Bochum/Peru. Ihr Ehemann ist Diplomat, sie arbeitete zuletzt in der Autobranche. Jetzt startet die Bochumerin Alice Zymelka in Peru ganz anders durch.
Wenn Alice Zymelka auf ihrem Balkon steht, dann kann sie das Meer sehen. Nur zwei Kilometer liegt es entfernt, direkt hinter einem Golfpark. Manchmal bekommt Zymelka auf ihrem Balkon Besuch: Eine Gruppe von 50 bunten Papageien fliegt vorbei, ein Geier segelt vor ihrer Nase oder Eichhörnchen klettern über die Stromleitung. Noch vor einem Jahr wusste die 35-Jährige nicht, dass es sie als nächstes in die Hauptstadt von Peru, nach Lima, verschlagen würde.
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„Mein Mann ist Diplomat aus Ecuador, wir bekommen nur sehr kurzfristig Bescheid, wohin die nächste Mission geht“, erklärt Zymelka, die in Bochum-Langendreer aufgewachsen ist. Gerade einmal vier Wochen blieben zuletzt, um die Koffer zu packen. Fünf Jahre Ausland, drei Jahre Heimatland – in diesem Rhythmus lebt Zymelka gemeinsam mit ihrem Ehemann. Aus ihrem Hafen Bochum brach sie zuerst 2007 für längere Zeit auf: für ein „International Business“-Studium in Venlo.
Finanzmanagerin bei VW
„Ich habe dann ein Praktikum in China gemacht und sofort gemerkt, dass ich länger dort leben möchte“, sagt Zymelka, die in Bochum die Grundschule an der Somborner Straße besucht hat und ihr Abitur an der Willy-Brandt-Gesamtschule machte. Nach dem Studium kehrte sie deshalb nach Peking zurück – und lernte ihren jetzigen Ehemann kennen. Sie folgte ihm nach Ecuador und arbeitete als Finanzmanagerin der dortigen Volkswagengruppe. Auch bei dem Automobilhersteller Bentley in England war Zymelka eine Zeit lang tätig.
„Von Peking in das kleine englische Crewe war eine große Umstellung. Plötzlich war alles wieder viel beschaulicher und es war anfangs schwieriger, Freunde zu finden“, sagt die 35-Jährige, die schon immer gerne die Vox-Serie „Goodbye Deutschland“ geguckt hat, eine Auswanderung aber nie geplant hatte. Auch der Umzug nach Südmerika kam mit einigen Umstellungen daher: „Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass Schuhe schimmeln, wenn man sie offen im Schrank stehen lässt“, sagt Zymelka.
Erfolg mit Elektropop
Der Verkehr sei chaotischer, als Blondine falle sie stets auf. Auch die Küche klingt exotisch: „Zu meinen Leibspeisen zählt zum Beispiel Ceviche - roher Fisch, der in Zitronenwasser mariniert und mit geröstetem Mais und Süßkartoffel serviert wird“, berichtet sie. Auch „Lomo Saltado“ – Rindergeschnetzeltes mit gebratenem Gemüse und Kartoffeln sei „unübertrefflich“.
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Aktuell fasst Zymelka in einer neuen Branche Fuß: Denn aus einem einstigen Hobby hat sich mehr entwickelt. „Mein Mann und ich machen unter dem Namen ‚Pra!‘ Elektropop. Er schreibt die Lieder und Songtexte, und ich singe sie ein“, sagt die Bochumerin. Mittlerweile werden die Lieder sogar im südamerikanischen Radio gespielt. Bei allem internationalen Flair, der Zymelka durch ihr neues Leben umgibt, Bochum vergessen hat sie bei Weitem nicht. „Bochum fehlt mir“, gibt sie zu.
Bochum-Tattoo gestochen
Ein Tattoo erinnert sie täglich an ihre Wurzeln: „Glück auf“ hat sie sich in Ecuador stechen lassen – eins von insgesamt 15 Tattoos. Auch unter ihrem Fernseher erinnert ein Bochumer Glanzlicht an ihre Heimat. „Ich habe eine tolle Kindheit und Jugend in Bochum verbracht und komme noch jährlich zurück“, sagt sie. Etwa 12 bis 13 Stunden dauert der Flug bis nach Amsterdam. „Aktuell fliegt aber nichts nach Europa“, bedauert sie und berichtet von strengen Lockdowns mit starken Ausgangsbeschränkungen in Ecuador und Peru. Besonders gerne besucht die Ausgewanderte auf ihren Heimatbesuchen traditionell das Bermudadreieck.
Top-Sehenswürdigkeiten in Peru
Peru liegt im Westen Südamerikas und grenzt an Ecuador, Kolumbien, Brasilien, Bolivien, Chile und den Pazifik. Es ist das drittgrößte Land des südamerikanischen Kontinents.
Peru hat etwa 32,5 Millionen Einwohner, die Amtssprache ist Spanisch. Bezahlt wird mit peruanischem Sol.
Zu den Top-Sehenswürdigkeiten zählen beispielsweise der Machu Picchu, die Anden, der Titicacasee und der Amazonas-Regenwald.
„Im Yamas leckere Tapas und Weinabende mit Freunden und der Familie zu verbringen und im Anschluss im Bermudadreieck zu versacken, das ist klasse“, sagt sie. Auch ein Abstecher im Ruhrpark mit Besuch im UCI-Kino darf nicht fehlen. „Ich erinnere mich noch, wie ich als Jugendliche immer im Ruhrpark war. ‚Ich nehm den 355 um 15.03‘ habe ich dann am Telefon zu einer Freundin gesagt und los ging’s“, sagt sie.
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Durch ihre Familie bleibt Zymelka auch in Südamerika in Sachen Bochum immer auf dem Laufenden. „Ich weiß immer Bescheid, wenn es neue Restaurants oder Freizeittipps gibt“, sagt sie. Dass sie bald wieder etwas davon ausprobieren kann, das hofft Zymelka besonders.
In unserer Übersicht finden Sie alle Folgen der Serie „Bochumer aus aller Welt“: Klicken Sie hier.