Bochum. Jedes sechste Kind aus Bochum geht nicht zu den Untersuchungen U5 bis U9. Die Stadt kontrolliert Eltern nicht, die Teilnahme ist freiwillig.

Mindestens 16 Prozent der Bochumer Kinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahre nehmen nicht an den regelmäßigen Routine-Untersuchungen beim Kinderarzt (U5 bis U9) teil. Das ergeben Zahlen, die von der Zentralen Stelle im Landeszentrum Gesundheit (LZG.NRW) an die Stadt geliefert werden. Demnach verzichteten 3215 Familien aus Bochum im vergangenen Jahr darauf, ihr Kind zur Untersuchung dem Kinderarzt vorzustellen.

Bochum- Schuluntersuchung nur für 6 Prozent der ErstklässlerFür Kinder zwischen dem Alter von sechs Monaten und sechs Jahren sind die Früherkennungsuntersuchungen U5 bis U9 vorgesehen, die freiwillig und nicht verpflichtend sind. Das Ziel: Der allgemeine Gesundheitszustand und die altersgemäße Entwicklung eines Kindes sollen regelmäßig ärztlich überprüft werden, so das Bundesministerium für Gesundheit. Mögliche Probleme oder Auffälligkeiten könnten so frühzeitig erkannt und behandelt werden.

U-Untersuchung: 2020 nahmen 3215 Familien aus Bochum nicht teil

In Bochum lebten im Jahr 2020 nach Angaben der Stadt 19.332 Kinder unter sechs Jahren. „Für jedes Kind, das an einer Früherkennungsuntersuchung U5 bis U9 teilgenommen hat, schickt die Ärztin oder der Arzt eine Bestätigung an die Zentrale Stelle“, heißt es von der Stadt. Dazu seien diese verpflichtet. Für 3215 Familien lag 2020 keine Teilnahmebestätigung vor, teilte das Familienpädagogische Zentrum (FPZ) der Stadt mit. 2019 waren es 2863.

Auch interessant

Dr. Gediz Taskaya, Kinder- und Jugendarzt aus Bochum, hat nicht den Eindruck, dass so viele Eltern die U-Untersuchungen ihrer Kinder versäumen. „Termine werden nur sehr vereinzelt nicht wahrgenommen“, erklärt der Mediziner. In diesen Fällen rufe die Praxis bei den Eltern an und frage nach.

Liegt auch sechs Wochen nach Erinnerung für die jeweilige Früherkennungsuntersuchung keine Mitteilung über die Teilnahme vor, informiert zudem die Zentrale Stelle die Kommune darüber, bei welchen Kindern das der Fall ist. Diese entscheidet, ob sie mit den Eltern beziehungsweise Sorgeberechtigten Kontakt aufnimmt.

Keine U-Untersuchung? Stadt Bochum kontrolliert die Eltern nicht

U-Untersuchungen finden zu festgelegten Zeitpunkten statt

U-Untersuchungen sind eine Reihe verschiedener Vorsorgeuntersuchungen des Kindes, die zu festgelegten Zeitpunkten stattfinden.

„Die Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten („U-Untersuchungen“) zählen zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen im Kindesalter“, so das Robert-Koch-Institut (RKI). Laut einer Studie mit Daten aus den Jahren 2014 bis 2017 liege die Teilnahme bei über 95 Prozent.

Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status und Kinder mit beidseitigem Migrationshintergrund nehmen laut RKI die Früherkennungsuntersuchungen etwas seltener wahr.

Wie läuft das in Bochum? Eltern erhalten Erinnerungsschreiben, die auf die Relevanz der Untersuchungen hinweisen. „Es finden von hier aus aber keine Kontrollen statt und es wird nicht noch einmal recherchiert, da es in der Eigenverantwortung der Eltern liegt, ob sie das Angebot der Untersuchung annehmen“, so Stadtsprecher Peter van Dyk. Der Soziale Dienst des Jugendamtes werde nur involviert, wenn in der Familie eine Hilfe installiert ist.

Welche Rolle spielen Kinder bei Corona? Diese Studien laufenWährend früher noch strikter kontrolliert wurde, passiert das heute nicht mehr, nachdem das LZG seine Regelung dazu geändert hat. Das ist nicht nur in Bochum so.

Nach einer Evaluation der Landesjugendämter sei die Nicht-Einhaltung der U-Untersuchung „kein Indikator für eine Kindeswohlgefährdung“. Kinder- und Jugendarzt Taskaya erklärt, dass diese während des Termins beim Arzt zwar grundsätzlich auffallen könne, weil das Kind von Kopf bis Fuß betrachtet werde. „Man möchte eine Kindeswohlgefährdung natürlich erkennen, die Wahrscheinlichkeit ist in den Schulen oder Kitas aber höher, da die näher am Kind sind.“

Taskaya legt allen Eltern ans Herz, die U-Untersuchung mit ihren Kindern zu machen. „Alle Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig, diese allerdings besonders.“ Im Säuglings- und Kleinkindalter gebe es große Entwicklungsschritte, mögliche Probleme oder Auffälligkeiten können frühzeitig erkannt werden.

Eine Übersicht zu allen U-Untersuchungen gibt es hier: www.lzg.nrw.de/ges_foerd/kindergesundheit/zentrale-stelle/index.html (Externer Link).