Bochum-Ehrenfeld. Patrick Steinkamp ist Hausmeister im Schauspielhaus. Er zeigt versteckte Orte und berichtet von dem Tag, an dem er lieber frei gehabt hätte.

Zugegeben: So wirklich war Theater nie seine Welt. Regelmäßiger Theatergänger war Patrick Steinkamp jedenfalls nicht, als er als Schreiner beim Schauspielhaus anfing. "Da war das Außenlager des Theaters abgebrannt und es wurde befristet ein Schreiner gesucht", erinnert sich der 36-Jährige. 

Das ist nun knapp 15 Jahre her, inzwischen besucht Steinkamp regelmäßig selbst Theatervorstellungen und bei einer befristeten Stelle ist es nicht geblieben. "Ich war dann erst in der Bühnentechnik tätig und schließlich als Hausmeister bei den Hausdiensten", sagt Steinkamp. 

Bochumer Theater hat ein Team aus fünf Hausmeistern

Damit ist er einer von fünf Hausmeistern, kümmert sich um den Winterdienst, ums Fegen und das Aufbauen von Bürostühlen ebenso wie um das Wechseln von Leuchtstoffröhren, das Betreuen von Fremdfirmen oder die Schließanlagen. So richtig spannend wird es aber erst, wenn etwas außer der Reihe passiert. 

Wenn er an den Samstagmorgen im Dezember 2019 zurückdenkt, hätte Steinkamp jedoch rückblickend lieber keinen Dienst gehabt. Doch ausgerechnet in seinem Dienst passierte es: "Ich kam samstags sehr früh ins Haus, außer mir war nur der Pförtner da", erinnert sich der Hausmeister, der gebürtiger Herner ist. 

Töpfe und Pfannen schwammen ihm entgegen

Schon beim Betreten des Gebäudes hörte Steinkamp es leise Plätschern. "Noch habe ich mir nichts dabei gedacht, weil wir zuvor auch Probleme mit Regenwasser hatten", sagt er. Doch als er auf dem Weg in die Kantine bereits knöcheltief im Wasser stand, ahnte er nichts Gutes. "Als ich die Kantinen-Tür dann geöffnet habe, kamen mir Pfannen und Töpfe entgegengeschwommen, es war schrecklich", sagt der Hausmeister. Eine Hauptwasserleitung unter der Erde war geplatzt und hatte einen riesigen Wasserschaden im Schauspielhaus verursacht.

Deutlich lustiger ist eine Anekdote, die Steinkamp mit einem bekannten Gastschauspieler zu berichten weiß. "Ich wurde von einem prominenten Schauspieler in seine Gästewohnung gerufen, weil es Probleme mit der Heizung gab", erzählt Steinkamp. Der Schauspieler selbst war mit Proben beschäftigt, doch Steinkamp hatte einen Schlüssel. 

Peinlicher Vorfall mit einem Gastschauspieler

So betrat er die Wohnung, entlüftete die Heizung mit einem Wasserschlauch und wischte das braune rostige Brackwasser mit Klopapier auf. "Das habe ich dann natürlich ins Klo geworfen", sagt Steinkamp. Sein Auftrag war erledigt: Die Heizung funktionierte wieder.

"Voller Erschrecken habe ich dann aber auf dem Rückweg festgestellt, dass ich vergessen habe, das Klo abzuspülen", sagt Steinkamp. "Ein Anruf bei dem Gastschauspieler konnte relativ schnell klären, dass ich nicht mein Geschäft dort verrichtet hatte, das war mir etwas peinlich", sagt Steinkamp und muss noch heute lachen.

Einbruch ins Theater erlebt

Seinen Job liebt er genau wegen dieser Unvorhersehbarkeiten, eine "Überraschungskiste", wie er selbst sagt. "Man muss als Hausmeister gerne handwerklich anpacken und improvisieren können", sagt Steinkamp. Im Schauspielhaus kennt er jeden Raum, jede Abkürzung und jeden Geheimweg.

Kriminell wurde es auch schon: "Es gab einmal einen Einbruch, bei dem eine Geldkassette entwendet wurde", sagt Steinkamp. Er konnte der Polizei Videomaterial der Diebe zur Verfügung stellen.

Lieblingsorte im Theater 

"Am liebsten bin ich im mittleren Foyer und habe den Blick direkt auf die Stadt", sagt Steinkamp. Daran, im völlig menschenleeren Schauspielhaus zu sein, hat er sich inzwischen schon gewöhnt. In der Lüftungszentrale zu sein oder über der freischwebenden Zuschauerbühne, die an jeder Menge Stahlseilen befestigt ist, herumzuklettern - das findet Steinkamp aber auch heute noch cool. 

"Nur auf der Bühne stehen, das will ich selbst auf keinen Fall", sagt er. Schon als er einmal während einer Vorstellung bei Umbauarbeiten auf der Bühne zu sehen gewesen sei, sei er "nassgeschwitzt" gewesen. "Meine Welt ist eher im Hintergrund", sagt er.

Eigene Schlosserei

Im Bochumer Schauspielhaus arbeiten mehrere hundert Mitarbeiter. Dazu gehören beispielsweise die Dramaturgie, die Regieassistenz und die Bühnentechnik, aber auch das künstlerische Betriebsbüro, die Kommunikationsabteilung und die Soufflage. 

Das Schauspielhaus Bochum verfügt über eine eigene Schlosserei, Schreinerei, Polsterei, einen Malersaal, Werkstätten und eine Gewandabteilung. Zum Hausdienst gehören fünf Mitarbeiter.