Bochum-Innenstadt. Die Alleestraße wird erneuert. Dabei wird den Autofahrern etwas genommen, was den Radfahrern zugute kommt. Dafür werden alle Bäume gefällt.

Die Alleestraße wird ab 2023 voll ausgebaut, bekommt breite Radstreifen zwischen Westring und Einmündung Bessemerstraße. Das hat zur Folge, dass zwei Fahrspuren sowie eine große Zahl an Parkplätzen wegfallen und die gesamte Allee mit 52 Bäumen gefällt wird. Der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur fällte am Dienstag bei einer Enthaltung der AfD die Grundsatzentscheidung – wenn auch nicht ganz ohne Bedenken.

Die Fahrbahn der Alleestraße ist in einzelnen Bereichen im Abschnitt zwischen Westring und Bessemerstraße in einem schlechten baulichen Zustand. Der Bauabschnitt misst etwa 650 Meter. Auf dieser Länge soll nicht nur die Straße umgestaltet und erneuert werden; auch die noch vorhandenen oberdirdischen Gleise der Straßenbahn werden entfernt. Für den Bereich zwischen Westring und Bessemerstraße wurde eine Vorentwurfsplanung erarbeitet, die gleichzeitig eine Umgestaltung des Straßenquerschnitts beinhaltet und insbesondere dem Radverkehr eine stärkere Bedeutung zukommen lässt.

Radstreifen werden 2,50 Meter breit sein

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Die künftigen beidseitigen Radstreifen sollen 2,50 Meter breit sein, was die Neuaufteilung des Straßenraums ermöglichen soll. Am Knotenpunkt Bessemerstraße wird der Radverkehr über einen indirekten Linksabbieger in Richtung Süden geführt. Der Anschluss in die Bessemerstraße und somit an den Radschnellweg Ruhr RS1 ist dadurch gewährleistet. Über den Westpark ist ebenfalls ein Anschluss an die Erzbahntrasse gegeben.

Trotz des Wegfalls zweier Fahrspuren hat die Verwaltung keine Bedenken zur Leistungsfähigkeit des Straßenverkehrs. Die Untersuchungen, so das Planungsamt, ergaben für den geplanten Ausbau auf Grundlage der heutigen Verkehrsbelastungen keine nennenswerten Änderungen zur bestehenden Situation an den Knotenpunkten

Lob für die Verwaltung im Ausschuss

Insgesamt erntete das Planungsamt im Infrastrukturausschuss viel Lob für den Vorentwurf zum Ausbau der Alleestraße. Stefan Jox (CDU) begrüßte auch, „dass sich jetzt endlich etwas tut. Eine städtebauliche Aufwertung ist nötig“. Er beantragte indes für seine Fraktion einen Prüfauftrag an die Verwaltung, wie nach dem Umbau die Leistungsfähigkeit des Individualverkehrs bei zwei wegfallenden Fahrbahnen erhalten werden könne. Sorgen bereitet der CDU auch, dass es statt heute 60 nur noch 35 Parkplätze geben soll. „Mit Blick in die angrenzenden Wohnbereiche darf es nicht zu einem Verdrängungseffekt von Stellplätzen kommen.“

Martina Schnell (SPD) betonte: „Wir tragen die Entscheidung mit. Einspurige Verkehrsführung, das ist zwar eine Umstellung, doch die Leistungsfähigkeit wurde ja geprüft und zugesichert. Deshalb haben wir keine Bedenken.“

Sebastian Pewny (Grüne) zeigte sich euphorisch: „Wenn die Verwaltung bei Radverkehrsplanungen immer so schnell arbeitet, bin ich zuversichtlich, dass aus Bochum doch noch eine Radverkehrsstadt wird.“

Bedenken in der Bezirksvertretung Mitte

Die Bezirksvertretung Bochum-Mitte hatte sich in der vergangenen Woche in einer Anhörung mit dem Ausbau der Alleestraße befasst. Dort herrschte keine solche Einmütigkeit. CDU und FDP hatten sich enthalten, die AfD lehnte ab. Insbesondere das Fällen der unter Schutz stehenden 52 Bäume, teils über 75 Jahre alt, gefiel nicht allen. Die CDU hatte überdies Bedenken wegen der Reduzierung der Fahrspuren und der Parkplätze.

Die Verwaltung will zur Stärkung des Alleencharakters insgesamt etwa 120 neue Bäume pflanzen. Viele davon sind für den derzeit noch baumlosen Mittelstreifen, als dritte Baumreihe vorgesehen.

Weiterer Ausbau vorerst nicht vorgesehen

Ein weiterer Ausbau in Richtung Westen ist derzeit noch nicht geplant, wird von der Verwaltung abergrundsätzlich weiterverfolgt und muss in Verbindung mit den weiteren Baumaßnahmen im Innenstadtbereich abgestimmt werden. Die nicht mehr benötigten Straßenbahngleise westlich der Bessemerstraße sollen bereits im Zuge des ersten Bauabschnitts entfernt werden.

Die Kosten für den Vollausbau belaufen sich voraussichtlich auf ca. 11,5 Millionen Euro plus ca. 2,5 Millionen Euro für Flächenkauf und das Versetzen einer Stützwand. Der vorhandene Mischwasserkanal ist sanierungsbedürftig und muss im Rahmen des Straßenneubaus mit erneuert werden.