Bochum. Die fünf Berufsschulen in Bochum haben zusammen ein Bildungszentrum gegründet. Das bietet Auszubildenden eine besondere Chance.

Fünf Berufsschulen, ein Versuch: In Bochum gibt es seit dem 1. Februar ein „Regionales Bildungszentrum“. Auszubildende können nebenbei ihr Fachabitur machen – schon bald beginnen die ersten Unterrichtsstunden.

Weiter zur Schule gehen und einen höheren Abschluss machen – oder doch eine Ausbildung anfangen? Vor dieser schwierigen Entscheidung stehen viele junge Menschen nach dem Realschulabschluss. Das wissen auch die Leitungen der fünf Berufsschulen im Bochumer Stadtgebiet. „Durch die Kooperation geht jetzt beides gleichzeitig, ohne Zeitverlust“, erklärt Andreas Zimmermann, Schulleiter des Klaus-Steilmann-Berufskollegs. Möglich macht das der gemeinsame Schulversuch.

Zwei Abschlüsse nach drei Jahren: Chance für Bochumer Auszubildende

Die Auszubildenden lernen ganz normal in ihrem Betrieb und besuchen die Berufsschule. Mit Zustimmung der Betriebe haben sie zusätzlich einmal pro Woche – mittwochs – drei Stunden Unterricht. In dieser Zeit lernen sie für das Fachabitur. Am Ende folgen Prüfungen für beides. Nach rund drei Jahren haben die Schülerinnen und Schüler zwei Abschlüsse in der Tasche.

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„Dass das so möglich ist, sollte eigentlich die Regel sein. Allerdings gibt es pro Schule gibt es meist nur eine handvoll Interessierte“, erklärt Thomas Glaß, Leiter der Technische Berufliche Schule. Die einzelnen Berufskollegs konnten das personell nicht stemmen. Eine Kooperation aber war gesetzlich nicht erlaubt, weil die Schulen unterschiedliche Fachrichtungen haben. „Der Schulversuch macht das möglich“, so Susanne Muthig-Beilmann, Leiterin des Louis-Baare-Berufskollegs.

Regionales Bildungszentrum: Erfolgreicher Antrag der Stadt Bochum

Diese Versuche sollen das Schul­wesen weiterentwickeln und dienen dazu, Vorhaben zu testen, erklärt das Land NRW. Dabei dürfen die Schulen von den eigentlichen Regeln abweichen. Allerdings muss das vom Ministerium genehmigt werden. Den Antrag hat die Stadt Bochum gestellt – erfolgreich.

Regionales Bildungszentrum: Weitere Veränderung

Jedes der Bochumer Berufskollegs ist auf eine oder mehrere Fachrichtungen spezialisiert. Neben den dualen Systemen gibt es auch Vollzeitklassen, in denen werden können.

Zusammen beschulen die fünf Berufsschulen mit über 10.000 rund ein Viertel der Bochumer Schülerinnen und Schüler.

Neben der Doppelqualifizierung – Ausbildung und Fachabitur – gehört zum Schulversuch eine Veränderung der Internationalen Förderklassen. Diese richten sich an Jugendliche ab dem 16. Lebensjahr, die erstmals eine deutschsprachige Schule besuchen. Sie können in den Klassen ihren Hauptschulabschluss machen.

Statt einem Jahr soll der Unterricht in den Internationalen Förderklassen an den fünf Berufsschulen in Bochum künftig zwei Jahre dauern.

Seit dem 1. Februar findet der Schulversuch in Bochum statt, Ende Oktober startet die erste Klasse. Auszubildende der Berufe Kfz-Mechatroniker, Tischler, Konditor oder Industriemechaniker haben dann einmal pro Woche zusammen Unterricht. Sie kommen von allen fünf Bochumer Berufsschulen. „Jedes Fach ist zudem mit zwei Lehrern von zwei unterschiedlichen Berufskollegs besetzt“, erklärt Claudia Hagedorn vom Alice-Salomon-Berufskolleg.

Die fünf Berufsschulen in Bochum werben für den Weg der Ausbildung, besuchen regelmäßig Abschlussklassen im Stadtgebiet. Doch nur wenige Schülerinnen und Schüler würden eine Lehre anfangen. „Viele haben das nicht auf dem Schirm. Doch durch die Ausbildung ist der Weg Richtung Universität nicht vorbei ist“, macht Zimmermann vom Klaus-Steilmann-Berufskolleg. Muthig-Beilmann vom Louis-Baare-Berufskolleg ergänzt: „Eine Ausbildung zu beginnen, bedeutet auch, früher am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.“ Schließlich verdienen Azubis Geld.

Vorteile für Arbeitgeber in und um Bochum

Das Regionale Bildungszentrum biete auch Vorteile für Arbeitgeber: „Durch ihre Zustimmung machen sie sich attraktiv für Bewerber“, so Muthig-Beilmann. Christian Schulz, Leiter des Walter-Gropius-Berufskollegs, ergänzt: „So kann man künftig auch die Attraktivität des Handwerks steigern.“

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Der Schulversuch ist auf fünf Jahre angelegt, jedes Jahr soll eine Klasse ins Fachabitur neben der Ausbildung starten. „Wir haben sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Betriebe mit einem Schreiben informiert“, erklärt Schulz. Denn vielen sei der Begriff „Regionales Bildungszentrum“ und die Möglichkeiten noch unbekannt.

Bewährt sich ein Schulversuch, können Inhalte auch dauerhaft übernommen werden. Ob das in Bochum so sein wird – das wird sich in nächster Zeit zeigen.