Bochum. . Während der Kohlekrise demonstrierten in Bochum 1959 Zehntausende. Der ehemalige Bergmann Walter Rupprich (68) erinnert sich an diese Zeit.
Die Krise kam nicht unerwartet. Zwar förderten 1957 auf dem Bochumer Stadtgebiet noch 15 große Bergwerke mit insgesamt 39.553 Beschäftigten, doch die Verantwortlichen in den Kohlegesellschaften wussten längst, was das Stündlein geschlagen hatte.
Schlechte Lagerung der Flöze, der Kampf mit dem Grubenwasser, eine Vielzahl von tektonischen Störungen machten den Bergleuten unter Tage des Leben schwer und drückten auf die Bilanzen.
Viele Zechen stehen damals auf der Kippe
Die Zechen Prinz Regent (sie sollte 1960 als erste Bochumer Großzeche geschlossen werden) sowie die Bergwerke Friedlicher Nachbar, Engelsburg und Dahlhauser Tiefbau standen auf der Kippe. 1958 kamen die ersten Feierschichten, für Hauer und Steiger, denen nicht mehr zum Feiern zumute war. Es folgten Großdemonstrationen 1959, immer wieder auch in Bochum mit Zehntausenden Bergleuten.
Der Gerther Walter Rupprich (86) erinnert sich noch gut an diese Zeit. Dabei hatte er zunächst Glück. Die Großzeche „Lothringen“, wo er als einfacher Kohlenhauer arbeitete, stand zunächst nicht auf den Schließungslisten. Der aus Schlesien stammende Walter Rupprich hatte zunächst das Bäckerhandwerk gelernt. Über einen Bekannten, „der sagte, auf’m Pütt kann man gutes Geld verdienen“, kam er nach Bochum.
Rupprich arbeitete als Hauer
Er wohnte zunächst in einem Junggesellenheim an der Zeche Hannover. 1951 fing er dort als Hauer an, später wechselte er zur Zeche Lothringen. „Es hatte sich herumgesprochen, dass ich gut in Flözen mit steiler Lagerung arbeiten konnte“, erinnert sich Rupprich. Als Lothringen im Jahr 1967 geschlossen wurde, wechselte er mit etlichen seiner Gerther Kumpel zur Zeche Erin.
33 Jahre arbeitete Rupprich unter Tage. Noch heute ist er, soweit es seine Gesundheit erlaubt, im Gerther Knappenverein aktiv. Wenn er aus dem Wohnzimmerfenster schaut kann er beinahe die noch stehenden Übertage-Anlagen der Zeche Lothringen sehen. „Egal was andere Leute sagen. Ich war gern Bergmann. Es ist vor allem dieses Zusammengehörigkeit, das gibt’s nirgendwo sonst.“
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Dieser Artikel ist Teil des ProBO-Projektes „70 Jahre WAZ – 70 Jahre Bochum“. Unser Zeitstrahl Bochum70.waz.de bietet zu Nachrichten und Ereignissen, die für Bochum(er) zwischen 1948 und 2018 wichtig waren oder wurden, historische Filmaufnahmen, Fotos und die alten WAZ-Zeitungsseiten zum Durchblättern. Auf dem Spezial können Sie auch eigene Bochumer Stadtgeschichten und Fotos hochladen. Das erste Jahresthema der Multimedia-Chronik: die Gründung der WAZ in Bochum im Jahr 1948.