Bochum-Langendreer. Das Kartellamt gab Edeka grünes Licht, den Real in Bochum-Langendreer zu übernehmen. Jubel brach deswegen vor Ort nicht aus. Aus gutem Grund.

Klingt erstmal super: Edeka darf den Real in Bochum-Langendreer übernehmen. Das hat das Bundeskartellamt am Mittwoch, 17. März, bekanntgegeben. Doch Luftsprünge gab es deswegen bei der Belegschaft im Supermarkt an der Hauptstraße 212 nicht. Denn zuviel ist noch ungewiss. Auch, ob der Deal zwischen Edeka und Real überhaupt zustande kommt.

Edeka-Übernahme in Bochum-Langendreer? Real tritt auf die Euphoriebremse

Deshalb tritt man bei Real auch auf die Euphoriebremse. Die Entscheidung des Bundeskartellamtes sei nicht gleichbedeutend damit, „dass Edeka auch den Real in Bochum-Langendreer übernimmt“, teilt Unternehmenssprecher Markus Jablonski auf WAZ-Anfrage mit. Er erklärt es bildlich: „Edeka hat sich die Deutschland-Karte angesehen und geschaut, wo man das Standortnetz verdichten möchte. Dabei kam eine Liste mit zahlreichen Wunschstandorten heraus, die man als Prüfauftrag ans Bundeskartellamt weitergegeben hat.“

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Der Real-Markt an der Hauptstraße in Bochum-Langendreer aus der Vogelperspektive. 6000 Quadratmeter Verkaufsfläche hat der Vollsortimenter. Links daneben der historische Müser-Turm, in dem die Disco Matrix beheimatet ist.
Der Real-Markt an der Hauptstraße in Bochum-Langendreer aus der Vogelperspektive. 6000 Quadratmeter Verkaufsfläche hat der Vollsortimenter. Links daneben der historische Müser-Turm, in dem die Disco Matrix beheimatet ist. © Hans Blossey

Edeka hatte beantragt, insgesamt 72 Real-Märkte übernehmen zu dürfen. Am Ende wurden vom Bundeskartellamt 51 Standorte freigegeben, unter anderem auch der in Langendreer. Eine Entscheidung, dass Edeka diese Märkte am Ende auch übernimmt, sei damit noch nicht gefallen, stellt Markus Jablonski klar. Wer wo hinkomme, werde bei den Verhandlungen zwischen den Unternehmen und dem Vermieter entschieden.

Real in Bochum-Langendreer: Stimmung unter den Mitarbeitern weiter bedrückt

Aus Sicht von Edeka sei zwar sicherlich eine weitere Hürde genommen worden. „Aber jetzt müssen sich alle Parteien erst einmal zusammensetzen“, erklärt Markus Jablonski. Wie lange diese Gespräche dauern werden, könne er nicht abschätzen. Dafür seien mitunter langwierige Verhandlungen notwendig, schließlich gehe es bei Handelsimmobilien immer um lang laufende Mietverträge. „Bei Hypermärkten dieser Größenordnung werden diese selten unter zehn Jahren abgeschlossen“, weiß Jablonski aus Erfahrung. „Das gibt andersrum aber auch die notwendige Sicherheit für beide Seiten.“

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Sicherheit und vor allem Gewissheit wünschen sich auch die Real-Mitarbeiter in Langendreer. „Die Stimmung bei uns ist weiterhin bedrückt“, gibt Tomasz Woss, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, einen emotionalen Einblick. Denn wie es für die Belegschaft weitergeht, sei immer noch mit vielen Fragezeichen verbunden. „Von daher haben wir die Nachricht zur Kenntnis genommen – und weitergemacht.“

Real: „Noch nicht rechtskräftig“

SCP Retail, die Konzernmutter von Real bezeichnet die kartellrechtliche Freigabe der Übernahme von bis zu 51 Standorten durch Edeka als „einen weiteren Meilenstein im Verkaufsprozess“ und „Beitrag zum Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze im Lebensmitteleinzelhandel“.

Rechtskräftig, so Real-Unternehmenssprecher Markus Jablonski, sei diese Freigabe durch das Bundeskartellamt indes noch nicht. Er verweist auf eine vierwöchige Frist, in der noch die Möglichkeit bestehe, Einspruch gegen diese Entscheidung einzulegen.

„Ja, wir stehen mit auf der Liste drauf“, sagt Woss. Aber mehr halt auch nicht. „Es hat sich durch die Entscheidung des Bundeskartellamtes nicht viel geändert. Die Verhandlungen beginnen ja erst.“ Mit ungewissem Ausgang.

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Völlig offen sei, in welcher Form der Edeka im Falle einer Einigung den Real übernimmt. Ob in Eigenverantwortung, unter der Regie eines selbstständigen Einzelhändlers oder als Marktkauf (gehört zur Edeka-Gruppe). Davon hängt letztlich auch ab, wie viele Mitarbeiter übernommen werden.

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„Wenn der neue Supermarkt wie bisher als Vollsortimenter weitergeführt wird, würde die komplette Belegschaft übernommen“, sagt Tomasz Woss. Von daher hoffe man, dass aus dem Real ein ähnlich aufgestellter Marktkauf wird. „Doch was ist, wenn Edeka sagt, man könne von den 6000 zur Verfügung stehenden Quadratmetern nur 3000 bewirtschaften? Dann fiele die Non-Food-Abteilung weg“, sagt Woss – und mit ihr auch zahlreiche Arbeitsplätze.