Bochum/Herne. Können Bergbaueinflüsse die Sicherheit der Stadtbahnlinie U 35 in Bochum und Herne gefährden? Ein Forschungsprojekt der THGA bringt Antworten.
Die Campuslinie U 35 verbindet unterirdisch die Städte Bochum und Herne seit 1989. Außerhalb der Pandemie ist sie mit über 90.000 Fahrgästen täglich das am meisten genutzte Nahverkehrsmittel im Stadtgebiet. Doch wie sicher ist sie – und wie ist der Einfluss des Bergbaus?
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Um das herauszufinden, untersucht die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA) im Auftrag der Stadt Bochum derzeit den Untergrund. „NAMIB“ – „Nach- und Altbergbau-Monitoring von Infrastruktur der Stadt Bochum“ – ist der Name des Forschungsprojekts.
Grubenwasser im Ruhrgebiet steigt an – Einfluss auf U-Bahn?
„Auslöser für uns war die Aussage der Ruhrkohle AG, das Grubenwasser ansteigen zu lassen, was wegen der Ewigkeitskosten verständlich ist“, erläutert Karl-Heinz Reikat, der die Abteilung Stadtbahnbau und konstruktiver Ingenieurbau im städtischen Tiefbauamt leitet. „Diese Entscheidung der Ruhrkohle AG hat jedoch Auswirkungen auf unseren Baugrund – also unsere U-Bahn-Bauwerke.“ Das solle wissenschaftlich untersucht und begleitet werden.
„Jede Stadt sollte ihren Untergrund genau kennen“, ergänzt Geologe Tobias Rudolph von der THGA. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen vom Forschungszentrum „Nachbergbau“ untersucht er darum die Strukturen unter unseren Füßen. Es ist die erste Messung seit 32 Jahren – Ende Februar war der Startschuss, das Projekt ist bis Jahresende angelegt.
Einflüsse des Bergbaus zwischen Herne und Bochum
Den Expertinnen und Experten geht es vor allem um die Einflüsse, die der intensive Bergbau hinterlassen hat. Im Untergrund zwischen Bochum und Herne wollen sie den Nachweis erbringen, dass die U-Bahnlinie sicher und zuverlässig bleibt. Dabei helfen neueste, digitale Überwachungsmethoden und moderne Technik – aber auch akribische Archivarbeit.
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Zwischen 1980 und 1993 wurde die U 35 in Bochum ausgebaut. „Hier war der aktive Steinkohlenbergbau in der Umgebung zwar schon abgeschlossen, dennoch führt die Linie durch ein geologisch komplexes Gebiet, das stark durch den Bergbau beeinflusst wurde“, erklärt Rebekka Biermann vom Tiefbauamt, die selbst „Geoingenieurwesen und Nachbergbau“ an der THGA studiert hat. So konnten Strukturen und tektonische Elemente aufgespürt werden, die in neueren Karten gar nicht aufgeführt sind, darunter auch kleine Schächte oder Stollen.
„Die Tunnel sind sehr robust und stabil“
Der Löwenanteil des „NAMIB“-Projekts besteht nun aus intensiver Archivarbeit und Datenrecherche. Die gute Nachricht nach vier Monaten Beobachtung und Forschung: „Es gibt keine Hinweise, die auf eine aktuelle Gefährdung für die U 35 hinweisen“, so Rudolph. „Die Tunnel sind sehr robust und stabil, das können wir bestätigen.“