Wattenscheid-Höntrop. Der Rauswurf von Bochums Wasserwelten-Geschäftsführer Schmitt sorgt auch im Förderverein des Hallenfreibads Höntrop für viel Diskussionsstoff.
Zuletzt stimmte die Chemie zwischen beiden so gar nicht mehr. Vorsitzender Stefan Wolf, stets um Sachlichkeit, Offenheit und Kooperation bemüht, sieht jetzt aber auch eine Chance: „Für Schmitt galt der Neu-/Umbau des Südpark-Bades immer als Leuchtturmprojekt.“ Hier sollte nach seinen Vorstellungen im Südpark eine Art Spaßbad mit bis zu 350.000 Besuchern jährlich samt Bäderverwaltung und Umbaukosten von zuletzt rund 40 Mio Euro entstehen - das galt als die „große Variante“ bei den Umbauszenarien.
Wobei Fragen zu Kosten, Erschließung und Schallschutz bis zuletzt öffentlich nicht beantwortet worden sind; viele Gutachten wurden in Auftrag gegeben, aber nicht gezeigt. Wolf: „So ein großes Bad-Modell mag zwar vor 20 Jahren seine Berechtigung gehabt haben, aber heutzutage und vor allem an diesem Standort höchst problematisch.“
Förderverein Hönrop befürchtet: Kein Baustart 2021
Der Förderverein habe stets betont, dass für das Bad eine angepasste, innovative Lösung gefunden werden müsse, seine Mitarbeit angeboten, Workshops durchgeführt. „In unserem Verein gibt es eine Kompetenz auch zu modernen Technik- oder Ingenieursfragen. Wir möchten weiter an einer Lösung mitwirken – was offenbar aber nicht erwünscht war.“ Mit dem Abriss des Hallenbads und anderer Trakte seien Fakten geschaffen worden, „vor denen wir immer gewarnt haben, denn viele Gebäudeteile hätten mit Blick auf Kosten und Umwelt sinnvoll in einen Neubau integriert werden können. Jetzt ist es zu spät, weil der Abbruch vollzogen wurde“.
Schulen und Vereine enttäuscht
Wolf betont, dass die Politik für den Standorterhalt seit Jahren mehrheitlich plädiert. Und hofft, dass auch der teils sanierte Freibadbereich (Sprungturm/-becken wurden vor einigen Jahren durch die Stadt für ca. 280.000 Euro auf Vordermann gebracht) erhalten bleibt.
Seit fünf Jahren ist das Hallenbad dicht, das Freibad seit 2018. Wolf: „Eine ganze Grundschüler-Generation konnte hier nicht Schwimmen lernen, wurde zeitaufwendig in andere Bäder gefahren - dadurch mit kurzen Schwimmzeiten. Und ich befürchte, dass eine weitere hinzu kommt, wenn nicht schnell ein Beschluss gefasst wird.“ Einen Baustart 2021 sehe er leider nicht, „ich will nur hoffen, dass endlich beschlossen wird, wie es hier zeitnah weitergeht. Es wurde bisher schon viel Zeit vergeudet zu Lasten der Vereine, Schulen und Bürger - ein Trauerspiel. Ich hoffe, dass endlich Transparenz und Kooperation beim Neubau auch im Fokus stehen.“
Bad-Zukunft schien 2018 gesichert
„Wann und wie geht es endlich weiter mit dem Bad?“ Diese Frage stellen sich auch die Grünen in Wattenscheid. „Seit einem gemeinsamen Antrag der Bezirksvertretung Ende April 2020 zur Prüfung der Varianten 1 und 3 herrscht seit einem Jahr wieder Schweigen“, so Fraktionssprecherin Sonja Lohf. „Einzig der Abriss der Altgebäude wurde durchgeführt. Mit den Planungen fürs neue Bad sind wir aber keinen Schritt weitergekommen.“
Seit Gründung des Fördervereins Ende 2014 „sind die Entwicklungen ums Hallenfreibad vor allem durch eines gekennzeichnet: Durch endlos scheinende Phasen des Stillstands“. Mit dem mit 15 Mio Euro verbundenen Grundsatzbeschluss für ein neues Schwimmbad des Rates und der Übergabe der Bäder an die Wasserwelten 2018 „sah es so aus, als ob die Zukunft des Höntroper Bades mit seinem einmaligen Standort gesichert ist. Aber seit Beschluss der Bezirksvertretung und einem ähnlichen Beschluss des Rates mit vielen Prüfaufträgen ist auf planerischer Seite nichts passiert“.
WAT-Grüne hoffen auf Lösung
Und Oliver Buschmann, stellv. Bezirksbürgermeister (Grüne): „Seit einem Jahr schaffen es die Verwaltungen der Stadt und Wasserwelten nicht, die in Auftrag gegebenen Prüfaufträge zum Neubau des Bades abzuarbeiten und der Politik die Ergebnisse vorzustellen. Wir werden in der Schwebe gehalten bei der Frage, was genau denn möglich ist und wann es mit dem Neubau endlich losgeht.“
Die WAT-Koalition aus SPD, Grünen und FDP habe im Koalitionsvertrag festgelegt, „das Angebotsspektrum des neuen Bades solle nicht in Konkurrenz zu privatwirtschaftlichen Angeboten treten. Zudem darf es für das neue Bad keine neue oder zusätzliche Versiegelung geben“. Die WAT-Grünen fordern Politik und Verwaltung deshalb auf, „jetzt endlich tätig zu werden und die nötigen Entscheidungen zu fällen, damit in Höntrop mit dem Bau eines neuen Hallenfreibades begonnen werden.