. So schreibt es die Bahn zumindest in einer Pressemitteilung im Oktober sowie in zahlreichen Antwortschreiben an Kunden, die sich beschwert hatten. Die Realität sieht jedoch anders aus.

Reaktionen auch per Telefon

Nicht nur über das Internet haben sich Betroffene an unsere Redaktion gewandt. Per Telefon gingen ebenfalls viele Anrufe ein. Beispielsweise von Elisabeth Altenhövel. Die 92-Jährige besitzt eine Ferienwohnung in Ostfriesland.

Das letzte Mal sei sie im Herbst dort gewesen – damals noch mit der unkomplizierten IC-Verbindung direkt vom Bochumer Hauptbahnhof. Den stressigen Umstieg vom RE in den IC in Dortmund traut sie sich nicht mehr zu: „Wenn es jetzt tatsächlich nicht mehr möglich ist, direkt von Bochum dorthin zu fahren, nimmt mir die Bahn zum Ende meines Lebens ganz viel Freude. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass die Entscheidung zurückgenommen wird.“

Stadt und Bahn äußern sich

Eventuell bekommen Elisabeth Altenhövel und all die anderen Betroffenen des gestrichenen IC-Halts eine gute Nachricht. Ein Bahnsprecher teilt auf Anfrage mit: „Die Stadt und wir wollen uns gemeinsam äußern.“ Am Mittwoch (5.) könne es bereits soweit sein.

>>> Kommentar: Begründung ist blanker Hohn

Der Aufschrei war groß – in den sozialen Netzwerken genauso wie am Telefon. Viele Menschen haben sich an der #WAZupBO -Aktion beteiligt. Viele können nicht verstehen, warum die Bahn die 15 IC-Verbindungen gestrichen hat. Und dass, obwohl die Züge paradoxer Weise immer noch durch Bochum fahren, nur eben nicht mehr hier halten.
Noch viel weniger können die Zug-Reisenden die Begründung der Bahn verstehen: Es geht darum, die Pünktlichkeitsstatistik der IC-Linie Stuttgart-Köln-Hamburg zu verbessern. Für Pendler, die zum Beispiel jeden Tag von Bochum nach Münster und wieder zurück reisen, muss das wie blanker Hohn klingen. Nach ihrer Pünktlichkeitsstatistik fragt niemand. Und diese dürfte sich seit Dezember drastisch verschlechtert haben.
Für Bochum – unter anderem wegen der vielen Hochschulen – wäre es standesgemäß, wenn die Bahn ihren Entschluss noch einmal überdenken würde. Und wer weiß: Vielleicht nimmt das Drama um den IC-Halt bereits am Mittwoch doch noch ein gutes Ende.

Leser-Stimmen zur IC-Situation in Bochum

Elisabeth Altenhövel, Bochum:

"Ich werde 92 Jahre alt und habe eine Ferienwohnung in Norden. Das letzte Mal war ich im Herbst dort oben. Wenn es jetzt tatsächlich nicht mehr möglich ist, direkt von Bochum dorthin zu fahren, nimmt mir die Bahn zum Ende meines Lebens ganz viel Freude. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass die Entscheidung zurückgenommen wird."

Rita Koglin, Bochum:

"Ich fahre oft nach Schleswig-Holstein und brauche die direkte Verbindung unbedingt. In Zukunft werde ich nur zur Sicherheit einen Zug eher nehmen müssen."

Christel Voigt, Bochum:

"Mein Mann (90) und ich (81) fahren seit Jahren mit dem IC nach Itzehoe, um unsere Kinder zu besuchen. Beim Weihnachtsbesuch im vergangenen Jahr sind wir mit einem Taxi nach Dortmund gefahren, um Verspätungen des Nahverkehrs zu entgehen. Aber es ist doch für eine Universitäts-Stadt wie Bochum unwürdig, wenn sie von 15 C-Verbindungen abgekoppelt wird."

Hermann Frenser, Bochum:

"Ich habe Familie in Bremen. Meine Enkelkinder kommen immer mit dem Zug nach Bochum. Das ist nun schwieriger geworden."

Isabel Heer:

"Ich fahre oft nach Hamburg und bedaure es sehr, dass die Züge nicht mehr in Bochum anhalten. Ich fahre jetzt mit dem RE nach Dortmund, um meine Verbindung nicht zu verpassen."

Eduard Gosing:

"Wenn die Deutsche Bahn ihre getroffene Entscheidung revidiert, verbinde ich damit im übrigen aus ihrer Sicht auch keinen Gesichtsverlust; Fehler kann jeder mal machen. Man sollte nur die Größe haben, diese dann auch mal im Interesse der Kunden zu korrigieren."

