Bochum-Harpen. Der Harpener Hellweg ist marode und soll ausgebaut werden. Nicht alle Bochumer freut’s, dass für neue Radstreifen viele Parkplätze wegfallen.
Lange schon drängen Politiker auf den Ausbau des Harpener Hellwegs. Die Fahrbahn ist an vielen Stellen so marode, dass nur Tempo 30 zugelassen werden kann. Die Straße wird von Lkw stark frequentiert; das wird laut Tiefbauamt aber auch so bleiben. Zudem liegen dort noch Straßenbahnschienen, die mit dem Umbau entfernt werden. Nun soll die Straße ausgebaut werden; dabei wird es Verbesserungen für Radfahrer geben, was nicht allen schmeckt, denn es hat Auswirkungen auf die Parksituation.
Dennoch war sich der Bezirk Nord in seiner jüngsten Sitzung am Dienstag (5.) weitgehend einig. Mehrheitlich wurde in der Anhörung beschlossen, den Harpener Hellweg auf dem Abschnitt zwischen Schleipweg und Maischützenstraße zu erneuern und auf beiden Seiten Radanlagen zu markieren. Dafür stimmten SPD, Grüne und Linke (zehn), dagegen vier (CDU) bei einer Enthaltung von FDP/UWG:Freie Bürger.
Bochumer Politiker können zwischen zwei Varianten wählen
Die Politik hat die Wahl zwischen zwei Varianten – mit Längs- oder Senkrechtparkplätzen; bei letzteren würden zwar nicht so viele Stellplätze wegfallen, doch wäre dann aber nur ein Radstreifen in Richtung Innenstadt möglich.
Die Verwaltung favorisiert deshalb die Variante mit dem Längsparken, das betonte Thomas Plackert (Tiefbauamt) in der Sitzung. „Die Radstreifen werden jeweils 1,85 Meter breit angelegt, wie die auf der Herner- und Bessemerstraße.“
16 Stellplätze würden ab Karl-Leich-Straße damit verschwinden, denn bislang parken die Fahrzeuge senkrecht. Nachteil: Da sich der gesamte Querschnitt durch die neue Aufteilung in die nördliche Richtung verschiebt, müssen zwischen Karl-Leich-Straße und Maischützenstraße 17 Bäume gefällt werden. Die neuen Stellplätze entlang des Harpener Hellwegs sollen von neu zu pflanzenden Bäumen begrenzt werden.
Neue Parkplätze sollen am Schleipweg angelegt werden
Zwischen Schleipweg und Laurentiusstraße verbreitert sich die Straße – dort liegen auch noch die Straßenbahnschienen. Die Fläche wird heute zum Parken genutzt, das soll auch beibehalten werden; insgesamt 34 Stellplätze will die Stadt dort nach dem Umbau zur Verfügung stellen, indes nicht mehr für Lkw. Weiter Richtung Maischützenstraße, „dem engsten Teil des Harpener Hellwegs“, so Plackert, könne es nur einen Parkstreifen geben.
Ab der Karl-Leich-Straße, bis zur Straße Auf dem Knust, wird das Parken auf der südlichen Seite beibehalten. Im Bereich des Amtshauses Harpen soll eine Querungshilfe eingebaut werden. Ab Höhe Hausnummer 63 verschwenkt die Fahrbahn: Während der Radfahrer in Fahrtrichtung Bochum-Mitte weiter geradeaus fahren kann, wird der Kfz-Verkehr in die südliche Hälfte geleitet.
Die Stadt hatte geplant, die Bürger an den Kosten zu beteiligen. Damit, so zeichnet sich jetzt ab, wird sie aber wohl nicht durchkommen. Hubert Wegener (CDU): „Vor zehn Jahren wurde auf dem Harpener Hellweg sogenannter Flüsterasphalt aufgebracht, der nicht lange gehalten hat. Nach dieser falschen Planung ist die Straße in schlechtem Zustand, der geheilt werden soll durch die Tempo-30-Schilder. Die Anwohner gehen somit auf die Barrikaden, dass sie jetzt schon wieder zahlen sollen.“
Wohl keine Anwohnerbeiträge
Thomas Plackert versicherte, den Unmut nachvollziehen zu können. „Damals wurde der Unterbau der Straße nicht miterneuert. Der viele Schwerlastverkehr hat die Fahrbahn rasch zerstört, das war eine falsche Bauweise.“ Sein Kollege Bernd Kresimon räumte ein: „Nach 25 Jahren darf wieder nach KAB (kommunales Abgabengesetz) abgerechnet werden. Wir prüfen alles, vor allem vor dem Hintergrund der Fehler aus der Vergangenheit.“
Im August gab es eine Online-Eigentümerversammlung, an der 28 Anwohner teilgenommen hatten; gut einen Monat später trafen sich die Bürgerinnen und Bürger. Zu ihnen gehörte auch Rechtsanwalt Christoph Wieschemann, der seine Kanzlei neben dem Amtshaus Harpen hat. Dieser hatte im Vorfeld die Bezirksfraktionen anschrieben mit dem Ziel, mehr Parkraum zu erhalten.
Wieschemann: „Der Entfall der Parkplätze würde aus Sicht der Harpener Bürger und Bürgerinnen zu unzumutbaren Nutzungsbeschränkungen der Wohnbebauung und zu einer Beseitigung mikroklimatisch wichtigen Baumbestandes führen. Es ist aber eine politische Aufgabe, darüber zu entscheiden, ob dem Radverkehr der eindeutige Vorzug vor dem ruhenden Verkehr zu geben ist, oder ob ein Interessenausgleich anzustreben ist, den die Anwohner und Anwohnerinnen suchen.“
Mehr Parkplätze, aber nur ein Radstreifen Richtung Innenstadt
Andreas Konze (CDU) schlug der Verwaltung vor, das künftige Parkangebot „zu optimieren“. Thomas Plackert zeigte sich offen: „Wir können eventuell einige Lücken zusätzlich als Stellflächen nutzen.
Baukosten liegen bei 3,3 Millionen Euro
Nach jetzigen Berechnungen liegen die Baukosten insgesamt bei ca. 3.3 Millionen Euro. Ob Tempo 30 nach dem Ausbau beibehalten werde, ist noch offen. Entlang der Strecke sollen barrierefreie Bushaltestellen eingerichtet werden. Mit dem Entfernen der Schienen ist eine Wiederbelebung des Harpener Hellwegs als Straßenbahnstrecke wohl passé. Auf Höhe der Maischützenstraße staut sich bei Starkregen oft das Wasser. Abhilfe schaffen sollen Entwässerungsrinnen, die das Wasser dem Kanal zuführen.
Mit dem Ausbau will die Stadt im zweiten Quartal nächsten Jahres beginnen. Die Bauzeit wird etwa 20 Monate dauern. Währenddessen soll eine Einbahnstraßen-Regelung gelten. Wenn die Fahrbahndecke aufgebracht wird, muss beim Einbau eine Abbinde- und Aushärtezeit eingehalten werden, so das Tiefbauamt. In diesem Zeitraum könne eine Zufahrt zu den Privatgrundstücken nicht garantiert werden. Eine fußläufige Erreichbarkeit bzw. die Anfahrt von Rettungsfahrzeugen bleibe jedoch bestehen.