Bochum. Auf neuem Weg wird bald das Grubenwasser der Ex-Zechen Friedlicher Nachbar und Robert Müser in die Ruhr geleitet. Noch fehlen Genehmigungen.

Die Ruhrkohle treibt in Bochum den Umbau ihrer beiden Grubenwasseranlagen, die ihr Wasser in die Ruhr einleiten, voran. Zuletzt war in Bochum die Grubenwasseranlage der ehemaligen Zeche Carolinenglück umgestellt worden. Zunächst fließt das Wasser von dort über eine unterirdische Rohrleitung direkt in die Emscher. Im Endzustand soll es von der Wasserhaltung Lohberg aus direkt in den Rhein geleitet werden, da die alten Zechen unter Tage miteinander verbunden sind. Jetzt laufen vorbereitete Arbeiten an den beiden Standorten Friedlicher Nachbar und Robert Müser.

Grubenwasser als Wärmespender

Während das Grubenwasser der mittleren und nördlichen ehemaligen Bergwerke unter Tage in die Lippe oder die Emscher eingeleitet wird, bleiben an den beiden südlichen sogenannten „Grubenwasser-Provinzen“ Heinrich, Friedlicher Nachbar und Robert Müser, die Einleitungen in die Ruhr bestehen.

Nach Auskunft der RAG soll auch das bestehende Projekt, mit dem rund 28 Grad warmen Grubenwasser in Werne die Hauptfeuerwache und zwei Schulen zu versorgen, nach dem Umbau des Schachtes weiter verfolgt werden.

Die beiden ehemaligen Bergwerke sind zwar seit 1961 (Friedlicher Nachbar) und 1968 (Robert Müser) stillgelegt, doch aus der Erde an die Oberfläche und danach in die Ruhr gepumpt wird aus beiden ehemaligen Zechen das Grubenwasser. Gemeinsam mit der ehemaligen Essener Zeche Heinrich, sollen diese beiden Einrichtungen auch in Zukunft ihr Wasser in die Ruhr einleiten dürfen. Dies ist Bestandteil des Grubenwasser-Haltungskonzepts der RAG.

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Seit fünf Jahren ist die Wasserhaltung in der Zeche Carolinenglück bereits umgestellt.
Seit fünf Jahren ist die Wasserhaltung in der Zeche Carolinenglück bereits umgestellt. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Am Standort Robert Müser in Werne werden im Schnitt 7,8 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr und bei Friedlicher Nachbar (Linden) im Schnitt 6,6 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr „gefördert“. Mit der Besonderheit, dass am Standort Robert Müser das Wasser seit knapp zehn Jahren über einen Wärmetauscher Zwei Schulen und die nahe Hauptfeuerwache mit dem 28 Grad warmen Grubenwasser heizt.

Noch gilt das Bergrecht

Bislang fördern unten in den ehemaligen Schachtanlagen installierte Pumpen das Wasser nach oben. Dazu unterliegen die alten Grubenbaue dem Bergrecht. Sie werden regelmäßig gewartet und müssen bestimmte Sicherheitskriterien erfüllen. Der Zugang muss möglich sein. Das wird jetzt geändert. Wie schon auf der Zeche Carolinenglück sollen auch die beiden anderen Bochumer Wasserhaltungen umgerüstet werden.

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Dieser sogenannte „Abschlussbetriebsplan“ muss allerdings noch von der Bezirksregierung Arnsberg, in die das ehemalige Oberbergamt Dortmund jetzt integriert ist, genehmigt werden. Ganz ähnlich einem Bebauungsplan muss etwa eine Umweltverträglichkeitsprüfung nachweisen, welche Konsequenzen etwa die andauernde Einleitung des Grubenwassers in die Ruhr hat.

Zum Stand des Verfahrens erläutert Peter Hogrebe, für den Altbergbau zuständiger Dezernent der Bezirksregierung. „Erst nach Zulassung des Abschlussbetriebsplans kann mit den Maßnahmen begonnen werden. Ein Antrag dafür liegt der Bergbehörde noch nicht vor.“ Nach Angaben der Bezirksregierung werden zur Fortführung der Wasserhaltung an den Standorten Robert Müser, Friedlicher Nachbar und Heinrich zusätzlich wasserrechtlicher Erlaubnisse benötigt. Das wasserrechtliche Erlaubnisverfahren wird derzeit von der Bergbehörde geführt.

Die Standsicherheit des über 90 Jahren alten Fördergerüsts der ehemaligen Zeche Robert Müser wird sozusagen für die Ewigkeit gewährleistet.
Die Standsicherheit des über 90 Jahren alten Fördergerüsts der ehemaligen Zeche Robert Müser wird sozusagen für die Ewigkeit gewährleistet. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Aufwändige Arbeiten

Im Zusammenhang mit dem Rückzug des Bergbaus hatte es immer wieder Befürchtungen gegeben, dass beim kontrollierten Anstieg des Grubenwassers, etwa ausgetretene PCB-haltige Betriebsstoffe das Trinkwasser belasten könnten. Weitere mögliche Nebenwirkungen: Es könnte vermehrt Grubengas austreten und der Wasseranstieg in den Grubenbauen und Schächten könnte zu Schäden an der Oberfläche führen. Hogrebe geht davon aus, dass die Arbeiten an den beiden ehemaligen Bochumer Schachtanlagen bis zum Jahresende 2024 abgeschlossen sein werden, vorausgesetzt, dass alle Genehmigungen erfolgen.

Grubenwehr muss kontrollieren

Christoph Beike, Sprecher der RAG, berichtet, dass neben den aufwendigen technischen Arbeiten vor dem endgültigen Schließen der Unter-Tage-Einrichtungen der beiden Bochumer Schachtanlagen auch die Grubenwehr noch einmal zu einem Einsatz ausrücken muss. Im Vordergrund steht dabei naturgemäß die dauerhafte Sicherung. Bis dahin unterhält die RAG weiterhin eine Grubenwehr, die für die ehemaligen Reviere Ruhr, Saar und Ibbenbüren zuständig ist.