Bochum. Sorgen bald kostenpflichtige Bürgertests dafür, dass sich mehr junge Menschen gegen Corona impfen lassen? Bochumer Experten sehen einen Trend.

Die Ankündigung, dass bisher kostenlose Bürgertests ab Oktober bezahlt werden müssen, hat in Bochum in der vergangenen Woche nach Einschätzung von Experten dazu geführt, dass sich mehr junge Menschen nun doch gegen das Coronavirus impfen lassen. „Ein Ziel war ja die Motivation der Unentschlossenen“, sagt Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Er sehe bereits jetzt einen positiven Effekt. „Wir haben deutlich mehr geimpft als in der vergangenen Woche.“

„Momentan sind die meisten Infizierten zwischen 19 und 35 Jahren alt. Dort ist die Impfquote noch am niedrigsten“, sagt Eckhard Kampe. „Ich gehe davon aus, dass die Impfbereitschaft weiter zunehmen wird, wenn man sonst nicht ins Fitnessstudio oder ins Restaurant kommt.“

Auch im Bochumer Impfzentrum bestätigt man den Trend. „Ich habe beobachtet, dass viele junge Menschen gerade ohne Termin kommen“, sagt Björn Sperber, Leiter des Impfzentrums im Ruhrcongress. Im Schnitt seien zuletzt 170 Menschen täglich mit einer ersten Impfung immunisiert worden. In den vergangenen Tagen seien es mehr als 200 Menschen gewesen. „Man merkt, dass es voller wird. Die Nachfrage nach Impfterminen wird wieder größer.“

Bürgertests gegen das Coronavirus könnten ab Oktober 15 Euro pro Stück kosten

Aber was bedeuten die kostenpflichtigen Bürgertests für die zuletzt ohnehin schrumpfende Zahl an Testzentren in der Stadt? Seit Sonntag etwa gilt im Innenbereich der Restaurants die 3G-Regel. Rein kommt, wer geimpft, getestet oder genesen ist. Für ungeimpfte Menschen werden die Bürgertests also weiter eine große Bedeutung haben, um am öffentlichen Leben teilzunehmen.

Insgesamt sind in Bochum noch 150 Teststellen in Betrieb. Nach Angaben von Eckard Kampe könnten die Corona-Tests dort ab Oktober knapp 15 Euro pro Stück kosten, zunächst war sogar von 30 Euro die Rede gewesen. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) hat in Bochum fünf Testzentren betrieben. Wegen der derzeit sinkender Nachfrage sind drei vorerst außer Betrieb. „Seit es wegen der Inzidenz keine Pflichttests mehr gab, ist es bei uns deutlich weniger geworden“, sagt Fiona Rode, Geschäftsführerin des Bochumer Ortsverbandes.

Am Testzentrum am Schauspielhaus habe es etwa in Hoch-Zeiten bis zu 800 Tests täglich gegeben, derzeit seien es gerade einmal 150. „Im Schnitt sind wir nur noch zu einem Fünftel ausgelastet.“ Was die Umstellung auf kostenpflichtige Tests nun für den ASB bedeute, sei noch überhaupt nicht klar. „Es ist schwierig abzuschätzen, wohin die Reise geht. Das ist alles mit der heißen Nadel gestrickt.“

DRK rechnet für seine Testzentren wieder mit einer steigenden Nachfrage

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) erwartet in den kommenden Wochen eine steigende Nachfrage nach Corona-Tests. „Gerade für Freizeitaktivitäten werden die nötigen Tests wichtig“, so heißt es. „Wir können verstehen, dass der Gesetzgeber die dauerhaften kostenlosen Test nicht anbieten kann, dennoch muss zwingend ein Angebot zur kostenfreien regelmäßigen Testung für die Personen zur Verfügung stehen, die kein Impfangebot bekommen oder aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können“, erklärt Daniela Langhoff, Ressortleiterin Hilfsorganisation.

Das DRK rechnet damit, dass die Arbeit zumindest aufwändiger wird. „Wie die Berechtigung zu kostenlosen Tests nachgewiesen werden soll, ist zum Beispiel noch unklar. Die Prüfung könnte zu einem zusätzlichen Personalaufwand und so zu weiteren Kosten führen.“