Bochum-Stiepel. Mitten in Bochum-Stiepel wird bald ein neues, modernes Wohnhaus hochgezogen. Wie groß und teuer die Wohnungen sein werden, lesen Sie hier.

Neuer Wohnraum wird demnächst im Dorfkern von Bochum-Stiepel entstehen. Und das an historischer Stelle. Dort, wo aktuell noch das Gebäude der alten Vikarie steht, ist ein moderner Neubau geplant. Auch das Nebengebäude, ein Fachwerkhaus, muss dafür weichen. Nicht alle in Stiepel sind davon begeistert.

Wohnen in Bochum-Stiepel: Geplanter Neubau findet nicht nur Zustimmung

Mitglieder des Stiepeler Vereins für Heimatforschung und die frühere SPD-Ratsfrau Rita Jobs versuchen seit Jahren, die beiden Gebäude an der Brockhauser Straße 63 (Fachwerkhaus) und 65 (Vikarie der evangelischen Gemeinde, direkt am Fußweg zur Trauerhalle) vor dem Abriss zu bewahren. Zuletzt erhielt man durch die Bezirksvertretung Bochum-Süd Unterstützung, die es über einen Bebauungsplan versuchen wollte. Letztlich vergebens.

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„Durch einen Bebauungsplan kann der Abriss nicht verhindert werden“, teilte die Stadt Bochum jetzt mit. Freistehende Gebäude wie diese dürften abgerissen werden, zumal auch kein Denkmalschutz bestehe. Dies sei mehrfach überprüft worden.

Stadt Bochum: Bebauungsplan kann Abriss der Häuser nicht verhindern

Ein Bebauungsplan müsse ein Planungsziel zum Inhalt haben, heißt es aus dem Rathaus. „Dieses muss positiv formuliert werden, darf also nicht lauten, den Abriss von Gebäuden zu verhindern.“ Auch sei die Gebäudesubstanz in beiden Fällen sehr schlecht.

Diese beiden Gebäude an der Brockhauser Straße in Bochum-Stiepel müssen einem modernen Neubau weichen, darunter im Hintergrund links die alte Vikarie der evangelischen Gemeinde. Hinten rechts die historische Stiepeler Dorfkirche.
Diese beiden Gebäude an der Brockhauser Straße in Bochum-Stiepel müssen einem modernen Neubau weichen, darunter im Hintergrund links die alte Vikarie der evangelischen Gemeinde. Hinten rechts die historische Stiepeler Dorfkirche. © Gernot Noelle

Somit steht ein Abriss der beiden alten Häuser bevor. Sie machen Platz für einen modernen Neubau. Diesen lässt Uwe Kappel hochziehen. Der Immobilienunternehmer stammt selbst aus Stiepel und wohnt auch hier. Eigentlich gilt sein Hauptaugenmerk sonst großen Industrie- und Logistikimmobilien. Doch weil „mein Herz an Stiepel hängt“, habe er bei den beiden Grundstücken an der Brockhauser Straße zugeschlagen, „bevor sie in andere Hände geraten“.

Bochum-Stiepel: Neues Haus soll den modernsten Standards entsprechen

Anstelle der alten Gebäude soll ein großes eckiges Wohnhaus nach modernsten Standards – klimaschonend und -neutral – entstehen. Strom und Wärme zum Heizen sollen in dem Gebäude selbst produziert werden. Die Fassade wird aus Klinker aus Ruhrsandstein bestehen.

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Zehn Wohnungen sind in Souterrain, zwei Etagen und dem Staffelgeschoss oben drauf vorgesehen. Die Größe reicht von 90 bis 119 Quadratmetern. Kappel plant durchweg Dreieinhalb-Zimmer-Wohnungen, um auch Homeoffice zu ermöglichen.

Neues Wohnhaus in Stiepel: Wohnungen stehen nicht zum Verkauf

Zum Verkauf stehen die Wohnungen nicht. „Ich werde vermieten, auch wenn ich mit einem Verkauf das größere Geschäft machen würde“, sagt Uwe Kappel. Er wisse, dass viele Firmen aus dem Bochumer Süden dringend Wohnungen für ihre Beschäftigten suchten. „Und das möglichst im Umfeld des Arbeitsplatzes. Diese Leute mieten gerne, weil sie nicht wissen, wie lange sie bleiben werden.“

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Natürlich seien aber auch Stiepeler Familien eingeladen, an der Brockhauser Straße einzuziehen. Der Mietpreis wird laut Kappel bei 11 bis 12 Euro pro Quadratmeter liegen. Baubeginn soll Anfang 2022 sein, die Bauzeit 16 Monate betragen.

Gerichtliche Auseinandersetzung

Von drei Mietparteien in den beiden Häusern sind zwei inzwischen ausgezogen. Mit der dritten sei leider keine gütliche Einigung möglich gewesen, sagt Uwe Kappel. Dies werde nun auf dem Rechtsweg geklärt. „Anschließend wollen wir direkt durchstarten.“

Ein genaueres Bild von den alten Gebäuden an der Brockhauser Straße hat sich zuletzt auch Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) gemacht. Auch er sieht einen Erhalt inzwischen eher „schwierig“. Dafür seien sie in einem zu schlechten Zustand. Zudem befinde sich hinter der Fassade „nur Stein und Beton“.

Kontakt zum Bauordnungsamt hat Uwe Kappel schon gehabt, „um die Möglichkeiten einer Bebauung zu erörtern“. Zur Auflage sei ihm gemacht worden, die drei Linden vor den Häusern zu erhalten. „Deshalb haben wir das Haus in der Planung weiter nach hinten verlegt.“ Zudem müsse er die Versorgung der Bierstände während der Fliegenkirmes gewährleisten und einen Bürgersteig anlegen. „Auch wenn davor und dahinter kein richtiger vorhanden ist.“

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Für ausreichend Stellplätze sollen zwei Garagen und ein großer Carport hinterm Haus sorgen. Dazu sind Fahrradplätze vorgesehen.

Bauherr weist Kritik an Neubau-Plänen in Bochum-Stiepel zurück

Die Kritik an seinen Plänen kann Uwe Kappel nicht nachvollziehen. „Das Gebäude wird nicht höher als die in der Nachbarschaft sein“, versichert er. Zudem gebe es ja schon Häuser ähnlicher Bauart zur Dorfkirche hin. Die aktuell noch stehenden alten Häuser habe Kappel „durch einen öffentlich und vereidigten Gutachter“ auf ihre Sanierungsfähigkeit überprüfen lassen. Ergebnis: „Sie sind wirklich nicht erhaltenswert.“