Bochum-Laer. Ein rechtsextremes Ehepaar hat in einem Bochumer Fußballverein ein Jugendteam trainiert. Der Club hat reagiert – und stellt sich nun neu auf.

Auf der Bezirkssportanlage in Bochum-Laer scheint alles so wie immer. Die B-Jugendlichen laufen ein paar Runden zum Aufwärmen um den neuen Kunstrasen, während die F-Jugend-Kicker mit dem Ball über den Soccer-Court wuseln. Ein ganz normaler Trainingstag beim LFC Laer? Nein. Denn noch lange nicht ist verarbeitet, was vor ein paar Tagen durch das antifaschistische Recherchenetzwerk „Exif“ ans Licht kam – dass sich unter den Trainern des Vorortclubs ein rechtsextremes Ehepaar befand. Das stellt den Fußballverein nun vor ganz neue Aufgaben.

Bochum: Rechtsextreme trainieren Kinder – das sagen Fußballverein und Eltern

Zuletzt ging es vor allem um den Neubau der Sportanlage, Corona-Auflagen und den Spielbetrieb. Nun ist völlig überraschend eine ganz neue Baustelle hinzugekommen, auf die der Verein gerne verzichtet hätte. „Wir waren völlig überrascht, als wir davon erfahren haben“, sagt Frank Gisselmann, zweiter Vorsitzender des LFC. „Erkennen konnte man das gar nicht. Die beiden sind nie negativ aufgefallen, waren immer freundlich und hilfsbereit.“

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Im Nachhinein hätte man vielleicht über die Tätowierungen am Körper drauf kommen können, räumt Frank Gisselmann ein. „Doch wer achtet da so genau drauf?“ Seit vier, fünf Jahren sei das Ehepaar als Trainerduo in der F-Jugend aktiv gewesen, sie habe zudem bei den Damen gespielt. „Die beiden kamen über die eigenen Kinder zu uns in den Club, wie das halt oft so ist, dass Eltern auch trainieren“, berichtet Gisselmann. Es habe nie Vorfälle oder Auffälligkeiten gegeben, „und die beiden haben auch viele Kinder mit Migrationshintergrund trainiert“.

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Dem ersten Schritt, das Ehepaar von all seinen Aufgaben im Verein zu entbinden, folgen beim LFC nun weitere. „Wir wollen ein neues Programm erstellen und unser Leitbild, dass es hier keinen Raum für Rassismus und Diskriminierung gibt, nach außen tragen“, schildert Frank Gisselmann die Pläne des Vereins. Die mobile Beratung gegen Rechtsextremismus, die kontaktiert wurde, sei auch schon mit Terminvorschlägen auf sie zugekommen.

Fußballverein will Workshops und Schulungen anbieten

Der LFC Laer will schnellstmöglich Workshops und Schulungen für Trainer, Betreuer und den Vorstand anbieten, „um uns alle noch weiter für dieses Thema zu sensibilisieren“, sagt Frank Gisselmann. Auch mit den Eltern wurde und wird gesprochen. „Wir haben in allen Verteilern die jüngsten Zeitungsartikel verschickt, damit jeder informiert ist.“

Stadt kündigt Mitarbeitern

Nach Angaben des antifaschistischen Recherchenetzwerks „Exif“ soll es mindestens sechs Personen aus Bochum geben, die den rechtsextremen „Hammerskins“ angehören sollen, zum Teil in Führungspositionen.

Zwei von ihnen arbeiteten bei der Stadt Bochum. Ihnen wurde inzwischen gekündigt.

„Die ,Hammerskins’ tragen ihr rassistisches und menschenverachtendes Weltbild in die Gesellschaft, sie leben unerkannt in der Nachbarschaft und üben ,gut bürgerliche’ Berufe in zum Teil verantwortlichen Positionen aus“, heißt es wörtlich in der im Internet kursierenden Veröffentlichung von „Exif“.

Abmeldungen habe es noch keine gegeben. „Die meisten Vereinsmitglieder und Eltern sind mit unserem Vorgehen bisher zufrieden.“ Das zeige beispielsweise auch die Trainingsbeteiligung. Gisselmann: „Während der Ferien waren bei der F-Jugend drei bis fünf Kinder beim Training, heute sind es 15.“

Einer dieser Kicker ist der Sohn von Izabela Waleszczak. Sie sitzt auf der Tribüne, schaut dem Training zu. „Auch wir waren überrascht, wir kannten die beiden Trainer persönlich. Ich bin ständig mit auf dem Sportplatz, auch mir ist nichts aufgefallen.“ Sie habe ihren Sohn gefragt, ob es passiert sei. „Nein, die waren lieb“, habe dieser geantwortet.

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Das sei ja auch genau deren Masche, nicht aufzufallen, sagt Benedikt Zauder von der Lacrosse-Abteilung des LFC Laer, die an der Aufarbeitung der jüngsten Geschehnisse natürlich beteiligt ist. „Und genau das macht die Sache nicht einfacher. Ich glaube daher, so etwas kann in jedem Verein passieren.“

Beim LFC Laer nach Möglichkeit nicht mehr, dafür wollen Gisselmann, Zauder & Co. alles tun – und bei Trainern und Betreuern künftig noch genauer hinschauen.