Bochum-Langendreer. Der Hof des Figurentheaterkollegs in Bochum-Langendreer wurde zum Schauplatz für Kino, Theater, Musik und Kultur. Die Zuschauer waren begeistert.

Die Popcorntüte raschelt, der Blick geht gespannt nach vorn auf die Bühne, wo eine Handpuppe gerade die Geschichte von Bochum zum Besten gibt. Von hinten zieht Brezelduft heran, auf einer nebengelegenen Wiese flaniert ein bunt verkleideter Schauspieler auf und ab. In der Heckklappe eines roten Toyotas flackert eine Kinoleinwand und lädt zum umgekehrten "Autokino" ein.

Erleben konnte man Szenen wie diese, als die Bo-Biennale auf dem Hof des Figurentheaterkollegs Halt in Langendreer machte. Neben Stopps auf dem Bismarckplatz in Wattenscheid, auf der Springorumtrasse oder im Kunstkiez Bärendorf stand auch im Bochumer Osten ein Tag im Zeichen der freien Kunst- und Kulturszene.

Stück über Bochums Geschichte

"Ich war noch nie im Theater und sehe so etwas heute zum ersten Mal", sagte die achtjährige Marlene, die gespannt das Stück "Vom Urknall bis Bochum" vom Theater Wilde Hummel und dem Hallo-Du-Theater verfolgte. "Es geht um die Geschichte Bochums, und man konnte sogar sehen, wie die Ur-Menschen hier früher aussahen", erzählte Marlene aufgeregt.

Während sie weiter Graf Engelbert II. von der Mark lauschte, der über die Erweiterung der Marktrechte des früheren "Bukhems" plauderte, blätterte Angelika van Riel noch durch das Programmheft mit den dutzenden kostenlosen Angeboten. "Klasse, dass so etwas endlich wieder möglich ist, wir nutzen jede Gelegenheit", sagte die Besucherin. Durch die vollständige Impfung fühle sie sich sicher.

Publikum schwer einschätzbar

Uwe Vorberg vom Bahnhof Langendreer, der für Technik und musikalische Unterhaltung mit einem Konzert von "Mayveka" und einem "Tatort Jazz-Konzert" sorgte, weiß, dass es noch nicht jedem Bochumer so geht. "Wir tun uns schwer damit, abzuschätzen, wie die Kunst- und Kulturangebote angenommen werden", gab Vorberg zu.

Der Bahnhof Langendreer selbst startet im September wieder mit Indoor-Veranstaltungen - Kabarett-Abenden ebenso wie einer Diskothek. "Wenn unterschiedliche Altersgruppen angesprochen werden, gibt es auch noch einmal Unterschiede", so der Bochumer. Bislang seien alle Veranstaltungen im Bahnhof Langender aber nahezu ausverkauft gewesen, das Kino habe bereits seit Juni wieder geöffnet.

Besonderes Autokino

Für Kathrina Schröder, die für das "Blickfilmfestival" vor Ort war, steht fest: "Digitale und analoge Veranstaltungen sind nicht dasselbe. Zeigt man Filme vor Ort, kann man viel besser ins Gespräch kommen." Im von ihr betreuten "Oink"-Bus wurden Kinder- und Kurzfilme aus der Heckklappe präsentiert. Dass "Oink" rückwärts "Kino" gelesen wird, ist kein Zufall: Das Auto lud zum "umgekehrten Autokino" ein und platzierte seine Zuschauer auf Stühlen hinter dem Kofferraum.

"Wir zeigen Filme aus dem Archiv vom Filmfestival des Ruhrgebiets. Es gibt einen Beitrag über die letzten Telefonzellen Langendreers und über einen Holzfahrrad-Bauer aus dem Stadtteil", sagte Schröder.

Besuch beim Figurentheaterkolleg

Dass Marie Ohlendorf und Anna (5) überhaupt zur Bo-Biennale gefunden haben, war hingegen reiner Zufall: "Ich passe heute auf die Tochter von Freunden auf und wir sind spontan hier vorbeikommen", sagte Ohlendorf. Schon häufiger habe sie mit Anna Proben auf dem Hof des Figurentheaterkollegs beobachten können.

Das Figurentheaterkolleg selbst beteiligte sich nicht nur mit "Fensterkunst" von Kira Selicke, sondern auch mit einem "Legendreeren Talk Abend". Geschichten und Legenden aus dem Bochumer Osten standen dabei im Mittelpunkt - wie auch schon bei der ersten Veranstaltung dieser Art im Rahmen des "Parkstreifen Langendreer".

Lust auf Kultur, Kunst und Musik

Auch die Theaterwissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum waren vertreten: "Wir laden hier in unserem Erinnerungszelt auf eine Gedankenreise ein", sagte Simon Volkmann, der in einem bunten Kostüm mit einem Schmetterlingshut steckte.

"Ich bin eine Art Reiseführer", sagte Volkmann geheimnisvoll. Eins war beim Bo-Biennale Stopp in Langendreer jedenfalls zu spüren: Die Bochumer haben Lust auf Kunst, Kultur und Musik.

Dritte Bo-Biennale

Die Bo-Biennale findet nach 2017 und 2019 zum dritten Mal statt. Vom 26. August bis zum 5. September wird die ganze Stadt von zahlreichen Künstlern und Künstlerinnen der freien Kulturszene in Bochum bespielt.

Mit dabei sind auch Veranstaltungen an "Literaturspielplätzen": In Langendreer gibt es am 5. September am Spielplatz "Eschwege" Literatur für Erwachsene. Das volle Programm gibt es unter www.bobiennale.de.