Bochum-Langendreer. Das Figurentheater-Kolleg in Bochum will sich stärker in der Stadt zeigen. Dafür gibt es ab Frühjahr das neue Mitmach-Projekt “Park-Streifen“.

Der Schauspieler Martin Wuttke gilt heute als prominente Größe in Kino, TV und Theater. Dass er seine Ausbildung indes im Figurentheater-Kolleg in Bochum-Langendreer begann, wissen nur die wenigsten. Überhaupt hat es oft den Anschein, dass die Arbeit des Kollegs als eine der europaweit führenden Weiterbildungsstätten für Figurentheater und Puppenspiel eher von Experten wertgeschätzt wird.

In direkter Nachbarschaft hingegen ist oft gar nicht bekannt, was hinter den Backsteinen der ehemaligen Volksschule an der Hohen Eiche 27 jeden Tag vor sich geht: „Da denken viele, dass hier lauter obskure Clowns am Werk sind“, so hat es Leiterin Seta Guetsoyan in zahlreichen Gesprächen in Langendreer herausgefunden.

Figurentheater-Kolleg in Bochum will sich stärker öffnen

Damit das nicht so bleibt, möchte Guetsoyan das Kolleg jetzt wesentlich stärker als zuvor im Stadtteil öffnen. Dabei kommt ihr zugute, dass das Gebäude in unmittelbarer Nähe des Volksparks Langendreer steht, der gerade aufwendig umgestaltet wird. „Unser Plan ist es, in den Park und auch in die ganze Stadt hinaus zu gehen und die Menschen einzuladen, damit jeder sehen kann, was für großartige, kreative Dinge hier geschehen“, sagt sie.

Unter dem Titel „Park-Streifen“ soll das Projekt ab Frühjahr konkrete Formen annehmen. Geplant sind zahlreiche Veranstaltungen nicht nur im Volkspark, sondern unter anderem auch im Luther-LAB und bei der kommenden BO-Biennale, dem mehrtägigen Festival der freien Kulturszene, das Ende Mai zum dritten Mal stattfinden soll. Dafür hat das Kolleg eine Förderung des Landes NRW in Höhe von 100.000 Euro aus dem Programm „#heimatruhr“ bekommen: „Für uns ist das eine einmalige Sache“, sagt Seta Guetsoyan, die die Einrichtung seit zwei Jahren leitet.

Gartentor gibt den Weg in den Park frei

Als sichtbarstes Zeichen der neuen Öffnung soll künftig ein Gartentor im hinteren Teil des Kollegs den Weg in den Park freigeben. Bislang ist hier nur ein Zaun zu finden. Das Tor stand zuvor auf dem städtischen Betriebsgelände im Park: „Das wird von uns aufgehübscht und mit einem neuen Logo versehen“, erzählt Guetsoyan. So wollen die Künstler und Kursteilnehmer aus dem Kolleg hier regelmäßig im Grünen unterwegs sein, mit den Parkbesuchern in Kontakt kommen und sie vom Figurenspiel und Figurenbau begeistern. Als „Park-Streifen“ dient ihnen dabei eine Fläche hinter dem Kolleg, auch die Möglichkeit einer kleinen Open-Air-Bühne wird bereits überlegt.

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Dazu sind die Langendreerer aufgerufen, selber aktiv mitzumischen. Gemeinsam mit dem Luther-LAB, der ehemaligen Lutherkirche an der Alten Bahnhofstraße 166, wird eine Gesprächsreihe ins Leben gerufen, an der jeder teilnehmen kann. Dabei geht es unter anderem um das vielfältige Nachtleben, das im Bochumer Osten durch Szene-Treffs wie Zwischenfall, Matrix und Bahnhof Langendreer besonders ausgeprägt ist. Gesucht werden Geschichten, Erzählungen und Gegenstände (wie Fotos und Filme), die im Figurentheater-Kolleg eingereicht werden können. Die Auftaktveranstaltung ist am 21. April geplant.

Tanz im Knochenpark

Außerdem planen die Autorinnen Anke Meyer und Sarah Meyer-Dietrich einen Schreibworkshop unter dem Titel „Parkgeflüster“: Ab Mitte April können interessierte Laien hier unter fachkundiger Anleitung ihre Geschichten zu Papier bringen. Figurenspielerin Johanna Pätzold bietet ab 24. Mai an sechs Tagen einen Workshop an, bei der jeder in einer offenen Werkstatt seine eigene Figur gestalten kann. Ein skurriles Maskenfest mit der Maskenspielerin Silke Geyer soll es am 26. Juni im Volkspark unter dem Titel „Tanz im Knochenpark“ geben. „Das wird angelehnt an die mexikanischen Totenfeste, in denen vor allem das Leben gefeiert wird“, sagt Seta Guetsoyan.

Ihr Wunsch ist es, durch zahlreiche Aktionen wie diese mit den Menschen in Langendreer Freundschaft zu schließen und sich auch der ganzen Stadt nachhaltig zu öffnen: Mit Tagen der offenen Tür und Werkstattaufführungen auf der Studiobühne gab es dies zwar vorher auch schon, doch Seta Guetsoyan möchte diesen Schritt nun energischer nach vorn treiben. „Ich möchte einfach zeigen, dass unser Kolleg kein abgeschlossener Ort ist.“

Info: Europaweit einzigartiges Angebot

Das Figurentheater-Kolleg ist eine seit 1977 staatlich anerkannte Weiterbildungsstätte mit dem in Europa einmaligen Schwerpunkt Figurentheater. Sonst kann man diese Kunst nur an Universitäten etwa in Berlin und Stuttgart lernen.

Wer bei den Aktionen im Frühjahr und Sommer mitmachen möchte: Das Team freut sich über Anmeldungen unter Tel. 0234 / 28 40 80 und parkstreifen@figurentheater-kolleg.de

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