Bochum. Der Konjunkturklimaindex in Bochum und Umgebung ist zwar auf den niedrigsten Wert seit fünf Jahren gesunken. Aber es gibt Lichtblicke.

Drei wirtschaftliche Höhenflüge hat das Mittlere Ruhrgebiet seit der Jahrtausendwende erfahren. Dazwischen lagen bittere Abstiege. Beide lassen sich mit Tiefstwerten im Konjunkturklimaindex ablesen. Das jüngste Zahlenwerk gibt eine Einordnung der Geschäftslage und der Erwartungen in Bochum, Herne, Hattingen und Witten für die nächsten Monate.

Der Index geht nach unten, ist mit 99,7 Punkten aber weit von den Tiefständen (68, 78) der beiden größten Krisenjahre entfernt. Dennoch: Gegenüber dem Vorjahr (110,6) ist er kräftig gesunken – und das auf den niedrigsten Wert seit fünf Jahren. „Grund dafür ist hauptsächlich die Corona-Krise, die Unternehmer vor nie dagewesene Herausforderungen stellt“, heißt es bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet. Demnach geben lediglich 28 Prozent an, dass die Lage bei ihnen gut ist.

Ein Lichtblick: 74 Prozent der Befragten geben an, ihre Mitarbeiter halten zu wollen. „Es ist davon auszugehen, dass das Instrument der Kurzarbeit einen wesentlichen Teil zu dieser Zahlbeigetragen hat“, so Thomas Gdanietz von der IHK.

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Nur wenige Entlassungen sind geplant

Vor allem der Dienstleistungssektor leidet unter den Einschränkungen im Lockdown. Während Anfang 2020 noch 92 Prozent der Befragten ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend bezeichnet haben, sind es aktuell nur noch 72 Prozent. Nur ein Viertel aller Befragten erwartet, dass sich die Geschäftslage bis Anfang 2022 bessern wird.

Bezeichnend für den Dienstleistungssektor sind die großen Unterschiede – je nach Branche. „Manche kämpfen wegen der Krise jeden Tag, um den Fortbestand ihres Unternehmens zu sichern, wohingegen andere kaum betroffen sind“, heißt es bei der IHK. So liege der Index allein bei den Dienstleistungen bei 102,6 Punkten, nur zwei Punkte unter dem des Vorjahres.

Schlechte Werte für den Handel

Im Handel bewerten knapp 70 Prozent der Befragten ihre Geschäftslage mit gut oder befriedigend. Bei den restlichen 30 Prozent läuft es schlecht bis sehr schlecht. Und: Die Hälfte der Unternehmer erwarten, dass die Lage sich noch verschlechtern wird. Ein Viertel aller Arbeitnehmer werden voraussichtlich Mitarbeiter entlassen. Der Index allein für den Handel liegt bei 82,9 und damit um 33 Punkte unter dem Vorjahreswert.

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Angespannt ist auch die Lage in der Industrie, wenngleich der Index mit 103,7 Punkten wieder leicht gestiegen ist. Ein Viertel der Befragten gibt an, dass die Geschäftslage schlecht sei. Jedoch ist ein Aufwärtstrend bei den Auftragseingängen zu verzeichnen. Ein Drittel rechnet mit einer besseren Geschäftslage, 28 Prozent mit höheren Exporten.

Existenz steht auf dem Spiel

.„Diese Zahlen zeigen, dass es jetzt mehr denn je auf eine zügige sowie unbürokratische Abwicklung der Überbrückungshilfen ankommt“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik. Er appelliert an die Bundesregierung, Lücken im Versorgungssystem zuschließen. „Besonders der Handel und die Dienstleistungsbranche sind gerade auf jede Hilfeangewiesen. Inzwischen ist es leider wirklich so schlimm, dass übermäßige Verzögerungen den einen oder anderen die unternehmerische Existenz kosten werden.“

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