Duisburg. Wärme aus der Tiefe der Erde könnte zur Versorgung mit Fernwärme beitragen. Ein Konsortium prüft jetzt die Chancen in Duisburg.

Kann die Tiefengeothermie einen Beitrag zur klimafreundlichen Versorgung mit Fernwärme leisten? Zur Nutzung der Wärme aus ehemaligen Bergbau-Schächten kann ein Konsortium aus Duisburg und Düsseldorf nun eine Machbarkeitsstudie erarbeiten. Im Förderwettbewerb „Wärme aus Tiefengeothermie NRW“ des NRW-Landwirtschaftsministeriums bekamen die Partner nun den Zuschlag für 500.000 Euro.

Beteiligt sind die Städte und Stadtwerke Düsseldorf und Duisburg sowie der Flughafen Düsseldorf, die Uni Duisburg-Essen (UDE) sowie das Fraunhofer Institut für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG, Jülich/Bochum). Sie wollen darstellen, wie die Potenziale der Tiefengeothermie in den Kommunen gehoben und so der Einstieg in die klimafreundliche Technologie vor Ort realisiert werden kann. Eine unabhängige Fachjury hat die eingereichten Projektskizzen bewertet und den Zusammenschluss aus Düsseldorf und Duisburg ausgezeichnet.

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Energiewende in Ballungszentren bedeutet vor allem Wärmewende

Um die Klimaschutzziele in den Städten Düsseldorf und Duisburg zu erreichen, kommt der Fernwärme eine wichtige Bedeutung zu. Denn Energiewende in Ballungszentren bedeutet vor allem Wärmewende, da ein Großteil der CO2-Emissionen durch Heizung und Warmwasser erzeugt werden. Die Transformationen hin zu emissionsarmen Quellen bedeutet, dass auch in der Fernwärme fossile Energieträger ersetzt werden.

Derzeit ist die hoch effiziente und heute schon klimafreundliche Kraft-Wärme-Kopplung in Großkraftwerken eine wichtige Wärmequelle der Fernwärme, indem bei der Stromerzeugung Wärme ausgekoppelt wird. Zukünftig sollen industrielle Abwärme und regenerative Quellen wie die Geothermie, Wärmepumpen und Solarthermie immer größere Anteile der Fernwärmeversorgung übernehmen.

So funktioniert Tiefengeothermie: Hochtemperiertes Wasser, aus der Erde geholt, dient als klimafreundlicher Wärmelieferant für Wohngebiete und Industrieanlagen.
So funktioniert Tiefengeothermie: Hochtemperiertes Wasser, aus der Erde geholt, dient als klimafreundlicher Wärmelieferant für Wohngebiete und Industrieanlagen. © Grafik: Geologischer Dienst NRW

Entkoppelung der Fernwärme von fossilen Kraftwerken

Die Integration der Geothermie in die Systeme ist dabei ein Baustein auf dem Weg der Entkoppelung der Fernwärme von fossilen Kraftwerken. Sie könnte in urbanen und industriell geprägten Regionen einen Beitrag zu einer zuverlässigen und gleichzeitig klimafreundlichen Wärmeversorgung in einem Energiesystem sichern, in dem die volatilen erneuerbaren Energien (Wind und Sonne) immer mehr ins Zentrum der Erzeugung rücken.

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Auf dem Weg zur Wärmewende in Nordrhein-Westfalen biete die Tiefengeothermie „große Potenziale die wir stärker nutzen wollen“, so NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP). „Das große Interesse am Wettbewerb und die qualitativ hochwertigen Bewerbungen aus allen Teilen des Landes zeigen: Die Kommunen sind ein verlässlicher Partner, wenn es darum geht, die klimafreundliche Wärmeversorgung vor Ort voranzutreiben.“

STICHWORT: TIEFENGEOTHERMIE UND BERGBAU

  • Tiefengeothermie beschreibt die mögliche Nutzung von Erdwärme in Abteufungen ab 400 Metern Tiefe. Dabei könnten bereits vorhandene Schacht- und Tunnelsysteme ehemaliger Bergbauanlagen genutzt werden. Als energetisch nutzbar gilt die Temperatur des Grubenwassers, das sich in den geschlossenen Schachtanlagen in großer Tiefe sammelt.
  • Die Bergwerke des Ruhrgebietes wurden allerdings geschlossen, ohne eine geothermische Nutzung der bestehenden Anlagen einzuleiten. Deshalb fehlten bislang Referenzvorhaben. Bislang liegt lediglich eine Potenzialstudie vor, die der Geologische Dienst NRW von 2002 bis 2005 durchführte.
  • Im vergangenen Jahr unterstützte das Land die Einrichtung der Fraunhofer-Einrichtung für Geothermie in Bochum mit 27 Millionen Euro. Mit der Einrichtung soll das Potenzial für die Anwendung von Geothermie und Technologien zur Kopplung der Energiesektoren Wärme, Strom und Verkehr noch gezielter erschlossen werden.