Bochum. An vielen Schulen in Bochum werden in dieser Woche Corona-Selbsttests durchgeführt. Lehrkräfte schätzen die Chance, Eltern widersprechen teils.
Donnerstagmittag, letzte Stunde für die 8a der Willy-Brandt-Gesamtschulein Bochum-Werne. Normal ist hier schon seit längerem nichts mehr, doch trotzdem ist diese Schulstunde eine besondere. Unter Anleitung ihrer Klassenleitung machen die neun Schülerinnen und Schüler einen Corona-Selbsttest, danach beginnen 15 Minuten Wartezeit – in der Hoffnung, dass das Ergebnis negativ ist.
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Rund viermal drehen sie das Wattestäbchen in jedem Nasenloch, anschließend kommt es 30 Sekunden in eine Flüssigkeit, die dann auf den Teststreifen getröpfelt wird. Lehrkräfte dürfen den Schülerinnen und Schülern nicht helfen. „Das ist ein bisschen unangenehm und kitzelt leicht“, sagt Westley (13) über den Test. Während er auf das Ergebnis wartet, ist er etwas nervös. Nicht so Klassenkamerad Enis, der heute ebenfalls seinen ersten Selbsttest durchführt. „Ich hatte schon mal einen PCR-Test, der war unangenehmer“, berichtet der 13-Jährige.
Willy-Brandt-Gesamtschule: 10 bis 15 Prozent widersprechen Corona-Test der Kinder
Nicht alle Schülerinnen und Schüler der 8a machen den Corona-Selbsttest. Manche Eltern haben zuvor eine Widerspruchserklärung bei Schulleiterin Claudia Högemann eingereicht. „Es waren im Schnitt so zehn bis 15 Prozent an der ganzen Schule“, schätzt sie. Die Gründe seien verschieden.
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Viele Eltern in Bochum sind skeptisch – das hat auch eine Umfrage dieser Redaktion gezeigt. „Meine Tochter bekommt morgen den Widerspruch mit in die Schule“, sagt zum Beispiel Jasmin Hannig, die in Langendreer lebt. „Ich hab widersprochen. Wenn mehrere Kinder gleichzeitig ohne Maske im Raum stehen, finde ich das nicht gut und meine Tochter auch nicht“, so Melanie Schubert, Mutter einer 15-Jährigen aus Wattenscheid.
Sabrina B. besorgt vor allem die Art und Weise des Tests: „Ich habe den Widerspruch schon am Montag meiner Tochter mitgegeben. Den Spucktest würde ich ja erlauben, aber dieses ,Rumgestocher’ in der Nase finde ich nicht gut, nicht wenn die Kinder das selber machen müssen.“
Mutter: „Kinder, die nicht getestet werden, sollten Homeschooling machen“
Genauso gibt es aber auch viele Eltern, die es befürworten, dass die Kinder getestet werden. Julia Loibl erklärt: „Meine große Tochter hat heute an der Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule in Wattenscheid einen Test gemacht. Ich finde es absolut nicht schlimm, da meine kleine Tochter und ich Risikopatienten sind.“ Angelina Leitgebel aus Hofstede ist Mutter eines Kitakindes und eines Erstklässlers. Sie findet: „Jeder darf selber entscheiden, ob getestet werden soll oder nicht! Dann sollen aber auch die Kinder, die nicht getestet werden, reines Homeschooling machen!“
1,8 Millionen Selbsttests für Schulen in NRW
Das Land NRW hat in der vergangenen Woche mit der Auslieferung 1,8 Millionen Selbsttests für die Schulen begonnen. „Täglich werden 300.000 Selbsttests an jeweils 600 Schulen ausgeliefert“, heißt es aus dem Schulministerium. Eine Aufschlüsselung, wie viele Tests davon in Bochum angekommen sind, sei nicht möglich.
Sollten Eltern nicht wollen, dass ihr Kind den Test durchführt, können sie eine Widerspruchserklärung ausfüllen.
Auch an der Willy-Brandt-Gesamtschule fragt sich die Schulleitung, wie es zukünftig weitergehen wird – weil Tests womöglich die einzige Option sind, um überhaupt etwas Normalität zu ermöglichen. Für die ersten Tests in dieser Woche investierte sie jeweils eine Schulstunde. „Das ist auf Dauer logistisch nicht machbar“, so Högemann. Schon jetzt denkt sie über Konzepte nach, sie hat zum Beispiel die Idee einer Teststraße, in einem belüfteten Raum mit Einbahnstraßenregelung. Ob und wie das umgesetzt wird, zeigt sich frühestens nach den Osterferien.
Bei positivem Selbsttest wird das Gesundheitsamt informiert
15 Minuten sind vergangen, seit die 8a ihren Selbsttest durchgeführt hat. Auf keinem der Teststreifen ist ein zweiter Strich aufgetaucht – Ergebnis: negativ. „Ich fand es aufschlussreich, den Test zu machen. Das gibt Sicherheit“, meint Sarina (13).
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Seit Anfang der Woche finden die Tests an der Willy-Brandt-Gesamtschule statt, am Donnerstag gab es ein positives Testergebnis in einer sechsten Klasse. Die Eltern des Kindes wurden informiert und außerdem das Gesundheitsamt. „Das Land setzt diese Meldung nicht voraus, die Stadt Bochum macht es aber trotzdem, das finde ich gut“, sagt Schulleiterin Högemann. Das positiv getestete Kind macht nun einen PCR-Test, wie es danach weitergeht, hängt vom Ergebnis ab.