Bochum. Julia Bothur aus Bochum steigt den Menschen aufs Dach. Als Schornsteinfegerin. Nun schickt sich die Meisterin an, Miss Handwerk zu werden.
Der Schornsteinfeger ist auch nicht mehr das, was er mal war. Gut so. Der Beruf ist zwar immer noch eine Männerdomäne. Aber Julia Bothur tut vieles dafür, dass sich das ändert. Die 34-Jährige aus Stiepel schickt sich jetzt sogar an, bundesweit das Rollenbild der Frau zu erweitern. Sie will Deutschlands Miss Handwerk werden.
Die erste Auswahlhürde hat sie bereits genommen. Als eine von sechs Frauen und sechs Männern aus der ganzen Republik erscheint sie im deutschen Handwerkskalender 2021 – im sonnigen Monat Juli. Das passt zum fröhlichen Wesen der jungen Bochumerin.
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Zweite Abstimmungsphase beginnt
Jetzt steht das nächste Voting an. Aus dem Dutzend Bewerber, von einer Lackiererin aus München bis zu einem Bäcker aus Cottbus, wird die Miss Handwerk oder der Mister Handwerk gewählt. Dabei rechnet sich die Schornsteinfegerin aus dem Ruhrgebiet ganz gute Chancen aus. „Ich gönne es auch den anderen“, sagt sie. Aber wenn sie schon mal mitmache...
Botschafter des Handwerks
Zum elften Mal veranstaltete das Deutsche Handwerksblatt 2020 mit seinen Partnern Signal Iduna und IKK classic den Wettbewerb „Germany’s Power People“ . Gesucht werden Handwerkerinnen und Handwerker, „die mit Enthusiasmus und Stolz die schöne Seite des Handwerks präsentieren“, wie es heißt.
Mehr als 1000 Auszubildende, Gesellen, Meister und Unternehmer haben sich seitdem um einen Platz im Handwerkskalender beworben.
Dafür rührt sie beinahe täglich die Werbetrommel in den sozialen Medien, vor allem über Instagram. Anfang Dezember startet die zweite Abstimmungsphase. Sie gilt als Stimmungsbarometer für die Wahl zur Miss oder zum Mister Handwerk im Rahmen der Deutschen Handwerksmesse im März in München. In der Vergangenheit, so erzählt Julia Bothur, hätten zu je einem Drittel das Online-Voting, das Publikum bei der Messe in München und schließlich die Jury entschieden. Aber wer weiß, ob es angesichts von Corona überhaupt zu einer Live-Veranstaltung kommt.
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Botschafterin des Handwerks
Umso wichtiger ist es, sich in der digitalen Welt zu präsentieren. Und das beherrscht Julia Bothur. Berufliches, ein bisschen Privates, sie postet einen Mix aus beidem und hofft, damit die Wähler zu überzeugen. Überhaupt könnte Kompetenz ihr zweiter Vorname sein, wenn das nicht so technokratisch klingen würde. Und den Eindruck einer drögen Technokratin macht die Frau aus Stiepel nun wirklich nicht. Ihr Motto heißt: „Mit Humor lebt sich das Leben leichter.“ Und das kommt in beinahe jeder Sekunde unseres Gesprächs herüber. Erst noch Dobermann Pluto in den Garten lassen, und dann kann es losgehen.
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Schornsteinfegerin? Wie das? Julia Bothur ist sozusagen familiär „vorbelastet“. Papa Uwe Bothur ist Schornsteinfegermeister, ihre ältere Schwester Tanja ist Schornsteinfegermeisterin. „Mein Oppa war Zimmermann, mein Onkel ist Dachdecker. Ich bin von klein auf mit dem Handwerk in Berührung gekommen. Und ich liebe es.“ Ja mehr noch. Sie fühlt sich als Botschafterin des Handwerks.
Schornsteinfeger ist ein vielseitiger Beruf
Und das nicht nur wegen des Wettbewerbs. Julia Bothur hat ein Ingenieurstudium im Bereich Maschinenbau/Erneuerbare Energien abgeschlossen, ist ausgebildete Energieberaterin und Brandschutztechnikerin. Und sie unterrichtet an der Meisterschule. „Unser Beruf besteht längst nicht mehr nur daraus, aufs Dach zu gehen und den Kamin zu kehren“, sagt sie. Vor allem weil das Schornsteinfegerhandwerk so vielseitig sei, begeistere es sie weiterhin. Kamin kehren, die Kunden beraten, Emissionen messen. Das ganze Paket eben. „Aber wenn ich an einem sonnigen Tag mit blauem Himmel aufs Dach krauche, den Ausblick und die Ruhe genießen kann, das ist das Schönste.“
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Und Anfang 2021, wenn Papa Uwe in Rente geht, hofft sie natürlich, dessen Schornsteinfegerbezirk übernehmen zu können. Der allerdings wird nicht vererbt, sondern europaweit für sieben Jahre ausgeschrieben. Auch Julia Bothur hat sich beworben. Und hat bestimmt keine schlechten Karten – mit ihrer Kompetenz, ihrer Ausstrahlung und vielleicht ja auch bald mit einem Titel.
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