Wattenscheid. Oberstufe am Klaus-Steilmann-Kolleg bekommt den Dr.-Ruer-Preis vom Freundeskreis der Synagoge. Sie dokumentierte die jüdische Bestattungskultur.

Die intensive Dokumentation am Klaus-Steilmann-Berufskolleg ist ausdrücklich gewürdigt worden. Die Oberstufe der Verwaltungsfachangestellten, die bei den Städten Bochum, Herne und Hattingen ausgebildet werden, haben sich im Rahmen des Projekts „Alt werden und sterben“ auch mit den Hintergründen der jüdischen Bestattungskultur befasst. Sie zählen damit zu den Gewinnern beim Dr.-Ruer-Preis des Freundeskreises der Bochumer Synagoge.

Dafür besuchten die Schülerinnen und Schüler den jüdischen Friedhof an der Wasserstraße, da das Gräberfeld am Anfang der Bochumer Straße nicht mehr belegt wird. In einer umfangreichen Recherche wurden für den Film Informationen gesammelt, um in dem Film die Brücke von der Entstehung des Friedhofs, über die Zeit des Nationalsozialismus, bis zur heutigen Nutzung, darstellen zu können. Christliche Gräber können nach Ablauf der Ruhezeit eingeebnet werden, für jüdische Gräber ist diese Praxis streng verboten. Jedes Grab bleibt für die Ewigkeit bestehen, auch der Grabstein wird nicht entfernt.

Übergriffe in der Pogromnacht auch in Bochum

Unter der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten wurde dieses religiöse Verständnis auch in Bochum bewusst verletzt. Hinweise finden sich dazu auf dem Jüdischen Friedhof. Die Auseinandersetzung mit dem Thema knüpft auch an das Bestreben an, bei den Schülern ein Bewusstsein für die Gräueltaten im Nationalsozialismus aufrecht zu erhalten. Anlässlich des historischen Ereignisses „80 Jahre Reichspogromnacht“ war am Klaus-Steilmann-Berufskolleg eine umfangreiche, von den Schülern erstellte Ausstellung erwachsen, die zu den Gedenktagen gezeigt und durch neue Themen ergänzt wird.

Schülerinnen und Schüler verschiedener Bildungsgänge wie Medizinische Fachangestellte, Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte und Verwaltungsfachangestellte, untersuchten das Thema „Opfer der Shoah in Bochum und Wattenscheid“. Das Ergebnis war eine umfangreiche Ausstellung mit Dokumente, Texten, und Bildern, teils aus dem Stadtarchiv und auch selbst erstellt, die sehr viele Informationen über jüdische Ärzte und Juristen, über die NS-Medizin und -Verwaltung enthalten.

Jury lobt die originelle Umsetzung

Außerdem haben die Auszubildenden der drei Stadtverwaltungen einen ungewöhnlichen Film über die jüdische Bestattungskultur gedreht. Drehort war wiederum der Friedhof Wiemelhausen. Er erläutert unter anderem, was die Kieselsteine auf den Gräbern bedeuten, welche Symbole verwendet werden, welche Trauerphasen es gibt. „Insgesamt eine originelle Idee, die gut umgesetzt wurde und die der Jury preiswürdig erschien“, lobte Herwig Niggemann vom Vorstand des Freundeskreises als Laudator bei der Übergabe

Preisgeld geht an israelisches Kinderdorf

Den Preis will die Klasse an ein Kinderdorf in Israel spenden, um damit aufgrund der letzten Geschehnisse ihre Solidarität mit Israel zu zeigen. Mehr zu den SOS-Kinderdörfern in Israel: Hilfe für Kinder in Not (sos-kinderdoerfer.de)

Unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeister der Stadt Bochum, Thomas Eiskirch, der Stadt Herne, Frank Dudda und Hattingens Bürgermeister Dirk Glaser lobt der Freundeskreis der Synagoge jedes Jahr einen Schülerwettbewerb aus.

Der Freundeskreis wurde am 18. September 2003 gegründet. Gerd Liedtke war der erste Vorsitzende und Kopf des Freundeskreises. Im Lauf der Jahre wurden neben vielen kleinen Förderungen und Unterstützungen einige große Projekte initiiert und gefördert.

Insgesamt blickte der Freundeskreis 2019 auf eine Gesamtsumme von knapp 600.000 Euro, die von vielen Einzel- und Großspendern geleistet wurden. Das jährliche Spendenaufkommen liegt bei ca. 30.000 Euro. Der Hauptbetrag diente dem Bau der Synagoge selbst. Hier brachte der Freundeskreis mehrere 100.000 Euro zusammen. Auch bei der Gründung des Matzen-Restaurants war der Freundeskreis hilfreich. Der nun schon das vierte Mal stattfindende Schülerwettbewerb für den Dr.-Otto-Ruer-Preis ist ein wesentlicher Eckstein für die Arbeit des Freundeskreises geworden.