Bochum. Er war eine Radsportlegende, Weltmeister und zehnmaliger Deutscher Meister: Walter Lohmann. Aber der Bochumer hatte noch andere Qualitäten.

„Bochums Beste von gestern“: In dieser Serie stellt die WAZ Persönlichkeiten vor, die die 700-jährige Stadtgeschichte Bochums geprägt haben. Zum Beispiel: Walter Lohmann.

Walter Lohmann zählt zu Bochums größten Sportlern

Auch, wer kein passionierter Rennrad-Fahrer ist, sollte den Namen Walter Lohmann kennen: Er ist eine Bochumer Radsportlegende. Mit der Einweihung des „Walter-Lohmann-Rings“ in Altenbochum wurde ihm vor über zehn Jahren das verdiente Denkmal gesetzt.

In seiner großen Zeit zählte der 1911 geborene Lohmann zu den bedeutendsten Sportlern Deutschlands. Der Bochumer war Rad-Weltmeister von 1937, zehnmaliger Deutscher Meister auf der Bahn, war Bundes- und Vereinstrainer und Zeit seines Lebens ein vom Radsport Getriebener. 1938 gewann er seinen ersten Deutscher Meistertitel. 500, eher 600 Siege bei Rennen in ganz Europa werden ihm zugeschrieben. Eine sagenhafte Zahl.

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Steherrennen waren Walter Lohmanns Spezialität

Der Radsport zählt seit jeher zu den populärsten Sportveranstaltungen, neben dem Profibereich war und ist er zumal in Bochum auch ein beliebter Breitensport. Über Jahrzehnte gab es an der Hattinger/Friederikastaße eine Freiluft-Radrennbahn, sie war sowohl für Hobbyfahrer als auch für Meisterschaften eine bekannte Adresse. Auch Walter Lohmann hat hier bei Steherrennen in die Pedale getreten.

Walter Lohmann (1911-1993)
Walter Lohmann (1911-1993) © WAZ

Freiluftrennen waren und sind populär, man denke an den Zuspruch, den der Sparkassen Giro jedes Jahr findet. Diese Bochumer Rad-Tradition wurde auch von Walter Lohmann befeuert. Er war in den 50er und 60er Jahren ein echter Star, erfolgreich, knorrig, eigenwillig.

Zwei Weltrekorde an einem Tag aufgestellt

Legendär war sein Durchhalte- und Siegeswille. Beim Sechstagerennen musste der Bochumer nach einem Sturz 23 Runden aufholen – und gewann am Ende doch. Am 24. Oktober 1955 stellte Walter Lohmann auf der Rennbahn im Stadion am Zoo in Wuppertal mit 44 Jahren zwei Weltrekorde hinter Schrittmachern auf: Für 100 Kilometer benötigte er 1:03,40 Stunden, und er markierte einen neuen Stundenweltrekord über 96,016 Kilometer.

Am 16. September 1957 fuhr Lohmann sein Abschiedsrennen auf der Stadionbahn in Frankfurt.

Walter Lohmann als Gastronom in Bochum

Der Bochumer war nicht nur im positiven Sinne radsportverrückt, er war auch ein Mensch von besonderem Schlag, privat wie auf Vereins- und Verbandsebene ging er keiner Kontroverse aus dem Weg. In späteren Jahren war er in Bochum als Tankwart und als Gastronom tätig. Mancher erinnert sich an Lohmanns Lokal „Miner’s Club“ am Südring, das bis in die 1970er Jahre hinein bestand.

Sturz beim Skifahren mit schweren Folgen

Seine letzten Lebensjahre waren schwer. 1979 stürzte er beim Skifahren und zog sich schlimme Verletzungen zu. In der Folge wurde er zum Pflegefall, betreut von seiner Frau Irmgard. Im April 1993 starb der Ausnahmesportler, seine Irmgard folgte ihm 2006.

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Bereits 1951 wurde Walter Lohmann von seiner Heimatstadt als verdienter Sportler geehrt, 2009 die Trainingsstrecke für Radsportler als „Walter-Lohmann-Ring“ an der Feldmark in Altenbochum eingeweiht. Hier dürfen sich Hobbyfahrer beim energischen Antritt wie der große Lohmann fühlen.