Bochum. Eine Bachelor-Arbeit an der Ruhr-Uni beschäftigt sich mit dem Ende der Opel-Produktion in Bochum. Fazit: Das Werk hätte früher schließen müssen.

Im Dezember 2014 ist der letzte Opel in Bochum vom Band gerollt. Viel zu spät – wenn es nach den Ergebnissen einer wissenschaftlichen Arbeit an der Ruhr-Universität Bochum geht.

Grundstücke im Umfeld werden schnell teurer

Der Versuch, auch der Politik, das Werk zu retten, sei Ressourcenverschwendung gewesen. So lautet das Fazit der Bachelorarbeit von Sebastian Peters am „Centrum für Entrepreneurship, Innovation und Transformation“ (CEIT) der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Ruhr-Uni. Er hat sich die Bodenrichtwerte in Stadtteilen angeschaut, die vom Strukturwandel betroffen sind, und festgestellt, dass eine Wertsteigerung schnell passiert, wenn Stadt und Land die Ansiedlung innovativer Unternehmen fördern. „Das sollten sie daher lieber früher als später tun“, so Peters` Fazit.

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Schneidet eine Stadt die alten Industriezöpfe ab, argumentiert der Autor, und setzt stattdessen auf die Ansiedlung neuer, innovativer Unternehmen vornehmlich aus dem Technologiebereich, ist schon nach wenigen Jahren eine Steigerung der Bodenrichtwerte in den Stadtteilen erkennbar, die an solche Entwicklungsflächen angrenzen. Das sei in Bochum-Laer ebenso messbar wie in Dortmund-Hörde. Dort hat Peters die Auswirkungen am Phönixsee untersucht, dem ehemaligen Standort des einst weltweit modernsten Stahlwerks, das Thyssen-Krupp vor 20 Jahren nach China verkauft hat.

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Laer hat vom Opel-Aus profitiert

Was für den Phönixsee gilt wo der Bodenrichtwert zwischen 2011 und 2020 um 74 Prozent gestiegen ist, dreimal so stark wie in Dortmund insgesamt, gelte auch für Bochum-Laer: Nach der Schließung des Opel-Werks sei zwar zunächst ein ein leichter Preisverfall für Immobilien im angrenzenden Stadtteil eingetreten. Aber mit Bekanntwerden der umfassenden Planungen für das Areal sei der Trend umgeschlagen.

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In mehreren Etappen wurden die riesigen Werkshallen auf dem 70n Hektar großen Opel-Gelände in Bochum-Laer abgerissen. Allein die Opel-Verwaltung, das heutige O-Werk, ist stehengeblieben.
In mehreren Etappen wurden die riesigen Werkshallen auf dem 70n Hektar großen Opel-Gelände in Bochum-Laer abgerissen. Allein die Opel-Verwaltung, das heutige O-Werk, ist stehengeblieben. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Schon fünf Jahre später sei das Ergebnis der geglückten Standortentwicklung an den in Laer veranschlagten Bodenrichtwerten abzulesen: Der einst abgeschriebene Stadtteil liege mittlerweile knapp zehn Prozent über dem durchschnittlichen Preisniveau der gesamten Stadt Bochum. „Da höhere Bodenpreise sich in höherwertigem Wohnraum niederschlagen, muss eine entsprechende Nachfrage hierfür vorhanden sein“, so Sebastian Peters. „Die nahezu 7000 Arbeitsplätze, die für die Fläche Mark 51/7 angekündigt sind, schaffen genau diese Nachfrage.“

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Weitere Untersuchungen sind nötig

Natürlich, so räumt er ein, sei der Bodenrichtwert nur ein möglicher Indikator, um die Entwicklung in der Zeit nach Opel zu beschreiben und zu bewerten. „Aber er ist besonders aussagestark.“ Abhängig sei eine positive Entwicklung allerdings auch von einer „engen Verzahnung“ von der eigentlich umzustrukturierenden Fläche mit dem umliegenden Wohnquartier und Stadtviertel.

Folgen des Strukturwandels abfedern

„Damit Arbeitnehmer, die durch einen frühen, konsequenten Strukturschnitt negativ betroffen sind, nicht ins Bergfreie fallen, müssen Wege gefunden werden, solche Formen von Arbeitsplatzverlust sozial abzufedern“, so Sebastian Peters.

Zu diesem Thema sind weitere Forschungsarbeiten geplant.

Es werde weitere wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Thema geben, kündigt Prof. Matthias Weiß, Inhaber des Lehrstuhls für Innovationsmanagement an der Ruhr-Uni, an. Er hat die Arbeit von Sebastian Peters betreut. Analysiert werde müsse natürlich auch, welche Auswirkungen die Werksschließung und die aktuelle Entwicklung auf dem 70 Hektar großen Wirtschaft- und Wissenschaftsareal Mark 51/7 auf Menge und Qualität der Arbeitsplätze in der Stadt, auf Kaufkraft und kommunale Steuereinnahmen, auf Lebensqualität und vieles andere mehr hat.

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Wissenschaftler forschen in der früheren Opel-Verwaltung

„Das kann aber erst dann passieren, wenn das ganze Areal vollständig entwickelt ist“, so der Wirtschaftswissenschaftler. Er selbst hat diese Entwicklung jeden Tag vor Augen. Das „Centrum für Entrepreneurship, Innovation und Transformation“ ist nämlich mittlerweile ins O-Werk, der früheren Opel-Verwaltung am Eingang der Westseite von Mark 51/7, eingezogen.