Bochum-Langendreer. Im Internet wird die Kult-Disco Matrix aus Bochum zum Verkauf angeboten – Zwangsversteigerung. Doch soweit soll nicht kommen. Die Hintergründe.

Wer öfter mal im Internet bei Ebay herumstöbert, wird es vielleicht schon gesehen haben. In der Rubrik Kleinanzeigen wird etwas Großes angeboten: die Kult-DiscoMatrix in Bochum-Langendreer. Auf dem Auktionsportal wird auf die Zwangsversteigerung hingewiesen. Doch soweit soll es nach WAZ-Informationen nicht kommen.

Bochum: Kult-Disco Matrix in Langendreer soll zwangsversteigert werden

„Diese Möglichkeit bietet sich nicht oft: Diskothek in markanter Denkmal-Immobilie zu versteigern“ ist das Inserat überschrieben. „637.500 Euro will Hypo-Vereinsbank dafür haben. Dafür gäbe es den Zuschlag“, verrät Tim Schweers von der Asset Gate GmbH, die den Auftrag hat, die Zwangsversteigerung zu bewerben.

Auch interessant

Diese wurde vom Amtsgericht Bochum für Mitte November angesetzt. Als Verkehrswert wird 780.620 Euro angegeben. Dieser sei von einem Gutachter festgelegt worden, sagt Tim Schweers, der berichtet, „schon sechs, sieben ernsthafte Interessenten“ für die Matrix zu haben. Und die meisten hätten auch ihr Interesse signalisiert, den Discobetrieb weiterzuführen.

Dirk Zimmer musste vor vier Jahren mit seiner Rockpalast GmbH als Besitzer der Disco Matrix in Bochum-Langendreer Insolvenz anmelden. Deshalb kommt es jetzt auf Betreiben der Bank zur Zwangsversteigerung. Doch Zimmer hat andere Pläne.
Dirk Zimmer musste vor vier Jahren mit seiner Rockpalast GmbH als Besitzer der Disco Matrix in Bochum-Langendreer Insolvenz anmelden. Deshalb kommt es jetzt auf Betreiben der Bank zur Zwangsversteigerung. Doch Zimmer hat andere Pläne. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die Matrix ist in dem ehemaligen, denkmalgeschützten Brauereigebäude der Müser Brauerei AG beheimatet. Mit ihrer markanten Backsteinbauweise als expressionistisches Eisenbetonhochhaus, verbunden mit der Geschichte seit dem Baujahr 1866, weist diese Immobilie den ganz besonderen Charme eines Industriedenkmals auf.

Matrix in Bochum: Alter Disco-Besitzer will auch der neue sein

Der zu versteigernde Gebäudeteil umfasst drei Disco-Bereiche (ca. 240, ca. 210 und ca. 114 Quadratmeter) und das ganze Drumherum (u.a. Personal- und Backstageräume, Bühnentechnik, Sanitäranlagen, Kühlräume, Schankräume, Lager). Rechtlich handelt es sich laut Schweers bei dem Objekt um sechs Teileigentume, welche eine wirtschaftliche Einheit bilden. Diese sind Teil des Gesamtgrundstücks, zu dem auch der benachbarte Real-Markt gehört.

Auch interessant

Ob es am Ende tatsächlich zur Versteigerung kommen wird, ist fraglich. Dirk Zimmer, der die insolvente Rockpalast GmbH geführt hatte, sagt auf WAZ-Nachfrage, dass er die Matrix in der Zwischenzeit schon gekauft habe. „Als Privatmann, zusammen mit meiner Lebensgefährtin Michaela Jütte.“ Das Geld sei allerdings noch nicht geflossen. Dies sei Corona und einem Krankenhausaufenthalt geschuldet.

Termin steht noch

Offiziell steht der Termin für die Zwangsversteigerung noch: Freitag, 12. November, 9 Uhr, Amtsgericht Bochum, Josef-Neuberger-Straße 1, Gebäudeteil A, 1. Obergeschoss, Saal A1.04.

Weitere Angaben dazu gibt’s im Internet auf www.ag-bochum.nrw.de .

Die Müser-Brauerei an der Hauptstraße 200 wurde 1976 geschlossen. Am 1. November 1978 wurde darin die Diskothek Rockpalast eröffnet. Im Sommer 1998 übernahm Dirk Zimmer die Disco, die er zwei Jahre später in Matrix umbenannte. Der Rockpalast war fortan eine von vier Disco-Ebenen.

Die Rockpalast GmbH unter seiner Geschäftsführung habe vor vier Jahren Insolvenz anmelden müssen, sagt Dirk Zimmer. „Wegen der schlechten Marktlage.“ Doch er wolle nicht, dass das Gebäude in Gefahr gerät. Immerhin führt Zimmer mit seiner Matrix Gastronomiebetriebe UG dort nach wie vor Veranstaltungen durch. „Wir mieten die Räume vom Insolvenzverwalter.“

Auch interessant

Dass sich die Marktlage für Diskotheken bis heute nicht verbessert hat, lässt Zimmer von dem Immobilienkauf nicht abschrecken. „Wir haben uns ja schon komplett neu aufgestellt und den regelmäßigen Discobetrieb zum 31. Dezember 2019 eingestellt“, erklärt er. „Jetzt setzen wir mehr auf Konzerte, haben dafür den Rockpalast so ausgebaut, dass 350 Leute hineinpassen.“ Aktuell sei er aber wegen Corona vor allem damit beschäftigt, die Konzerte zu schieben, erzählt Zimmer.

Disco-Abende finden nun nur noch vereinzelt statt, weiterhin zum Beispiel der Dauerbrenner „Empire of Darkness“ für Anhänger der Gothic-Szene. Ansonsten würden die Räume vor allem an Fremdveranstalter vermietet. „So fahren wir am besten und vor allem mit geringem Risiko“, sagt Dirk Zimmer.