Das „Baby” ist schon deutlich älter als ein Jahr - wurde aber erst jetzt getauft. Die Trainingsstrecke der Bochumer Radsportler an der Feldmark bekam nun endlich auch offiziell ihren längst bekannten Namen: „Walter Lohmann-Ring”.

Bürgermeisterin Gabi Schäfer, in Personalunion auch Vorsitzende des Stadtsportbundes, Radsport-Fachschaftsleiter Gerhard Köster-Franke und Annette Adameit von der Sparkasse Bochum zogen in Anwesenheit vieler Ehrengäste die Verhüllung von dem rund einen Quadratmeter großen Schild, auf dem nun jeder den Namen der Strecke nachlesen kann – und einige Fakten über das Leben von Walter Lohmann, der 1911 in Bochum geboren wurde.

Damit wurde der Bochumer Radsportlegende endlich das in Radsportkreisen lang ersehnte und hoch verdiente Denkmal gesetzt. Lohmann, der Weltmeister von 1937, war zehnmaliger Deutscher Meister auf der Bahn, war Bundes- und Vereinstrainer und Zeit seines Lebens ein vom Radsport Getriebener.

Gerhard Köster-Franke, lange Jahre Vorsitzender von Lohmanns Heimat-Radsportverein Sturmvogel und Chronist seiner Erfolge, schreibt dem großen Sohn der Stadt mindestens 500, eher 600 Siege bei Rennen in ganz Europa zu. 1938 gewann er seinen ersten Deutscher Meistertitel.

Als der starke Bochumer, der in seinen ersten Jahren alle wichtigen Rennen gewonnen hatte, 1932 zu seiner ersten Straßen-WM nach Rom fuhr, hatten italienische Tüftler gerade die erste einfache Hebelschaltung erfunden. „Während die Italiener bergauf und bergab schalten konnten”, schreibt Chronist Köster-Franke im Internet, „ohne vom Rad zu steigen, mussten alle anderen absteigen und das Hinterrad umdrehen, da auf der einen Seite der Nabe der Zahnkranz für das Bergauffahren und auf der anderen Seite der Zahnkranz für das Bergabfahren war.” Dennoch wurde er Sechster hinter fünf Italienern mit Gangschaltung.

Legendär auch Lohmanns Auftritte bei Sechstagerennen und auf den Bahnen der Republik: Einmal musste der Bochumer nach einem Sturz 23 Runden aufholen – und gewann. Er war Bundestrainer, als Rudi Altig Weltmeister wurde und führte als Vereinstrainer den RV Sturmvogel mit Gerd Köster und Uli Basalla zur Meisterschaft.

Lohmann war im positiven Sinne radsportverrückt, was in der Familie nicht immer auf Gegenliebe stieß. Sein Sohn Walter Lohmann junior und seine Tochter Marion Beumer-Lohmann waren zur Taufe der Trainingsstrecke angereist. Sie lobten das innige Verhältnis in der Familie, plauderten aber auch ein wenig „aus dem Nähkästchen”. Lohmann hatte zahlreiche Angebote, zum Beispiel für Frankfurt oder Zürich zu fahren. „Aber Mutter Irma hatte immer Heimweh.” So blieb Walter in Bochum, ging stets früh zu Bett, ordnete alles dem Sport unter. Im April 1993 starb der Ausnahmesportler.

Die Nachwuchsfahrer, die sich vor dem zu enthüllenden Schild versammelt hatten, machten sich nach dem offiziellen Akt auf einige Trainingsrunden über die Strecke, die Gabi Schäfer als eine „Investition in die Zukunft” bezeichnet hatte.

Radsportler ärgern sich allerdings inzwischen schon über Vandalismus und darüber, dass Menschen mit ihren Vierbeinern dort zur Verrichtung ihrer Geschäfte spazieren gehen. Das Risiko, mit einem Fußgänger zusammen zu stoßen, ist dabei genau so unerwünscht wie die von den Reifen aufgewirbelten Hinterlassenschaften. Die Trainingsstrecke wird also weiter im Bewusstsein der Öffentlichkeit bleiben.