Bochum. Die Pappelwald-Kantine an der Jahrhunderthalle ist noch bis Ende September geöffnet. Hier kann man entspannt verweilen und lecker essen.
Etwas ältere Theatergänger erinnern sich gewiss an Jürgen Flimm: Der große Regisseur, der kürzlich 80 Jahre alt wurde, war von 2005 bis 2008 der zweite Intendant der Ruhrtriennale. In seine Amtszeit fiel eine Idee, die bis heute nachwirkt: Weil er den Platz vor der Jahrhunderthalle als etwas nüchtern empfand, pflanzte Flimm direkt davor eine stattliche Anzahl von Pappeln. 311, um genau zu sein. Unterstützung gab es dafür von der Stadt Bochum und zahlreichen Spendern.
Einst zierliche Bäumchen, wurden die Pappeln im Laufe der Jahre immer größer: Mittlerweile sind sie zu einem kleinen Wald gereift, durch den jeder hindurch geht, der die Jahrhunderthalle von der Alleestraße aus betritt.
Zustand der Pappeln bereitet Sorgen
So wohlgewachsen die Pappeln auch aussehen: Richtig gut geht es ihnen nicht. Der Boden, in dem sie stehen, ist industriell stark vorbelastet. „Da wurde damals nur eine Folie draufgelegt. Die Wurzeln können sich nicht gut entwickeln“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. „Daher werden die Pappeln auch nicht so alt werden, wie es normalerweise könnten.“
Regelmäßig würden die Bäume vom Umwelt- und Grünflächenamt kontrolliert. Eine Pappel sei bei einem Sturm schon umgefallen. „Aber gefällt wird der kleine Wald deswegen nicht.“
Ruhrtriennale in Bochum läuft noch bis Ende September
Seit diesem Sommer leitete die Schweizer Theatermacherin Barbara Frey die Geschicke der Ruhrtriennale. Während ihres ersten Jahres kommt dem Pappelwald eine besondere Bedeutung zu: Er wird zu einer Art Wohlfühloase, zum Gastgarten. Hier soll jeder eine gute Zeit haben, der abends die Vorstellungen der Ruhrtriennale besucht oder einfach bei einem Spaziergang oder einer Radtour an der Jahrhunderthalle und im Westpark vorbeikommt.
Die Pappelwald-Kantine ist noch bis 25. September jeweils mittwochs bis sonntags ab 15 Uhr (Sa./So. ab 12 Uhr) bis in die Abendstunden geöffnet und bietet allerlei. Im Schatten der Pappeln kann man hervorragend verweilen, man kann lesen, entspannen, es gibt etwas zu essen, zu trinken – und nebenbei trifft man hier den einen oder anderen Schauspieler kurz vor der abendlichen Vorstellung.
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Auch eine Astronautin mischt sich unter die Gäste
Entworfen hat die Pappelwald-Kantine der amerikanische Künstler Dexter Red: Seine Idee war es, dem Wäldchen den Anstrich einer Mondlandschaft zu geben. Daher sind in den Bäumen große Planen aufgespannt, die ferne Planeten zeigen. Auch eine Astronautin mischt sich bisweilen unter die Gäste. „Das soll so wirken, als wäre man allein auf dem Mond gestrandet“, erzählt Dexter Red. „In dieser merkwürdigen Lockdown-Zeit, in der so viele Menschen isoliert sind, empfand ich das als eine passende Metapher.“
Großer Wert auf Nachhaltigkeit
Viel Wert wird dabei gelegt auf das Thema Nachhaltigkeit. Keine einzige Requisite, die im Pappelwald aufgestellt wurde, musste eigens dafür angeschafft werden. „Jeder Stuhl und jeder Tisch hat früher schon Verwendung gefunden, teilweise auch bei früheren Triennalen“, sagt Dramaturgin Sara Abbasi. Auch Müllvermeidung und das sogenannte „Upcycling“ (also das Wiederverwenden von scheinbar nutzlosen Materialien) spielen wichtige Rollen. Herzstück ist eine große Kuppel, in der Bücher entliehen werden können, die zuvor von den Künstlern der Ruhrtriennale dort hinterlegt wurden.
Um die kulinarischen Genüsse kümmert sich der Bochumer Gastronom Jens Behling und sein Team vom „Neuland“. Auf Fleisch wird komplett verzichtet, dafür gibt es Pasta, Linsensuppe, Stullen und leckere Grünkernfrikadellen – alles auch für den kleineren Geldbeutel geeignet.