Bochum. Besser vorbereiten auf außergewöhnliche Wetterereignisse muss sich die Bogestra. Es gibt heftige Kritik in Bochum am ÖPNV-Unternehmen.
Der Winter ist wohl vorbei, die Bilanz gezogen. Und dabei kommt nicht nur der USB wegen seiner Defizite beim Straßendienst und der Müllabfuhr schlecht weg. Auch für die Bogestra hagelt es Kritik.
Dass ein ganzer Stadtteil wie Wattenscheid mit seinen 70.000 Einwohnern eine Woche so gut wie „abgeschnitten war“, so Ratsmitglied Sebastian Pewny von den Grünen, sei schwer nachzuvollziehen. Erhebliche Defizite habe es bei der Information der Kunden des Nahverkehrsunternehmens gegeben. Warum über die App der Bogestra keine Nachrichten verschickt werden können, sei schleierhaft. Und auch der Neustart des Betriebs, nachdem die meisten Schnee- und Eismassen beseitigt und getaut waren, sei eher schleppend gewesen.
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Ein Vorschlag: Schneeketten für Busse
Mit dem Verweis der Bogestra darauf, dass es sich um ein außergewöhnliches Wetterphänomen gehandelt habe, dürfe sich niemand in Bochum zufrieden geben. Pewny: „Es wird in Zukunft häufiger außergewöhnliche Wetterereignisse geben. Darauf müssen wir vorbereitet sein“
Schneeketten für Busse vorzuhalten, wie sie Pewny als eine Möglichkeit in der jüngsten Sitzung des Mobilitätsausschusses vorgeschlagen hat, ist aus Sicht von Carsten Daldrup, der bei der Bogestra zuständig ist für die Infrastruktur, bei 270 Bussen aus wirtschaftlichen Gründen keine Option.
Falsche Fahrplananzeige
Er räumt Defizite ein, vor allem in der Kommunikation mit den Kunden. „Wir haben großes Gewicht auf die ständige Aktualisierung unsere Homepage gelegt.“ Dabei blieben andere Wege wie die Sozialen Medien unberücksichtigt. Und: Es gibt Fehler im System. So etwa bei der elektronische Darstellung des Fahrplans. Der springe immer dann, wenn es zu großen Verzögerungen komme, auf die Sollzeiten um. Gerade die aber konnten während des Wintereinbruchs bei weitem nicht eingehalten werden. Wie groß der Informationsbedarf war, zeigt dieses Beispiel: Im Durchschnitt rufen 64 Kunden an einem Montag bei der Bogestra-Hotline an. „Am Montag nach dem Wintereinbruch waren es 20 Mal so viele, fast 1200.“
Die verschiedenen Schichten von Schnee und Eis – „wie ein Sandwich“, so Daldrup – hätten es extrem schwer gemacht, die Bus- und Bahnlinien zu unterhalten. Von „gravierenden Folgen für die Infrastruktur“ war die Rede. Mitarbeiter seien aus anderen Bereichen zum Räumen von Schnee und Eis und zu Enteisung von Oberleitungen abgestellt worden. „Aber wir sind an unsere Grenzen gestoßen“, so der Bogestra-Mitarbeiter.
Bessere Absprache mit dem USB gefordert
Dazu gehört möglicherweise auch die Erkenntnis, dass die eigene Ausstattung bei weitem nicht ausreicht. Zum Räumen von Schnee vor allem für Betriebshöfe und neuralgische Punkte im Stadtgebiet, stehen dem Verkehrsunternehmern gerade einmal zwei Lkw zur Verfügung, die im Winter mit Räumschilden ausgestattet werden können. Einigen Strecken hätten sich auch deshalb schwerlich befahren lassen, weil Bürger den Schnee auf der Fahrbahn aufgetürmt hätten. „Dass“, so Sebastian Pewny, „war wohl eher der USB.“ Er mahnte an, auch unter den Stadttöchtern müsse es zu einer besseren Absprache kommen.
Nicht nur der Vertreter der Grünen haben im Ausschuss Kritik an der Bogestra geübt. Auch SPD, CDU und FDP sehen Defizite. „Welchen konkreten Schritte werden denn unternommen, um eine ähnliche Situation in Zukunft zu vermeiden?“, fragt etwa Leon Beck (FDP). „Unser Fokus bei der Kommunikation wird in Zukunft auf den Sozialen Meiden liegen“, so Bogestra-Bereichsleiter Daldrup. Und mit dem USB müsse über Streustufen und Prioritäten bei der Räumung von Straßen gesprochen werden.
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