Gabriele Bost:

"Der RE 1 nach Hamm, den ich jetzt nehme muss, um morgens in Dortmund den IC zu bekommen, hat regelmäßig Verspätung oder fällt sogar ganz aus. Und die Rückfahrt muss ich jetzt eine Stunde früher aus Bremen antreten, damit ich nicht als Alleinreisende Abends um 22 Uhr oder später am Dortmunder Bhf. auf einen Zug nach Bochum warten muss."

Dr. Stephan Niegel, Bochum:

"Das schaffen Ferienreisende (z.B. Mutter-Kind-Kur) zu den Seebädern Büsum, St. Peter, Amrum/Föhr, Westerland niemals. Senioren fallen eher noch auf der Treppe. Dringend benötigt die Großstadt direkte Fernverbindungen nach Hambur und weiter an die Küste."

Heinz-Otto Mattick, Bochum:

"Ich fahre einmal im Jahr nach Sylt. Der Umstieg in Dortmund passt mir nicht in den Kram. Deswegen fahren wir jetzt mit dem Auto hoch."

Reni Gerwe, Bochum:

"Ich bin dafür, dass die IC-Verbindungen wieder in Bochum halten. Ich fahre einmal pro Monat nach Zürich oder Sylt. Letztens habe ich in weiser Voraussicht den RE früher genommen – und tatsächlich: Der andere hatte Verspätung, so dass ich den IC verpasst hätte."

Rita Kroschel, Bochum:

"Wir haben recherchiert: In Mülheim halten 17 IC-Züge. Wegen des Ausfalls in Bochum habe ich bereits der Bahn geschrieben. Die Menschen die solche Fahrpläne ausarbeiten, fahren bestimmt nicht selbst mit dem Zug. Was die sich da geleistet haben, ist ein Hammer."

Renate Baese, Bochum:

"Ich fahre einmal pro Monat nach Bremen. Erst gestern (30. März) war es wieder typisch: Da kam der Regionalexpress nach Dortmund wieder später. Das ist wirklich katastrophal. Im Notfall muss man mit dem Auto nach Dortmund gebracht werden."

Dorothee Schaub, Bochum:

"Wir haben Kinder und Enkelkinder im Schwarzwald. Früher hat das mit dem Besuch per Bahn auch immer wunderbar geklappt, jetzt nicht mehr. Deswegen fahren wir jetzt mit dem Auto. Wollte man weiterhin IC fahren, müsste man einen RE früher nach Dortmund nehmen, weil man leider davon ausgehen muss, dass die Bahn nicht pünktlich ist."

Karl Reher, Bochum:

"Ich finde das unmöglich von der Bahn. Man kann doch nicht eine Großstadt mit Ruhr-Uni und weiteren Hochschulen und bedeutenden Wirtschaftsbetrieben einfach ignorieren und links liegenlassen. Es ist nicht zu glauben, was da passiert ist."

Rainer Westhoff, Bochum:

"Einmal im Monat fahre ich in den Norden. Die Fahrt ist jetzt viel umständlicher geworden, denn ich weiß nie, ob ich meinen Anschlusszug in Dortmund pünktlich erreiche. Ich habe es letztens schon erlebt, dass ich den Anschluss nicht bekommen habe."

Uwe Kalwa, Bochum:

"Das kann ja wohl nicht wahr sein, dass der IC nicht mehr Bochum anfährt. Das ist einfach unmöglich. Bald wollen meine Frau und ich wieder nach Hamburg fahren und im Herbst auf die Insel Sylt. Ich hoffe, dass der IC bis dahin wieder in Bochum hält."

Barbara Hartung, Bochum:

"Wenn ich sicher gehen will, den Anschluss in Dortmund zu bekommen, muss ich jetzt immer eine Stunde früher los. Ich finde es unzumutbar von der Bahn, die Verbindung zu Bochum zu kappen."

Heinz Stenzel, Bochum:

"Ich fahre gelegentlich nach Hamburg und bin gehbehindert. Die IC-Situation bedeutet für mich eine ganz große Umstellung."

Waltraud Schrage, Bochum:

"Meine Enkeltochter wohnt in Osnabrück, ich selbst bin behindert. Ich traue mich jetzt gar nicht mehr mit der Bahn zu ihr zu fahren, wenn ich in Dortmund umsteigen muss."

Gisela Witkowski, Bochum:

"Das ist eine große Unverschämtheit, ich bin sehr böse darüber."

Herta Schulte, Bochum:

"Für eine Großstadt wie Bochum, die auch Universitäts-Stadt ist, eine unglaubliche Geschichte, sozusagen ein Schildbürgerstreich. Auch ich bin von den Streichungen der 15 Fernverbindungen betroffen. Meine Familie wohnt in Hamburg."

