Bochum. Geothermie hat künftig für die Energieversorgung große Bedeutung – sagen Experten. Bochum spielt als Forschungsstandort eine wichtige Rolle.
Die Bedeutung Bochums als Standort internationaler Spitzenforschung wächst weiter. Um die klimafreundliche Energieversorgung weiter voranzutreiben, hat die Fraunhofer-Gesellschaft zum 1. Januar im Stadtteil Querenburg die „Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie“ eröffnet.
Der Kern des neuen Instituts ist das 2003 als Forschungsverbund unter der Leitung der Hochschule Bochum gegründete „Internationale Geothermiezentrum Bochum (GZB)“. Es wird nun ebenso wie die Zweigstelle des Instituts in Aachen weiter ausgebaut. Zusätzliche Einrichtungen sollen in Jülich, Cottbus und Zittau entstehen. Das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft stellt für Bau, Erstausstattung und Betriebsaufbau in den nächsten fünf Jahren etwa 27 Millionen Euro zur Verfügung.
Neuer Studiengang soll entstehen
Die Rolle als Moderator im Forschungsverbund ist die Hochschule zwar nun los. Aber: „Wir haben das Geothermiezentrum gegründet und sind nun stolz es zu entlassen und in eine andere Einrichtung zu überführen“, sagt Sprecher Norbert Dohms. Die Hochschule bleibe ein Kooperationspartner. Und: Rektor Prof. Jürgen Bock hat hat bereits angekündigt, sein Haus werde „für das Themenfeld der Geothermie einen neuen Studiengang einrichten.“ Gemeinsame Berufungen seien dafür Bestandteil der zukünftigen Zusammenarbeit mit der Fraunhofer-Gesellschaft.
Fraunhofer-Gesellschaft
Die Fraunhofer-Gesellschaft betreibt in Deutschland 72 Institute und Forschungseinrichtungen. Sie beschäftigt mehr als 26.600 Mitarbeiter – überwiegend mit natur- oder ingenieurwissenschaftlicher Ausbildung.
Das Forschungsvolumen aller Unternehmenseinrichtungen beläuft sich jährlich auf 2,6 Milliarden Euro. Etwa 70 Prozent dieser Summe werden nach eigenen Angaben mit Aufträgen aus der Industrie und mit öffentlich finanzierten Forschungsprojekten erwirtschaftet.
Die Bedeutung von Geothermie ist nach Einschätzung von Experten immens. Nach Sonne und Wind habe sie das größte Potenzial im Hinblick auf den Umbau der Energieversorgung. Eine noch vom damaligen NRW-Klimaschutzminister Johannes Remmel (Die Grünen) in Auftrag gegebene Studie hat ergeben, „dass mehr als die Hälfte des Wärmebedarfs der Gebäude in NRW über die oberflächennahe Geothermie mittels Erdwärmesonden gedeckt werden kann“.
Grubenwasser wird auf Mark 51/7 genutzt
Zeigen soll sich dieses Potenzial auch vor Ort. Die Stadtwerke Bochum als künftiger Versorger des gesamten Gewerbe- und Industrieareals Mark 51/7 in wollen gemeinsam mit dem Geothermiezentrum eine in Deutschland bislang einzigartige Nutzung des Energiepotenzials von Grubenwasser für die Wärme- und Kälteversorgung der Fläche möglich machen. Sie wollen das 30 Grad warme Grubenwasser der früheren Zeche Dannenbaum aus etwa 800 Meter Tiefe zu Tage fördern, es mit Sonnenergie auf 45 Grad erhitzen und so 75 Prozent des Wärmebedarfs des 68 Hektar großen Gebiets decken. Auch für die Kälteversorgung soll das Grubenwasser, allerdings aus einer Tiefe von etwa 300 Metern, bei etwa 18 Grad gehoben werden.
Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus BochumInsgesamt gehe es an allen Standorten darum, den Markt für die Anwendung von Geothermie und Technologien zur Kopplung der Energiesektoren Wärme, Strom und Verkehr noch gezielter zu erschließen, heißt es bei der Fraunhofer-Gesellschaft. Am Standort Bochum übernimmt Prof. Rolf Bracke, Geologe und Direktor des GZB, die Leitung. Er kündigt an, die Gesellschaft werde eine Vielzahl von Unternehmen der traditionellen Energiebranche bei der Umstellung auf CO2-arme Verfahren unterstützen. Und: „Auch nach dem Ende des fossilen Energiezeitalters kommt dem unterirdischen Raum eine besondere Bedeutung zu für die Gewinnung und Speicherung von Wärmeenergie und Energierohstoffen. In nur wenigen Regionen weltweit sind die Technologien und das Know-how zu dessen Nutzung so konzentriert vorhanden.“