Bochum. Die Corona-Pandemie hinterlässt ihre Spuren. Auch beim Handwerk. Kreishandwerksmeister Michael Mauer aus Bochum gibt sich dennoch kämpferisch.

Die anhaltende Corona-Pandemie drückt mittlerweile auch die Stimmung im Handwerk: Nur noch 81 Prozent der Betriebe im Bereich der Handwerkskammer (HWK) Dortmund sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden; in Bochum sind es immerhin 83 Prozent. Ähnlich pessimistisch waren die Einschätzungen nach Angaben der Kammer zuletzt vor acht Jahren.

Lage und Aussichten im Handwerk besser als im Herbst

Für Miesmacherei besteht aus Sicht von Michael Mauer trotzdem kein Grund. Vor dem Hintergrund der Erschwernisse in den vergangenen 14 Monaten spricht der Kreishandwerksmeister aus Bochum von einer „ordentlichen Lage“ bei den Betrieben in der Kreishandwerkschaft Ruhr, d.h. in Bochum und dem Ennepe-Ruhr-Kreis. Und die drückt sich auch in den Erwartungen der Handwerksbetriebe etwa in Bochum aus (Grafik). 87 Prozent von ihnen glauben, dass sich die Lage in den nächsten Monaten verbessert oder zumindest gleich bleibt. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als noch im Herbst.

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Zwar ist die Lage über alle Handwerksberufe hinweg womöglich so unterschiedlich wie noch nie – während das Hoch im Baugewerbe allein von der Materialknappheit gebremst zu werden droht, sind die Umsätze etwa bei Friseuren und anderen körpernahen Dienstleistungen phasenweise tief in den Keller gegangen. Und im Kfz-Gewerbe und bei den Gesundheitsgewerbe sei die Lage angespannt, heißt es. Insgesamt aber stellt Kreishandwerksmeister Mauer zufrieden fest: „Wir haben keine Pleitewelle erlebt.“ Und wie schon bei anderen großen Wirtschaftskrisen, von der Energiekrise bis zur Finanzkrise, sei das Handwerk auch jetzt dabei, die Herausforderungen „geräuschlos zu meistern“.

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Gut 20.000 Beschäftigte im Bochumer Handwerk

In Bochum entsprechen die Beurteilung der aktuellen Lage und die Erwartungen an die nächsten Monate in etwa den Daten der Konjunkturumfrage im Frühjahr 2020. Seit dem Herbst 2020 und einem spüren „Zwischentief“ hat es damit wieder einen deutlichen Aufschwung gegeben, der sich etwa im Auftragseingang, den Umsätzen und insgesamt in der Geschäftslage widerspiegelt.

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Die 1734 Handwerksbetriebe (Stand Ende 2018) in der Stadt stellen etwa 20.200 Arbeitsplätze zur Verfügung: knapp 16.000 sozialversicherungspflichtige Stellen, fast 2500 geringfügig entlohnte Beschäftigungsverhältnisse sowie die Arbeitsplätze der Betriebsinhaber. Nach Angaben des statistischen Landesamts haben sie einen Jahresumsatz von 2,9 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen

Auch in Sachen Ausbildung habe das Handwerk seine Hausaufgaben gemacht – trotz fehlender Anwerbemöglichkeiten etwa durch Messen und Info-Tage. „Allerdings hätte ich mir hier auch noch ein bisschen mehr Kreativität vorstellen können“, sagt Michael Mauer.

Fakt ist: Ausbildungsplätze werden in Bochum und Umgebung im Handwerk auch für das kommende Ausbildungsjahr 2021/22 in ähnlichem Umgang wie in den Vorjahren zur Verfügung gestellt. „Aber es ist schwierig sie alle zu besetzen“, so Mauer. Mit Blick auf den Fachkräftemangel zahle sich nun aus, dass das Handwerk schon seit Jahren über Bedarf ausgebildet habe.

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Tatsächlich stellt die Bundesagentur für Arbeit in Bochum über alle Branchen hinweg fest, dass die Zahl der Lehrstellenbewerber zurückgeht. Ende April waren 1099 Ausbildungsplätze unbesetzt und 905 Jugendliche noch unversorgt.

Zwei Drittel der Betriebe bilden weiter aus

Im Bereich der Handwerkskammer Dortmund, zu der auch Bochum und die Kreishandwerkschaft Ruhr gehören, sind derzeit noch 1044 Lehrstellen unbesetzt. „Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen im Kammerbezirk ist ungebrochen groß. Zwei Drittel der befragten Betriebe bilden aus“, sagt HWK-Geschäftsführerin Olesja Mouelhi-Ort.

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Nur in jedem zehnten Betrieb würden die Ausbildungsaktivitäten wegen Corona ab August verringert – im Gegensatz dazu hätten zehn Prozent der befragten Unternehmen angegeben, ihre Ausbildungsaktivitäten ausbauen zu wollen. Denn: „Schließlich wollen sie morgen nicht ohne gut qualifizierte Fachkräfte dastehen.“