Ingeborg Taube, Bochum:

"Ich frage mich, wofür ich überhaupt noch die Bahncard habe, wenn alles unangenehmer wird. Bochum ist keine kleine Stadt, gerade wurde erst der Gesundheitscampus gebaut. Da geht es doch nicht, dass dort der IC nicht mehr hält."

Gerhard Fleer, Bochum:

"Bochum ist klar benachteiligt mit dem Wegfall des IC-Haltes. Dabei hat die Stadt doch so viel zu bieten. Selbst in Städten wie Hagen oder Hamm hält ein IC. Für mich als Senior mit einem Schwerbehindertenausweis ist die Fahrt sehr umständlich geworden. Vor allem mit viel Gepäck."

Alexander Kruse via Twitter:

"#WAZupBo 227€ kostet das IC-Ticket Bo-Münster monatlich. Dafür gibt es jetzt dank #NoICBo Verspätungen, nerviges Umsteigen und übervolle REs."

Anne Dühnen, Bochum:

"Ich bedaure die Entscheidung der Bahn sehr. Ich habe jetzt viel längere Anfahrtszeiten. Die Fahrt ist jetzt sehr umständlich."

Dieter Pade, Bochum:

"In einer Stadt wie Bochum muss doch der IC halten. Bochum ist eine Großstadt mitten im Ruhrgebiet mit viel Industrie. Es ist lachhaft, dass der IC dort nicht mehr halten soll."

Otto Garnatz, Bochum:

"In unserem Alter wird man langsam klapperig. Das Umsteigen ist für meine Frau und mich fürchterlich. Wir fahren oft nach Süddeutschland. Die Reise steht uns jetzt bald wieder bevor. Ich kann auch verstehen, dass es für Berufspendler jetzt sehr lästig ist."

Angelika Weinert, Bochum:

"Wir fahren öfters nach Sylt und Hamburg. In Hamburg leben Freunde von uns. Mein Mann ist krank, deswegen wäre es nicht so einfach, mal eben schnell in Dortmund in den IC umzusteigen. Für uns ist das eine ganz schlechte Situation."

Ingrid Schneider, Bochum:

"Wir fahren regelmäßig von Bochum nach Hamburg, ich habe dort eine Wohnung. Gestern (30. März) sind wir von Bochum mit dem Zug zunächst nach Hannover gefahren, dort hatten alle Anschlüsse viel Verspätung. Die Situation, so wie sie jetzt ist, gefällt mir gar nicht."

Frauke Burgdorff via Twitter über einen verspäteten ICE:

"#WAZupBO verdammt. Wenn der jetzt von Münster bis Bochum durchfahren würde, wäre ich 30 min. früher zu Hause. So Umsteigen in DO. NO FUN"

Edith Wagenleiter via Twitter:

"#WAZupBO Fahre regelmäßig nach Osnabrück und Hamburg. Darum fehlt mir der Anschluss von Bochum sehr."

Dr. Christiane Scholz via Twitter:

"Da hatten ich gestern doch mal Glück. Kurzer Sprint, keine Wartezeit in Dortmund da EC 7 verspätet #WazupBo #noICbo."

Wolfgang Rettich via Twitter:

"Der typische Pendlerfrust am Morgen. Tagesplanung wieder umwerfen weil ICE zu spät oder Anschluss nicht sicher #noICbo #WAZupBO."

Stefan Rebein

 

Rosemarie Jacob, Bochum:

"Ich finde es sehr bedauerlich, dass sich Bochum nun so kleinstädtisch darstellen muss. Wir fahren oft nach Hamburg, da meine Schwester dort in einem Heim wohnt. Weil der RE so unzuverlässig fährt, ist"

Gudrun Gerstmann, Bochum:

"Meine Tochter kommt aus Freiburg oft zu Besuch. Auch ich besuche sie. Wir müssen jetzt immer vollbepackt in Dortmund umsteigen."

Gisela Hanke, Bochum:

"Ich bin selbst davon betroffen. Ich bin sehbehindert. Außerdem muss man doch mal festhalten: Wir sind doch kein Dorf!"

Maria Hoppe, Bochum:

"Ich fahre öfters in die Nähe von Bremen und ich bin auch nicht mehr die Jüngste. Die aktuelle IC-Situation muss geändert werden, bei aller Liebe. Da kann ich mich nicht mit anfreunden."

Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Bochum:

Ich nutze die Nord-Süd-Strecke. Für mich bedeutet der fehlende IC-Halt in Bochum eine große Einschränkung.

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