Dortmund. Niedergang von Industrie und Brauereien kostete Dortmund 80.000 Jobs. Der Phoenixsee ist inzwischen zum Synonym für den Strukturwandel geworden.
Blanke Wut befeuerte einen Stahlwerker, als er 1997 vom Aus der Stahlwerks in Dortmund-Hörde hörte. Betriebsräte verhinderten bei einer nächtlichen Belegschaftsversammlung, dass er dem damaligen Vorstandschef der Stahl AG an die Wäsche ging. 2001 wurde der letzte Konverter auf der ehemaligen Herrmannshütte Hörde geleert. Die Wut wurde weggespült vom Phoenixsee.
Chinesen demontierten 2003 und 2004 Hochöfen und Stahlwerk, um es in China neu entstehen zu lassen. Längst demontiert und danach in China wieder aufgebaut wurde auch die Kokerei Kaiserstuhl auf der Dortmunder Westfalenhütte, die damals modernste Europas, auf der nach nur acht Jahren und 12 Tagen Betriebszeit im Jahr 2000 der letzte Koks gedrückt wurde.
Im September 2006 war erster Baggerhub auf dem 98 Hektar großen Areal in Hörde. 2010 floss das erste Wasser in den See. Eine Tochter der Dortmunder Stadtwerke AG setzte das Projekt um. Zuvor und bis zum Bau der ersten Eigenheime am Nordufer im Jahr 2011 schlug das Projekt hohe Wellen auch bei Skeptikern.
161 Unternehmen mit 1700 Beschäftigten
Ob bei der nächtlichen Belegschaftsversammlung im Stahlwerk Hörde oder der „Nacht der 1000 Feuer“, bei der die Stahlwerker in der Nacht des 17. Februar 1993 die B1 blockierten, oder dem Niedergang der einst größten deutschen Brauer-Stadt, die Dortmunder WAZ-Redaktion war stets dabei. Zu tun gab es genug: Rund 80 000 Arbeitsplätze kostete der Niedergang bei Kohle, Stahl, Maschinenbau und bei den Brauern.
Der Phoenixsee ist inzwischen zum Synonym geworden für Strukturwandel in Dortmund. 161 Unternehmen mit 1700 Beschäftigten – elf Prozent mehr als im Vorjahr – arbeiteten 2017 am Seeufer und dem benachbarten Areal Phoenix West.
Die Entwicklung am Phoenix See war und ist Teil einer langen und noch andauernden Reise, auf die sich der „Dortmunder Konsens“ aus Stadt, Universität und Wirtschaftbegeben haben.