Bochum. Oberbürgermeisterin Scholz ärgert, dass sie der Belegschaft nicht persönlich den Dank der Stadt aussprechen kann. Opel stiftet zwei Zafira.

Eingeladen war sie nicht. Aber sie ist trotzdem gekommen. Da Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz ausgerechnet bei der letzten Opel-Jubilarehrung an diesem Nikolaus-Samstag nicht geladen ist, schritt sie am Freitag zur Tat. „Ich löse das jetzt auf meine Art“, so Scholz, die ihre Verärgerung über das Verhalten des Unternehmens am Ende der 52-jährigen Präsenz in der Stadt nicht verhehlt: „Ich bin enttäuscht, dass ich keine Einladung zur Jubilarehrung erhalten habe.“ Dort wollte sie, wie bei allen Jubilarehrungen in den vergangenen zehn Jahren auch, den Dank und die Solidarität der Stadt an die Opelaner persönlich zum Ausdruck bringen. „Aber das war wohl nicht gewünscht.“

Stattdessen überreichte sie am Freitag, dem Tag an dem der ungefähr 13,7 Millionste und endgültig letzte Opel ein Bochumer Band verlassen hat und viele Opelaner ihre letzte Schicht absolvierten, am Werkstor einen Brief an Rainer Einenkel. Den Inhalt wird der Betriebsratsvorsitzende am Montag bei der Belegschaftsversammlung vorlesen. Um acht Uhr kommen bis zu 3000 Opelaner noch einmal zu ihrer allerletzten Versammlung zusammen.

"Verlorene Identität, Heimat und Sicherheit"

Einenkel wird dann zum letzten Mal einen Rechenschaftsbericht abgeben und kündigt an: „Der Vorstand und die anderen Standorte wollen die Schließung von Opel Bochum totschweigen. Wir aber nicht! Die Belegschaft will reden. Auch am Tag der Belegschaftsversammlung.“ Es könnte noch einmal ein heißer Montag werden.

Post haben Einenkel und Werksleiter Manfred Gellrich dieser Tage auch aus Essen erhalten. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat den Opel-Beschäftigten die Solidarität des Bistums Essen versichert. „In der Trauer um verlorene Identität, Heimat und Sicherheit fühlen wir uns mit der Opel-Belegschaft in großer Solidarität verbunden. Zugleich hoffen wir auf die konstruktive und wirksame Mitsorge aller Verantwortungsträger in Politik und Wirtschaft für die Entwicklung neuer Perspektiven für sichere Arbeitsplätze im Ruhrgebiet und hier insbesondere in Bochum“, so Overbeck.

Etwa 22.000 Euro je Fahrzeug

Das Unternehmen lüftete derweil das Geheimnis, was aus dem allerletzten Bochumer Opel werden soll. Er geht in den Verkauf. Dem Vernehmen nach sei es nämlich nicht üblich, Neufahrzeuge etwa in das werkseigene Museum zu stellen. Stattdessen spendet der Autobauer nun zwei Zafira Tourer im Wert von jeweils etwa 22.000 Euro für Bochumer Projekte. Ein Auto bekommt „Theater Total“; eine Initiative, bei der junge Menschen und erfahrene Künstler gemeinsam Stücke erarbeiten und damit auf Tournee gehen. Den zweiten Wagen erhält der Paritätische Wohlfahrtsverband, der ihn beim Übergangsmanagement für Flüchtlinge einsetzen wird.

Kommentar: 

Opel schließt. Das ist bitter. Und es tut allen weh, die lange kompetent und mit Herzblut für ein Unternehmen gearbeitet haben, das auch bei seinem unrühmlichen Abschied den Fehler macht, den es schon oft gemacht hat. Es trifft den Ton nicht.

Nicht, dass es ein leiser Abschied ist, stößt in der Stadt sauer auf. Für Empörung sorgt, dass es kein würdiger Abschied ist. Selbst Rainer Einenkel und Ottilie Scholz, die auch über Veranstaltungen nachgedacht haben, räumen ein, dass es schwierig ist, einen passenden Rahmen für die Schließung eines Werkes zu finden. Aber dass es geht, darauf hat NRW-Minister Duin aufmerksam gemacht, als er sagte, die RAG käme bei Zechenschließungen nicht auf die Idee, ihre Beschäftigten ohne Feierstunde zu verabschieden.

Diesen Stil, trotz allem erhobenen Hauptes zu gehen, hätte die Belegschaft und hätte auch Bochum nach 52 Jahren ehrlicher Arbeit verdient gehabt. So bleibt das Bild, dass ein Weltunternehmen sich klammheimlich davon macht. Opel wäre gut beraten gewesen, offensiver mit dem Abschied umzugehen. Offensichtlich war es aber schlecht beraten.